Montag, 7. Mai 2007

Finalproben Teil 1.


Bosnien-Herzegowina - Bosnien-Herzegowina eröffnete heute Morgen in aller Frühe, als die meisten wahrscheinlich noch den georgischen Wein vom Vorabend wegschliefen, die Probedurchläufe der Finalisten. Marija Sestic, der eine Ähnlichkeit mit Ira Losco (Platz 2; Malta 2002) nachgesagt wird, probte ihren Song "Rijeka bez imena", wirkte dabei sehr professionell und beweist, dass sie eine wiedererkennbare Stimme hat. Leider hört sich das Lied wie der sechste Aufguss von "Lane moje" und "Lejla" an, Songs, die in den vergangenen Jahren von Zeljko Joksimovic und Hari Mata Hari, einem der erfolgreichsten Komponisten des Balkans komponiert und beim ESC vorgetragen wurden. Die Bühne ist, wie "Flüße ohne Namen" das so an sich haben, in tiefen Blautönen gehalten.

Spanien - Anschließend waren die Spanier an der Reihe. Die vier Jungs von D'Nash traten in weißer Kluft, mit Jogginghosen und T-Shirts auf einer, den 70er Jahren entsprechenden, Bühne auf. Und - Oh Wunder! - man scheint sich ein wenig dem Gesangstraining hingegeben zu haben und trifft nun sogar schon einige Töne des Songs "I love you mi vida". Während des abschließenden Refrains - hi he ho - wird auch hier an pyrotechnischen Effekten nicht gespart. Es ist ein unbeschreibliches Glitzern, Blinken und Funkensprühen ohne Vergleiche in diesem Jahr.

Irland - Während der Probe der irischen Band Dervish gab es technische Probleme. Keiner der Probedurchgänge verlief optimal und es musste einiges korrigiert werden. Dennoch gibt man sich optimistisch, gar positiv. Die Bühne ist traditionell in irischen Farben (sprich: Grün, Weiß, Orange) gehalten und die Performance der Sängerin sowie der musizierenden Herren im Hintergrund ist ganz nett, mehr jedoch leider nicht. Böse Zungen sprechen gar von einer "Kräuterhexe", die auf der Bühne herumstapfte und versuchte alle Töne beeinander zu behalten. Die Pressekonferenz der Iren wurde kurzerhand zu einem typischen Folkkonzert umfunktioniert und man präsentierte Stolz den Ursprung und die Zugehörigkeit der Gruppe zur irischen Folkloreszene.

Finnland - Nun wurde das Bühnenbild dunkel gefärbt, eine mystische, an eine Gruft anmutende Stimmung kam auf und dann betragt die Lokalmatadorin Hanna Pakarinen die Bühne der Hartwall Areena. Aufgrund der dunkel gehaltenen Bühne und des Outfits kamen Erinnerungen an unseren Beitrag von 2005 - Gracias "Run and hide" auf, was selbst die finnischen Fans in der Halle als nicht passabel befanden. Einige Töne der finnischen Castingmaus waren eh jenseits der Ideallinie und somit bleibt Hanna nur noch ein bisschen Übung und das Maximale aus ihrem Song "Leave me alone" herauszuholen.

Litauen - Nach der ganzen Show, dem Rumgewedel mit Fächern, dem Gehämmere auf Trommeln und der komischen Gimmicks war es nun Zeit für den litauischen Auftritt. Im Jahr nach LT United kommen die Band 4fun mit Sängerin Julija extrem sympathisch und ohne große Bühnenshow auf. Julija singt mit einer Gitarre in der Hand auf einem Barhocker ihren seicht anmutenden Song "Love or leave". Instrumentell wird sie von ihren Bandmitgliedern hinter einer Schattenwand begleitet, ein guter optischer Effekt. Die Bühne ist in blau und gelborange gehalten. Die Pressekonferenz war ebenfalls wohltuend ruhig und gelassen. Es verspricht ein schöner litauischer Beitrag zu sein. Und... Überraschung, Roger Cicero ist der Favorit der Sängerin Julija!

Griechenland - Scheinbar maßlos enttäuscht war man hingegen vom griechischen Teilnehmer Sarbel, der aufgrund seiner waghalsigen Tanzeinlagen auf der Bühne kaum Luft zum Atmen geschweige denn Singen hatte und man diverse Töne versemmelte. Für den Finalauftritt sei ein Outfit in den griechischen Landesfarben geplant (wohl wieder so eine Sakis Rouvas-Kopie). Trotz des sehr sympathischen Auftretens, auch bei der Pressekonferenz muss Sarbel noch erheblich an der Gesangsqualität und an seinem Song "Yassou María" üben, sonst wird aus dem Mitfavoriten im Vorfeld ein untergehender Stern am ESC-Himmel.

Schweden - Schweden, vertreten durch The Ark, waren auch bereits dran und lieferten eine ordentliche Präsentation ihres Song "The worrying kind" ab. Das Bühnenbild wird von schwarz-weißen Windrädern dominiert, die sich in parahypnotischen Rhythmen drehen. Ein paar stimmliche Patzer gab es zwar auch hier, aber das machte Leadsänger Ola bei der anschließenden, sehr ironischen Pressekonferenz wieder wett. Schweden gilt nach wie vor als einer der wenigen "wahren" Favoriten auf den Gesamtsieg beim diesjährigen Grand Prix.

Frankreich - Mit gesundem Selbstwusstsein und dem niedrigen Interesse in der Heimat bewusst betraten die Franzosen die Bühne der Hartwall Areena. Als "unreif" und noch nicht wirklich ausgereift wird der Auftritt von der OGAE betitelt. Nach Anschauen des Probevideos zu "L'amour á la française", das ich persönlich für einen sehr gelungenen und frischen Song aus der ehemals dominierenden ESC-Nation halte, war mir auch klar, dass man dort noch einiges ändern und verbessern muss. Für das Hintergrundbild wählte man, im Deutschen Prilblumen nahekommenden Blümchen aus, wie sie in ähnlicher Variation auch das diesjährige Sublogo des Eurovision Song Contests zieren. Lediglich über die Farbkombination ist man sich noch nicht ganz im Klaren.