Dienstag, 30. April 2013

Road to Malmö (37/39): Aserbaidschan


Aserbaidschan - Azerbaijan - l'Azerbaïdjan - Azərbaycan

Was liest man nicht alles: Korruption, Diktatorenfamilie, Folter, Umweltsünden gegen Flaniermeilen, Prestigeprojekte und den Eurovision Song Contest, Aserbaidschan ist nicht nur kulturell ein Land der Kontraste, sondern auch politisch in der Diskussion. Was haben Menschenrechtler gegen die Ausrichtung in Baku protestiert, auf Missstände aufmerksam gemacht und Unterstützung bei den Teilnehmern gesucht. Eine 100% freie Arbeit der Journalisten gab es nicht, es gab Kritik und mahnende Worte von Kommentatoren und Punktesprechern wie Anke Engelke, aber hier soll lediglich nach dem Song entschieden werden.

Zur bisherigen Eurovisionsgeschichte:
Debüt: 2008 mit Elnur Husseinov feat. Samir Javadzadeh
Rundfunkanstalt: iTV
Teilnahmen: 5
Siege: 2011 - Ell & Nikki - Running scared

Eurofires Liebling:
Aysel Teynurzadeh feat. Arash  - Always
(AZ'09 - 207 Pkt.) 

Selbst Wladimir Putin hat es sich 2009 nicht nehmen lassen, bei der aserbaidschanischen Probe dabei zu sein, als der schwedisch-iranische Sänger Arash (zuletzt mit "She makes me go" in den Charts) und die aserbaidschanische Interpretin Aysel ihren Titel "Always" performten. Es war ein wunderschöner Popsong mit orientalischen und dennoch modernen Elementen, der zu Recht auf den dritten Rang nach vorne geschossen ist. Für Aserbaidschan war es Vorbereitung auf den Sieg von Düsseldorf, zwei Jahre später.

Der ESC in drei Sätzen: Noch nie hat Aserbaidschan weniger als 132 Punkte beim Finale des Eurovision Song Contest erhalten, zweimal sogar mehr als 200 Punkte eingefahren, das Land am Ende Europas mit Zugang zum Kaspischen Meer überzeugt den europäischen Geschmack immer wieder. Profitiert hat man natürlich durch Diaspora und Schützenhilfe aus der Türkei, die in diesem Jahr jedoch nich teilnimmt, aber man wird auch so wieder genügend Punkte für eine Top Ten-Platzierung einfahren. Aserbaidschan, seit 2008 dabei, gibt sich in der Vorbereitung große Mühe und wird dafür auch immer wieder belohnt, wie die Ergebnisse zeigen.

Eurovision Song Contest 2013:
Interpret: Farid Mammadov
Titel: Hold me
Startnummer: 4 (im 2. Semifinale)
Sprache: Englisch
Text & Musik: Dimitrios Kontopoulos, John Ballard, Ralph Charlie al-Fahel
Vorentscheid: Milli Seçim Turu - Aserbaidschanischer Vorentscheid mit acht Vorrunden mit jeweils acht bzw. neun Kandidaten, von denen sich insgesamt zehn für das Finale qualifizieren konnten. Als Sieger ging nach Urteil einer Expertenjury der Song "Hold me" von Farid Mammadov hervor.

Über den Künstler: Der 21jährige Farid Mammadov konnte sich im Vorentscheid des Senders ictimaiTV gegen eine Vielzahl von Mitbewerbern durchsetzen. Er wuchs bereits früh mit Musik auf, spielte Mugham, die traditionelle Musikform Aserbaidschans und später auch Jazz- und Soulmusik. Im Halbfinale des Vorentscheids stellte er seinen eigenkomponierten Titel "Gel yanima" vor.

Neben der Musik ist Farid als Capoeira-Sportler aktiv, auch seine Mutter ist sportlich dabei. Sie erreichte für die Sowjetunion eine Olympische Silbermedaille im Turnsport, zudem spielt sie Klavier, sein Vater ist Keyboarder in einer Rockband. Für die Performance in Malmö hat man sich wieder eingekauft und den Song Contest-erfahrenen Dimitris Kontopoulos ins Boot geholt.

Eurofires Meinung:
Ja, ich gebe es zu, ich habe schon viel Böses über Aserbaidschan und seine Song Contest-Vertreter geschrieben und ich mache es hiermit wieder gut. Auch wenn der Titel nichts Außergewöhnliches ist, singen kann der Junge und das Lied ist ein absolut eurovisionstauglicher Titel, der sich meines Erachtens locker in den Top Ten von Malmö platzieren wird. Mit entsprechender Visualisierung sehe ich Aserbaidschan mit Pauken und Pyroeffekten ganz weit oben mit dabei, sollte er Dänemark tatsächlich überholen und gewinnen, dürfte Armenien 2014 wohl abermals nicht dabei sein.

Finalchancen: 



Weiterführende Links:
Offizielle Website des Interpreten
Profil auf Eurovision.tv
Songtext auf Diggiloo.net

Kostprobe: