Sonntag, 4. Juni 2017

Discovery: Portugal von A bis Z



Portugal - Einige Wochen nach dem Eurovision Song Contest ist es traditionell an der Zeit, uns den Gastgeber des kommenden Jahres vorzunehmen und sowohl die Highlights als auch die tiefsten Abgründe des Landes kennen zu lernen. In Vorbereitung auf den 63. Eurovision Song Contest, der aller Voraussicht nach in der MEO Arena in Lissabon stattfinden wird, präsentieren wir heute feierlich einen weiteren Teil unserer "Discovery"-Ausgabe, nämlich "Portugal von A bis Z", in 26 Info-Häppchen rund um den Gastgeber 2018.

A wie Allgemeines - Die República Portuguesa stieg im 15. Jahrhundert zu einer Großmacht mit Kolonien in Afrika, Asien und Südamerika, der Glanz der Eroberer ist allerdings längst verblasst. Heute erstreckt sich Portugal nebst Madeira und den Azoren über eine Fläche von 92.212km² und hat Schätzungen zufolge rund 10,3 Millionen Einwohner. Wer einen davon telefonisch erreichen möchte, muss die Ländervorwahl +351 davorwählen. Portugal ist Gründungsmitglied der NATO und bezahlte bis zur Euro-Einführung mit dem Escudo. Das Land erstreckt sich von Nord nach Süd über rund 580km und von West nach Ost über maximal 286 Kilometer.

Jahrzehntelang war Portugal ein Auswanderungsland und rutschte 2008 in eine tiefe Finanzkrise, erholte sich davon jedoch langsam und gehört heute zu den meistbesuchten Ländern der Welt, die sich an die Strände der Algarve legen, eine Städtetour durch Lissabon machen oder eine Flussfahrt auf dem Douro unternehmen. Besonders sprachlich ist Portugal eng mit Brasilien verbunden. Seine Nationalflagge führt Portugal seit 1911, wobei vier Personen benötigt werden, um diese korrekt zusammenzufalten, sodass am Ende nur das Wappenschild erkennbar ist.

B wie Barcelos - Ein werbewirksames Maskottchen der portugiesischen Tourismuswerbung ist heute der sogenannte "Galo de Barcelos", ein bunter Hahn, der als Glücksbringer verehrt wird und moralische Werte und Aspekte des täglichen Lebens verkörpert. Seinen Ursprung nahm dieser Hahn in einer Legende, in der ein Bauer aus Barcelos im Norden Portugals nach Santiago de Compostela pilgern wollte. Dieser wurde aufgehalten und ob eines Silberdiebstahls zum Tod durch den Strang verurteilt. Der Bauer bat vor seiner Hinrichtung darum, noch einmal den Richter sprechen zu dürfen.

Dieser aß zu jenem Zeitpunkt gebratenen Hahn und der Bauer erklärte, der Hahn würde vom Teller hüpfen und lauthals krähen, um seine Unschuld zu beteuern. Als dieser angeblich tatsächlich begann zu krähen rannte der Richter zum Dorfplatz und stoppte die Hinrichtung. Kein Mensch glaubt heute mehr an diese Legende, doch der Hahn konnte sich als Glücksbringer im portugiesischen Volksglauben behaupten und ist heute ein beliebtes Souvenir Portugalreisender geworden. 

C wie CR7 - Einen ganz anderen Kult betreiben die Portugiesen um ihren 1985 geborenen Torschützen Cristiano Ronaldo, aufgrund seiner Rückennummer kurz einfach nur CR7 genannt. Die Geschichte des Jungen, der in einfachen Verhältnissen mit einem alkoholkranken Vater aufwuchs und nur mit seinem sportlichen Können zu einem der Topverdiener der Fußballwelt aufstieg und seine Karriere 2016 mit dem Sieg bei der Fußball-Europameisterschaft krönte, ist landesweit bekannt. 

Während er im Ausland auch den Ruf des Schwalbenkönigs genießt, lassen die Portugiesen, insbesondere die Einwohner seiner Heimat Madeira nichts auf ihn kommen. So existiert heute u.a. ein CR7-Museum in der Hauptstadt Madeira inklusive angeschlossenem Hotel, das seinen Namen trägt. Nach der EM 2016 beschloss die Verwaltung der Insel, den Flughafen von Funchal in Aeroporto da Madeira Cristiano Ronaldo umzubenennen. Zur weltweiten Lachnummer wurde hingegen die dazugehörige Bronzestatue des Bildhauers Emanuel Santos, die seither Flugreisende in Funchal empfängt. Zu dem verzerrten Gesicht der Statue erklärte der Künstler: "Selbst Jesus gefiel nicht allen Menschen."

D wie Dulce Vita - Neben Italienern und Spaniern sind auch die Portugiesen für ihren süßen Lebensstil bekannt. Ähnlich wie die iberischen Nachbarn findet zwischen 12:30 Uhr und 14:30 Uhr eine landesweite Mittagspause statt, in der sich die Portugiesen den Freuden des Mittagessen und der Ruhepause hingeben. Dazu gehört u.a. auch der Bica, ein Espresso der im Stammcafé eingenommen wird und wörtlich so viel wie "Ausguss" bedeutet. Es gehört sogar zum guten Ton, sich zwei- bis dreimal täglich in seinem Café blicken zu lassen. Anders als in der Ukraine, wo man eher auf Instant-Kaffee zurückgreift, können Eurovisionsfans sich in Portugal auf vernünftige Kaffeevariationen freuen.

Das Portfolio portugiesischer Kaffeespezialitäten variiert von diversen Espresso-Sorten ("Italiana", "Café cheio" und "Carioca") bis hin zu Milchkaffee ("Galão") und Kaffee mit Schuss ("Café com Aguardente"), der vorzugsweise auch als "Kaffee mit Musik" bezeichnet wird. Daneben gehören auch in Portugal kleine Appetithäppchen zum Gusto. Besonders bekannt sind hier u.a. die Sardinen der 1942 gegründeten Firma Tricana, die vor allem für ihre Vintage-Konserven über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Das portugiesische Klischée besagt, dass man eher gemächlich in den Tag startet, dafür abends aber umso länger durchhält, die Fernseh-Primetime beginnt, wie auch in Spanien erst um 22 Uhr.

E wie Erfindungen - Zu seiner Blütezeit im 15. Jahrhundert erlangten portugiesische Seefahrer Weltruhm und machten das Land zu einem der reichsten seiner Zeit. Durch die Suche eines Seeweges nach Indien gewannen die Portugiesen zahllose Kenntnisse in Navigation, Kartographie und Schiffbau. Diese wurden auf den Erkundungsfahrten in den Roteiros, den Schiffslogbüchern festgehalten. In jüngster Zeit kamen auch nicht-nautische Erfindungen hinzu. So erfand Padre Himalaya im Jahr 1904 die ersten Solarzellen und war Vorreiter für die heute betriebene Solarenergiegewinnung. Ebenfalls können sich die Portugiesen die Zucht der Birne in der Flasche auf die Bandeira schreiben.

Bahnbrechend war zudem die Erfindung des 34jährigen Texilkaufmannes Mário Marques im Sommer 1977, bei einer Dienstreise in Schweden. Als er mit einer Dame in seinem Hotelzimmer verschwand und feststellte, dass sich das Bettlaken am nächsten Morgen nicht verzogen hatte, war die Idee des Spannbettlakens geboren. Durch die Revolution in den Schlafzimmern weltweit stieg er zum Multimillionär auf, zog sich später zurück und verdiente sein Geld fortan mit der Produktion des Vinho Verde auf einem Weingut in der Nähe von Porto.

F wie Fliesen - Sie sind in Portugal allgegenwärtig, die Azulejos, bunt bemalte und glasierte Keramikfliesen, die wetterfest in ganz Portugal an Gebäuden oder auf Gehwegen mosaikartig das Stadtbild prägen. Dabei fallen portugiesische Azulejos vor allem durch blaue Farbtöne und teilweise auch islamische Ornamente auf. Zu den weiteren Kulturgütern des Landes gehört u.a. der zumeist unblutige Stierkampf "Corrida de Touros" sowie der Wallfahrtsort Fátima, an dem drei Hirtenkindern im Jahr 1917 die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Zwischen den beiden Hauptkirchen der Stadt befindet sich heute der größte Kirchenvorplatz der Welt.

G wie Geschichte - Die portugiesische Historie in drei Absätzen: Das heutige Portugal wurde vor rund 500.000 Jahren besiedelt, Felszeichnungen aus der Altsteinzeit gehören heute zu den bedeutendsten ihrer Art. Ab 800 v.Chr. gründeten phönizische Händler erste Stützpunkte, später wanderten keltische Stämme ein, von denen sich auch der Name der Lusitanier ableitet, die zu Zeiten des Römischen Reiches als besonders widerspenstig galten.

Die Römer kämpften hier in den Punischen Kriegen gegen die Karthager, 19 v.Chr. galt ganz Portugal als unterworfen, später siedelten sich die Mauren in Portugal an und prägten die Region sprachlich und kulturell, bis sie im Jahr 868 in einer Schwächephase des Emirates von Córdoba durch die christliche Reconquista vertrieben wurden. Erst die Avis-Könige im 15. Jahrhundert verhalfen den Portugiesen zum Aufstieg zur Kolonialmacht, Heinrich der Eroberer initiierte Reisen entlang der westafrikansichen Küste, Timor, Brasilien, Ceylon, Malakka und Macau wurden portugiesische Kolonien.

1807 besetzte Napoleon das Land, die königliche Familie floh nach Brasilien, welches 1822 seine Unabhängigkeit von Portugal erlangte. Nach dem Tod eines republikanischen Abgeordneten kam es 1910 zu Aufständen, in deren Folge die Republik ausgerufen wurde, im ersten Weltkrieg war man offiziell neutral, unterstützte jedoch die Briten mit Material. 1926 kam es zum Militärputsch, António de Oliveira Salazar stieg zu höchster Macht auf und schuf den "Estado Novo", der faschistisch geprägt war. 1960 führte Portugal in den afrikanischen Kolonien mehrere Kriege, nach der Nelkenrevolution wurden diese 1975 in die Unabhängigkeit entlassen. 1986 wurde Portugal EG-Mitglied.

H wie Homosexualität - Nach der Nelkenrevolution wurde Homosexualität in Portugal 1982 legalisiert, heute verbietet die Verfassung des Landes Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. 2010 stimmte das Parlament der gleichgeschlechtlichen Ehe zu, die zunächst die Adoption von Kindern ausschloss. 2015 wurde auch diese für zulässig erklärt. Grundsätzlich ist die portugiesische Gesellschaft heute tolerant gegenüber der LGBT-Community, diese konzentriert sich jedoch primär auf die Ballungsräume Lissabon, Porto und die Küste der Algarve. Jährlich findet in Lissabon der Gay Pride statt, in der Oberstadt Bairro Alto hat sich ein Schwulenviertel mit Bars und Nachtclubs etabliert.

I wie International - Portugiesische Autos und LKWs sind heute am EU-Kennzeichen mit dem Kfz-Kürzel "P" zu erkennen. Darüber hinaus verbindet die nationale Fluggesellschaft TAP Portugal von ihrem Drehkreuz Lissabon aus Ziele in Westeuropa, Westafrika, die USA, Russland und die ehemaligen Kolonien, etwa Angola und Mosambik. Auch der Sender Rádio e Televisão de Portugal (RTP) betreibt mit Kanäle in Landessprache außerhalb seiner Landesgrenzen. In Deutschland findet man ebenfalls portugiesische Unternehmen, so wird das Alexa, ein Einkaufszentrum am Berliner Alexanderplatz von der portugiesischen Sonae-Gruppe geführt. 

Auf politischer Ebene haben sich Portugiesen ebenfalls behauptet, so war José Manuel Barroso Vermittler im angolanischen Bürgerkrieg und zwischen 2004 und 2014 Präsident der Europäischen Kommission. Sein Landsmann António Guterres war von 1999 bis 2005 Premierminister Portugals und steht seit dem 1. Januar diesen Jahres als neunter Generalsekretär den Vereinten Nationen vor. Portugal ist zudem Mitglied der Gemeinschaft Portugiesischsprachiger Länder, die sich als multilaterales Forum für Freundschaft und Zusammenarbeit der Mitgliedsländer einsetzt. 

J wie Jahresabschluss - Wie auch in anderen Teilen Europas ist Weihnachten einer der höchsten Feiertage im Land und wird traditionell als Familienfest gefeiert. Die Geschenke bringt der Pai Natal am Morgen des 25. Dezember. Auch Tannenbäume haben sich in Portugal durchsetzen können, 2007 thronte in Porto mit einem 76m hohen Metallgerippe sogar offiziell der höchste Weihnachtsbaum Europas in Portugal. Hierfür wurden 15.000 Glühbirnen und 28km Lichterketten verarbeitet. Wer bei den Portugiesen einen Stein im Brett haben möchte, sollte sich "Feliz natal" ("Frohe Weihnachten") auf die Vokabelliste setzen.

Zu Essen gibt es an den Feiertagen den Eintopf "Cozido à Portuguesa", was nicht mehr bedeutet als "Gekochtes aus Portugal", Broa Castelar, ein Kuchen aus Weizenmehl der mit Kokos und Orangenschale garniert wird, sowie Rabanadas, in Milch eingelegte Weißbrotscheiben, die mit Zimt und Zucker bestreut werden. Silvester ("Noite de São Silvestre") verspeisen die Portugiesen zwölf Rosinen um Mitternacht, jede von ihnen steht für einen Wunsch oder guten Vorsatz. Wer nicht gerne auf vertrockneten Trauben herumbeißt, kann auch eine Münze in die Hand nehmen, was in etwa den gleichen Effekt hat und für Wohlstand im neuen Jahr sorgen soll. An den Stränden von Figueira da Fóz, Nazaré und Carcavelos ist es zudem Brauch, am nächsten Morgen im eisigen Atlantik ein Bad zu nehmen.

K wie Kork - Portugal gilt weithin als Agrarland und ist nicht nur für Weinbau bekannt, sondern vor allem auch für die Produktion von Kork. Auf rund 750.000 Hektar werden Korkeichen großgezogen, rund die Hälfte der Korkproduktion erfolgt in Portugal, die damit zudem Meister im Herstellen von Korkverschlüssen sind. Die Korkeiche ist relativ anspruchslos, jedoch sehr lichtbedürftig und steht nicht in dichten Beständen, tatsächlich erholen sich Bestände bei Waldbränden ebenfalls schnell, sie gelten als sogenannte Pyrophyten.

Die übrige Natur Portugals ist geprägt von mediterraner Begrünung, seit Jahrhunderten ist auch der aus dem Orient stammende Feigenbaum hier weit verbreitet. Der Norden des Landes ist gesäumt von Laubbäumen wie Kastanien, Eichen und Erdbeerbäumen, der Süden besticht durch Kiefern und Lorbeerbäume. Auch Pinien und Zitruspflanzen sind häufig anzutreffen. Mit 37,2% Wald gemessen an seiner Landesfläche steht Portugal im EU-weiten Vergleich vor Nationen wie Deutschland oder Frankreich. In Portugal gibt es zudem kleine Habitate der Ichneumon, der einzigen Mangustenart in Europa sowie der Ginsterkatze, die im alten Ägypten als Gottheit verehrt wurde.

In bestimmten Regionen kann man freilaufende Ziegen, Rotwild, Wölfe und Luchse treffen. Insbesondere in Hotelanlagen an der Algarve ist die Begegnung mit Geckos nicht unüblich. Da Portugal auf der Zugvogelroute nach Afrika liegt, lassen sich an den Küsten des Atlantiks zahlreiche Vogelschwärme nieder. Auch kann man insbesondere an den Küsten im Süden Flamingos oder Steinadler bestaunen. 

L wie Lissabon - Das wirtschaftliche und politische Zentrum des Landes ist die Hauptstadt Lissabon ("Lisboa"), die an der buchtartigen Flussmündung des Tejo am Atlantik liegt. Der Tejo wird von der Ponte 25 de Abril und der Ponte Vasco da Gama überspannt. Nach der Verlegung des Königssitzes von Coimbra im Jahr 1256 wurde die Stadt unter König Afonso III. die Hauptstadt Portugals. Im Jahr 1755 wurde nahezu die gesamte Bausubstanz bei einem gewaltigen Erdbeben zerstört, die Stadt erholte sich nur langsam. In den letzten Jahren setzte eine enorme Stadtflucht ein, von rund 800.000 Einwohnern um 1980 sind nur noch rund 500.000 verblieben. Viele sind ins Umland gezogen um der maroden Bausubstanz und dem Straßenlärm zu entfliehen.

Dabei bietet die Stadt Lissabon zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die einen Stadtrundgang lohnenswert machen. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Torre de Belém, ein Turm an der Tejomündung, der inzwischen zum Weltkulturerbe zählt und die Glanzzeit der Seefahrernation symbolisiert. Sehenswert ist auch die Festungsanlage Castelo de São Jorge oberhalb der Stadt. Ein technisches Kunstwerk ist der Personenaufzug Elevador de Santa Justa, eine Stahlkonstruktion, die den Stadtteil Baixa mit der Oberstadt Chiado verbindet. Noch markanter sind hingegen die gelben Standseilbahnen, die auf drei Linien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts durch die Gassen der Altstadt verkehren.

Lissabon verfügt über zahlreiche Bars, Cafés und Restaurants, bedingt durch die guten klimatischen Bedingungen mit großen Außenbereichen. Die Stadt bietet zudem große Parkanlagen, etwa den in den 30er Jahren angelegten Parque Florestal de Monsanto, eine Prachtstraße, die Avenida da Liberdade, diverse Theater und Museen sowie seit der Expo 1998 über die MEO Arena, eine Mehrzweckhalle, die als wahrscheinlichster Austragungsort des Eurovision Song Contests 2018 gilt. Der Flughafen Lissabon ist mit der roten Linie direkt an das Stadtzentrum angeschlossen. Insgesamt verkehren in Lissabon vier Metro-Linien.

M wie Madeira - Mit 740km² ist Madeira ("Holz") die größte portugiesische Insel im Atlantik und bestes Reiseziel für Wanderer und Naturliebhaber. Insbesondere zur Blütezeit im Frühling locken die Laurisilva-Lorbeerwälder, die Levada-Wasserleitungen quer über die Insel und die Nurdach-Spitzhäuser tausende Touristen auf die Insel. Besonders beeindruckend ist die Landung per Flugzeug, da die Landebahn auf Pfählen gebaut direkt am Meer liegt und spezielle Pilotenkenntnisse erfordert, da es hier häufig zu starken Winden kommt. 

Bademöglichkeiten findet man auf Madeira jedoch kaum, hierfür empfiehlt sich ein Ausflug auf die Nachbarinsel Porto Santo. Genauso wie Madeira bilden auch die knapp 1.400km vom europäischen Festland entfernten Azoren eine eigene autonome Region. Übersetzt kommen dabei die Habichtsinseln heraus, die auch die Flagge der Region zieren. Die Hauptinsel der vulkanischen Inselkette, die vor allem aus dem Wettbericht für das Azorenhoch bekannt ist, ist São Miguel auf der sich auch die Hauptstadt Ponta Delgada befindet. Charakteristisch für die Azoren sind die Hortensien, die überall auf den Inseln zu finden sind. 

N wie Nelkenrevolution - Am 24. April 1974 um 22:55 Uhr wurde im Radio der portugiesische Song Contest-Beitrag "E depois do Adeus" von Paulo de Carvalho gespielt. Es war das verabredete Signal für die Aufständischen gegen die Diktatur sich zu wehren. Es kam zu Großdemonstrationen, in deren Verlauf Frauen übergelaufenen Soldaten rote Nelken in die Gewehrläufe steckten. Mit Ausnahme von vier Toten bei einer Schießerei vor dem Sitz der Geheimpolizei blieb der Staatsstreich unblutig, in Folge der Nelkenrevolution wurden die letzten afrikanischen Kolonien in ihre Unabhängigkeit entlassen.

O wie Obrigado - Portugiesisch ("Português") hat rund 240 Millionen Muttersprachler und ist heute Amtssprache in neun Ländern sowie in der zu China gehörenden Sonderverwaltungszone Macau. Das Portugiesische ist eng verwandt mit dem Spanischen und zählt zu den romanischen Sprachen. Spanier und Portugiesen können die andere Sprache jeweils gut lesen, jedoch kaum verstehen. Für mitteleuropäische Ohren klingt Portugiesisch sehr deftig, teilweise sogar osteuropäisch, mit einem "obrigado", also "dankeschön" macht man sich aber in Portugal Freunde.

P wie Party - Auch in Lissabon lässt es sich ausgehen, das Viertel Bairro Alto ist Anlaufpunkt für alle, die nicht nur Fado sondern auch moderne Beats hören wollen. Man sollte sich jedoch merken, dass Portugiesen kaum vor 22 Uhr zum Abendessen in Restaurants gehen und vor ein Uhr kaum in Discos zu finden sind. Etwas gediegener geht es im Casino do Estoril, der Spielbank in Estoril, rund 20km westlich von Lissabon. Der mondäne Badeort entwickelte sich zu einer Art Klein-Monaco und stellt heute die größte Spielbank Europas. Dem Dresscode entsprechend wurde hier bereits "James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät" gedreht. Zum Karneval haben die Portugiesen übrigen ähnlich wie die Deutschen ein zwiespältiges Verhältnis. In Lissabon wird er kaum gefeiert, Hochburgen sind u.a. Sesimbra, Sines und Funchal auf Madeira.

Q wie Quallen - Die meisten Strände Portugals haben die blaue Flagge, dennoch ist man auch hier nicht vor ungebetenen Plagegeistern gefeit. Allerdings sind Sichtungen von Quallen in Portugal extrem selten. Die Portugiesische Galeere allerdings kann mit ihren Nesselzellen zu schweren Schmerzen führen, bei gesunden Menschen verlaufen die Verbrennungen ohne Lebensgefahr, Allergiker sollten jedoch aufpassen. Neben einer guten Sonnencreme empfiehlt es sich auch einen Mückenschutz einzupacken, insbesondere im Alentejo und im Hinterland kann es zu Mückenplagen kommen. Bei Wanderungen wird zudem festes Schuhwerk empfohlen, besonders unter Steinen verstecken sich auch Skorpione, die jedoch weitaus ungefährlicher sind als in anderen Teilen der Welt, trotzdem gewaltige Schmerzen verursachen können.

R wie Riesenwelle - Nördlich von Lissabon liegt der Ort Nazaré, einer der besten Surfspots der Welt. Durch eine 230km lange Meeresschlucht vor der Küste hier zu großen Wellen, die nicht selten bis zu 20m hoch sind. Unerfahrene Surfer sollten hier besser nicht auf's Brett steigen. Entspannter geht es am südwestlichsten Punkt Festlandeuropas vor. Am Cabo de São Vicente bei Sagres befindet sich ein Leuchtturm sowie eine deutsche Imbissbude, die mit dem Slogan "Letzte Bratwurst vor Amerika" wirbt und in der sommerlichen Hitze Portugals stets für Nürnberger und Thüringer Wurstspezialitäten sorgt.

S wie Sportlich - Fußball ist in Portugal Nationalsport. 2004 war das Land Austragungsort der 12. Europameisterschaft der UEFA, aus der Griechenland mit Trainer Otto Rehagel hervorging und Deutschland bereits nach der Vorrunde wieder heimfuhr. Amtierender Fußballmeister ist mit Benfica Lissabon mit nunmehr 36 Titeln und war mit über 270.000 eingeschriebenen Mitgliedern zeitweite der größte Sportverein der Welt. Alljährlich im August findet die Volta a Portugal, ein portugiesisches Radrennen statt. Bis 1996 gab es zudem auf dem Circuit de Estoril einen Grand Prix der Formel Eins. Seit 1912 nimmt Portugal auch an Olympischen Spielen teil, bis heute hat das Land 4x Gold, 8x Silber und 12x Bronze errungen, allesamt bei den Sommerspielen. 

T wie Tourismus - Portugal profitiert davon, dass die Strände des Landes nicht, wie andernorts etwa in Spanien, zubetoniert wurden. Im Jahr 2016 besuchten dennoch rund 17 Millionen Touristen das Land, sowohl die Strände der Algarve mit den bekannten Ferienorten Lagos, Portimão, Carvoeiro und Albufeira sind im Sommer beliebte Destinationen als auch der Norden des Landes, der inzwischen mit Ryanair bequem auch aus Deutschland erreichbar ist. Insbesondere der Urlaub in einer Quinta, einem umfunktionierten Weingut, wird immer beliebter. Die portugiesische Hotelkette Pestana expandiert weltweit, u.a. eröffnete jüngst das Pestana Berlin Tiergarten. 

U wie Uran - Portugal gehört zu den weltweit größten Förderern von Wolfram. Weitere Bodenschätze die hier abgebaut werden sind Kupfer, Zinn und Eisenerze. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Portugal aber auch wichtiger Lieferant für Uran, in der Atombombe, die 1945 auf Hiroshima fiel, war portugiesisches Uran enthalten. Aufgrund der Unwirtschaftlichkeit kam der Bergbau in den 90er Jahren zum Erliegen. Inzwischen ist der Uranabbau gänzlich eingestellt, Arbeiter der damals größten Mine in Urgeiriça erstreiten sich noch heute Entschädigungen für die gesundheitlichen Folgen der Förderung.

V wie Vasco da Gama - Um das Jahr 1469 wurde in Sines der Entdecker Vasco da Gama geboren. Er segelte um das Kap der Guten Hoffnung und fand den Seeweg nach Indien, dessen Ziel bereits Christoph Kolumbus hatte. Bereits vor ihm schaffte es Bartolomeu Dias als erster Europäer die Südspitze Afrikas zu umsegeln. Im Jahr 1500 brach sein Landsmann Pedro Álvares Cabral auf und entdeckte Brasilien. Portugal entwickelte sich rasch zur Kolonialmacht, was mit den Azoren und Madeira seinen Anfang nahm, breitete sich später über die Kapverdischen Inseln und Guinea-Bissau nach Angola und Mosambik aus.

Auch in Indien wurden Handelsposten geschaffen, Brasilien war portugiesisch, in Asien gehörten u.a. die Insel Timor und Macau zu den portugiesischen Außenposten. Die Portugiesen betrieben in ihren Kolonien Bergbau und Gewürzhandel, verschifften Tonnen von Vanille ("Baunilha"), Pfeffer, Tee und Zuckerrohr über die Ozeane und stiegen zum reichsten Land Europas auf. Mit der Übergabe Macaus an China endete 1999 der Status einer Kolonialmacht. Die Gruppe Da Vinci sang beim Eurovision Song Contest 1989 im Lied "Conquistador" über diese Glanzzeiten. 

Portugal selbst wurde jedoch zum Auswandererland, der 1.000.000ste Gastarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland wurde 1964 der Portugiese Armando Rodrigues de Sá, der von einer offiziellen Delegation am Bahnhof Köln-Deutz mit einem Strauß Nelken, einer Ehrenurkunde und einem Motorroller begrüßt wurde. Er arbeitete als Zimmermann, 1979 starb er, am Bahnhofsvorplatz in Köln-Deutz wurde ihm zu Ehren erinnert allerdings noch heute eine Gedanktafel an den Gastarbeiter aus Portugal.

W wie Wein - Mit 239.000 Hektar ist Portugal das flächenmäßig siebtgrößte Weinanbauland der Welt und liegt in der Jahresproduktion auf Rang elf. Portwein und Madeira sind auch hierzulande keine unbekannten Begriffe. In der Kunst des Bierbrauens hängt Portugal jedoch hinterher, die bekannteste Marke ist Sagres. Ansonsten verfügt das Land über hervorragende Mineralwasserquellen, die schon die Römer zu schätzen wussten. Heute verbreitet ist auch Ucal, eine Trinkschokolade. 

Die portugiesische Küche orientiert sich u.a. am Fischfang, das Nationalgericht des Landes ist Bacalhau, Stockfisch von dem die Portugiesen pro Jahr und Kopf rund 7kg verputzen. Gefangen wird der notwendige Kabeljau heute jedoch nicht mehr in heimischen Gewässern sondern vor der Küste Neufundlands. Weitere bekannte Spezialitäten sind der Schafskäse Queijo da Serra, die Wurstspezialität Alheira de Mirandela, die mit Steckrübenblättern angereichert wird, Muscheln, sowie im Süßspeisenbereich Milchreis und Pastéis de Nata, in Blätterteig gebackene Puddingtörtchen. Für Fastfood-Liebhaber gibt es seit 1991 aber auch McDonald's in Lissabon.

X wie Satz mit X - Fettnäpfchen lauern überall, das weiß jeder, der einen Marco Polo-Reiseführer zu Hause hat. In Portugal gibt es auch einige Dinge, die man vermeiden sollte. Portugiesen neigen dazu, ihren Unmut über die Entwicklung im Land, im privaten Bereich und allgemein gern offen kundzutun. Die Wehklagen gehören zur Mentalität der Portugiesen, von Nicht-Einheimischen wird jedoch erwartet, dass sie dies zur Kenntnis nehmen, aber partout nicht selbst schlecht über Land und Leute reden. Und schon gar nicht auf Spanisch, Spanier gelten in Portugal als laut und ohne Manieren, daher ist man mit Englisch besser beraten.

Wer nicht ortskundig ist, sollte sich bei Fragen nach dem Weg lieber eine zweite Meinung einholen. Portugiesen sind überaus höflich und geben gerne Auskünfte, allerdings geben sie auch lieber Fehlinformationen weiter, als ihr Gesicht zu verlieren und sind stets bemüht, eine Antwort zu geben. In Acht nehmen sollte man sich zudem von vermeintlich urigen Bewirtungsbetrieben, die vor allem in Touristengegenden landestypische Küche in Form von Tapas anpreisen, dafür jedoch gesalzene Preise nehmen.

Obacht ist auch beim Besuch von Burganlagen und Ruinen geboten. Anders als hierzulande gibt es in Portugal keine Sicherheitsrichtlinie, die den Bau von Absperrungen und Geländern vorschreibt. Somit sollte man beim Aufstieg auf Mauern, Türme und Burgruinen aufpassen, wohin man tritt, ansonsten kann es sein, dass es bei einer ungesicherten Passage sehr schnell sehr tief abwärts geht. Gleiches gilt für Autofahrten, enge Kurven und steile Straßenzüge können manchem den Schweiß auf die Stirn treiben, den Mietwagen also gerne auch mal im unteren Stadtteil parken. 

Y wie Yawn - Fado kann ermüdend sein. Der Musikstil, der sogar zum immateriellen Welterbe zählt, besticht durch melancholische Töne, die meisten Werke handeln von unerhörter Liebe, Missständen oder anderem Schmerz. Was aus den Armenvierteln von Lissabon stammt, ist heute mit Gitarrenuntermalung der Musikexport Portugals, dem sogar ein eigenes Museum gewidmet wurde. Eine bekannte Vertreterin des Fado ist heute Dulce Pontes, die 1991 in Rom für Portugal beim Song Contest dabei war. Die musikalischen Gene trug Portugal auch stets zum Eurovision Song Contest hinaus, die Melancholie des Landes war schon zu Juryzeiten nicht angesagt. Bis zum Sieg von Salvador Sobral konnte Portugal nicht einmal die Top Fünf erreichen, obwohl es seit 1964 dabei war.

Markante Beiträge waren der sechste Platz von Lúcia Moniz 1996 in Oslo oder der wunderbare Auftritt von Vânia Fernandes 2008 in Belgrad, die unter tosenden "Portugal"-Rufen als Letzte ins Finale einzog. 2013 und 2016 verzichtete Portugal auf die Teilnahme, vornehmlich aus Kostengründen. Eine Interpretin mit portugiesischer Abstammung hat es aber zu Weltruhm gebracht. Nelly Furtado wurde als Kind portugiesischer Einwanderer in British Columbia geboren, nachdem ihre Eltern vor dem Salazar-Regime geflohen waren. Mit "Força" sang sie 2004 die Hymne der Fußball-EM, mit "All good things (come to an end)" landete sie einen Nummer-Eins-Hit in Deutschland.

Z wie Zum Schluss - Portugal erwartet im Frühling 2018 die europäischen Musikfreunde zum 63. Eurovision Song Contest. Nach über 50 Jahren findet der Wettbewerb im südwestlichsten Zipfel Europas statt. Dort beginnt der Wettbewerb aufgrund der Zeitverschiebung (MEZ -1) bereits um 20 Uhr. Und die Fans können sich auf ein angenehmes Klima freuen, ganzjährig ist es mild, wenngleich die Temperaturen nur selten über 30 Grad liegen. Die frische Brise vom Atlantik und die meisten Sonnenstunden Europas dürften für einen Wettbewerb mit absoluten Wohlfühlklima sorgen und wenn Lissabon final bestätigt wird, geht es auch in eine Stadt mit internationalem und trotzdem historischem Flair.