Sonntag, 19. Mai 2013

Malmö 2013: Die abschließende Finalanalyse


Schweden - Das Finale des Eurovision Song Contest 2013 ist vorbei und Dänemark steht als Sieger fest. Inzwischen wird bereits darüber spekuliert, wo der nächste Contest stattfinden wird. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten hier das Parken Stadium in der Hauptstadt Kopenhagen, das Gigantium in Aalborg, wo in den Jahren zuvor der Dansk Melodi Grand Prix stattfand sowie die 2010 eröffnete Jynske Bank Boxen in Herning.

Aber zuvor noch einmal zurück zum gestrigen Finale des Wettbewerbs. Besonders schöne Momente waren zweifelsohne der Einmarsch der Nationen, wie bei den Olympischen Spielen über diese weiße Brücke, was den Eindruck eines wirklich wichtigen Events hatte. Auch die Moderation von Petra Mede muss ausdrücklich noch einmal gelobt werden. Dafür, dass sie komplett allein moderieren musste, hat sie einen fabelhaften Job gemacht und sich sogar noch auf die Bühne gestellt und die schwedische Kultur auf fantastische Weise dargestellt. 


Carolas Auftritt war aber der beste des Abends, von ihrer eigenen Windmaschine umgepustet, hat sie sich einen endgültigen Platz in der Song Contest-Hall of Fame erspielt, grandios. Auch Sarah Dawn Finer, die ABBA sang, war ganz ganz groß. Ein wirklich großes Lob an die schwedischen Darsteller, Malmö 2013 war vielleicht im Vorfeld oft kritisiert worden, auch von mir, aber die Show konnte sich wirklich sehen lassen. 


Dänemark als Sieger stand bereits bei den Buchmachern und Fans im Vorfeld als glasklarer Favorit fest, mit fast 50 Punkten Vorsprung konnte sie ihren Sieg in den letzten Wertungen festigen. Emmelie de Forest enttäuschte nicht und wird bestimmt in dem einen oder anderen Land in die Charts einsteigen, hier lief sie heute Morgen bereits im Radio mit "Only teardrops". Auch Farid Mammadov und seiner Kastenkunst kann man den zweiten Platz nicht madig reden, Aserbaidschan hat gezeigt wie Eurovision geht und dafür auch aus allen Teilen Europas Punkte erhalten. Ob dies nun der fehlenden Türkei zu Gute zu schreiben ist, sei dahingestellt.


Die Ukraine mit Zlata Ognevich, sowie Margaret Berger aus Norwegen und Dina Garipova aus Russland waren Mitfavoriten und ebenfalls nach guten Leistungen weit oben zu finden. Darüber dürfte sich bestimmt niemand großartig aufregen, vieles ist ja nach den Halbfinals und den Fanvotings schon einigermaßen vorhersehbar. Das Girechenland wieder einmal die Top Ten bereichert ist auch keine große Überraschung, ebenso wenig wie die 12 Punkte aus Zypern. Manche Dinge ändern sich eben nie...


Italien hat zum Schluss noch Malta überholt. Das Land, das jahrelang keinen Bezug zum Eurovision Song Contest hatte, steuert ebenfalls auf eine erfolgreiche Bilanz hinaus. Drei Teilnahmen in der jüngeren Vergangenheit, dreimal Top Ten, nicht schlecht. Besonders bei den Juroren dürfte Marco Mengoni beliebt gewesen sein. Malta hingegen erschließt sich mir überhaupt nicht. Warum erhielt Gianluca Bezzina derart viele Punkte, immer wieder ein paar aus vielen Ländern... es wird mir ein Rätsel bleiben. Der fast im Kreis grinsende Kinderarzt war für mich einer der langweiligsten Interpreten des Abends.


Für die Niederlande freut mich der neunte Platz enorm, Anouk hat gezeigt, dass auch ein fast schon vergessenes Land beim Song Contest, das seit 2004 so viele Pleiten erlebt hat, etwas bewegen kann. Hilversum meldete bereits, dass man 2014 wieder mit dabei sein wird, im Oranjeland dürfte gestern Abend noch richtig lang gefeiert worden sein. Auch in Belgien, die im Semifinale noch punktgleich mit den Niederlanden waren, schnitten vergleichsweise gut ab, Platz 12.


Dazwischen mein Spontanfavorit Ungarn, für den auch ich angerufen habe und der 12 Punkte aus Deutschland bekam. ByeAlex war die positive Überraschung des Abends für mich, recht unscheinbar daherkommend machte er einen guten Job, es stimmte so viel bei ihm, dass der zehnte Platz durchaus gerechtfertigt ist, Aliona Moon aus Moldawien wurde ebenfalls noch mit einem elften Platz belohnt, zu Recht. 


Dahinter wird es dann schon schwierig, Rumänien als Selbstläufer schummelte sich auf #13 dazwischen, dahinter wahrscheinlich hinter den Erwartungen liegend Robin Stjernberg für den Gastgeber Schweden. SVT und viele schwedische Fans haben sich wohl mehr von dem etwas unmotiviert erscheinenden Robin erwartet. Es schien generell so, als ob die Big Five und der Schwede zuvor von den Griechen mit Alkohol gesangsunfähig gemacht wurden, alle wirkten etwas weggetreten, insbesondere Bonnie Tyler und die Frontfrau der Spanier.


Georgien hätte ich höher eingeschätzt, auch wenn ich den Song absolut nicht riechen kann. Ell & Nikki 2.0 hatten ein schwedisches Team, einen vor Perfektheit triefenden Song und eine Bühnenshow, die wirklich fast eins zu eins an 2011 in Düsseldorf erinnerte. Der Zweitversuch damit zu siegen schlug fehl und es reichte nur für den 15. Platz. Dahinter Weißrussland mit seiner Gute-Laune-Kanone Alyona Lanskaya, die sich selbst wohl mehr erhofft hatte, aber für weißrussische Verhältnisse schon eine gute Leistung abgeliefert hat. Bei gerade einmal zwei Finalteilnahmen zuvor ist dies aber auch keine große Überraschung.


Island und Armenien im Finale fand ich ohnehin schon kurios genug, bei den Isländern kann ich es ja noch verstehen und den Finaleinzug Armeniens kann man sich mit etwas Eurovisionskenntnis auch herleiten, verdient fand ich aber beides nicht. Dafür schrammte Bonnie Tyler mit Platz 19 noch an einer größeren Katastrophe vorbei. Das sie nicht vorn landen würde, schien nach ihrer Performance klar, so rauchig und verrucht wie früher war der Titel nicht, aber er war gut. Bei der Eurovision konnte man aber scheinbar kaum Fans aus damaligen Zeiten mobilisieren, auch wenn der Punktesprecher aus Litauen ihr seine Liebe gestand.


Ab Platz 20 findet man dann Nationen, die eigentlich jedes Jahr recht weit hinten im Finale zu finden sind, Estland mit der schwangeren Birgit, von der ich mir für ihre berührende Ballade über einen Neuanfang mehr erhofft hatte und natürlich Deutschland. Cascada legte sich ins Zeug und zog alle Register, sie sah wirklich schön aus, man wusste aber auch, dass sie trotz Weltkarriere und Powerhits nicht unbedingt die beste Sängerin des Abends war. Sie hat sich aber nichts vorzuwerfen, ihre Leistung war solide und gut, mehr war an dem Abend aber auch nicht drin. Ich danke ihr für den Spaß den sie uns bereitet hat und freue mich, wenn sie in den Medien nicht so sehr zerrissen wird. 


Wir haben in den letzten Jahren mit Lena und Roman Lob tolle Ergebnisse erzielt, da kann ein 21. Platz mit 18 Punkten, davon die meisten aus Österreich und tatsächlich wieder einmal aus Albanien, auch schon mal passieren. Das Konzept für 2014 wird zeigen, ob es Veränderungen am Modus geben wird, aber ich fand die Eurovisionssaison aus deutscher Sicht dennoch sehr erfolgreich. Litauen hingegen platzierte sich dort, wo es auch hingehört, nämlich unter den letzten fünf. Das war ein überflüssiger Überbrückungssong, den es auch nicht gebraucht hätte.


Ganz hinten findet man die Französin Amandine Bourgeois, die einen auf Tina Turner machte und sich immer weiter in ihre Rolle als Rockmädel reinsteigerte. Es war nicht schlecht, wahrscheinlich profitierte es nur nicht von der Startposition eins und der unvorteilhaften Körperhaltung der Interpretin. Finnland enttäuschte auch sehr mit ihrem Hochzeitslied, Team Ding Dong machte genau das, was es im Halbfinale auch tat, nur diesmal leider am Gehör Europas vorbei. 


Auf dem 25. Platz findet man die extrem lahme Nummer von El Sueño de Morfeo aus Spanien. Man merkte der Sängerin ihre Nervosität auch an, in den Nahaufnahmen sah man sie zittern, gereicht hat es nicht, wahrscheinlich fehlten auch einige Zähler aus Portugal, aber auch die hätten die Leistungen nicht großartig aufgebessert. Nach Pastora Soler im letzten Jahr war dies ein klarer Rückschritt. Die rote Laterne geht nach 2007 aber an Irland, das sich gerade einmal drei Punkte verdienen konnte. Tja, einen trifft's eben und diesmal war es Irland, die auch nicht gerade einen guten Abend erwischt haben.


Insgesamt geht das Ergebnis aber wieder einmal in Ordnung, es ist nun niemand über den Ausgang des Abends übermäßig enttäuscht, wir treffen uns 2014 alle in Dänemark wieder und wissen bereits um die Teilnahmebestätigungen aus den Niederlanden, Ungarn, Finnland, Norwegen und tatsächlich schon aus den baltischen Staaten Litauen und Lettland. 


In den nächsten Wochen werden die Neuigkeiten wohl wieder abklingen, aber wir bleiben natürlich am Geschehen dran und werden berichten, sobald es Neuigkeiten zur abgeschlossenen und neuen Saison der Eurovision geben wird. In diesem Sinne allen Lesern ein herzliches Dankeschön für das hohe Traffic der letzten Tage und viel Spaß mit dem neuen Siegersong aus Dänemark. Tack så mycket, Sverige!