Sonntag, 18. Dezember 2011

Eurovision am Sonntag (2)


Polen - Im östlichen Mitteleuropa geht es in diesem Jahr irgendwie nicht wirklich voran. Entscheidungen treffen scheint in Bratislava und Warschau nicht unbedingt die erste Fertigkeit der Senderdirektoren zu sein, ansonsten hätten sowohl die Slowaken als auch die Polen ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest wohl schon längst bestätigt bzw. abgesagt.

Diese Woche machte die Meldung auf Facebook die Runde, Polen, repräsentiert durch den Sender TVP, werde nicht am Eurovision Song Contest 2012 in Baku teilnehmen, da man sich den Fußball-Großereignissen und die Olympischen Spiele in London hingeben wolle. Zwei Tage später wackelte diese Aussage, das polnische Fernsehen wolle in Kürze ein umfassendes Statement bezüglich 2012 abgeben.

Auch dies wurde über das Facebook-Profil des Senders verkündet. Zwar sollte man nicht allzu optimistisch sein und einen plötzlichen Sinneswandel der Verantwortlichen erwarten, dennoch ist es durchaus verwirrend, insbesondere für die polnischen ESC-Fans, die immer noch nicht genau wissen, ob ihr Land nun in Baku dabei ist oder nicht. Spätestens die endgültige Liste der EBU wird darüber kurz nach Weihnachten Aufklärung bringen.

Weißrussland - Einen Schritt weiter ist man da schon östlich von Warschau. Das weißrussische Fernsehen steckt bereits in den Vorbereitungen für das Semifinale des wiederkehrenden Eurofests, das am Mittwoch in der Hauptstadt Minsk stattfindet. Und statt verstaubten Sowjetpop oder schiefe Balladen zu servieren, wie in den vergangenen Jahren, zeigen die ersten Ausschnitte durchaus musikalisches Niveau.

Mein Favorit ist bisher das Duo The Champions, die bereits zweimal an der Hürde des Vorentscheids scheiterten, in diesem Jahr aber einen eingängigen Song namens "It's your time" ins Rennen schicken. Der Text ist zwar etwas für's fünfte Schuljahr, aber Eric Saade ist auch mit dem glorreichen "Stop, don't say that it's impossible, 'cause I know it's possible" Dritter in Düsseldorf geworden.

Ebenfalls hübsch ist der Song von Anastasia Vinnikova, wenngleich er nicht ganz so powervoll wie ihr "I love Belarus" herüberkommt. Ich bin sehr auf die Liveshow am Mittwoch aus Minsk gespannt. Fünf der Interpreten sehen wir dann am 28. Januar wieder, möglicherweise mit neuen Songs, in Weißrussland heißt der Einzug ins Finale mit Song A meist, dass Song B zum Einsatz kommt.

Aserbaidschan - Noch weiter im Osten sind bereits die ersten Entscheidungen getroffen worden. Nach Orhan Kerimli und Mariyam Karimova steht nun auch Hayyam Mustafazadeh als dritter Finalist im aserbaidschanischen Vorentscheid "Milli Seçim Turu" fest. Er überzeugte Publikum und Juroren u.a. mit der Darbietung von "Molitva" von Marija Šerifović.

Sechs weitere Vorrunden folgen noch, sechs weitere Wochen lang wird das Hauptprogramm des Senders iTV mit dem Vorentscheid gefüllt, bevor man dann irgendwann im Februar das Finale ausrichtet. Ähnlich schleppend wie der Vorentscheid verläuft auch der Bau der Crystal Hall am Kaspischen Meer, ein Video bei Youtube zeigte in dieser Woche, dass fünf Monate vor den ersten Proben gerade einmal ein paar Stahlträger in die Erde gerammt wurden.

Da nun offenbar auch die Gastgeber um die rechtzeitige Fertigstellung fürchten, hat der Sender iTV offiziell das Tofiq-Bahramov-Stadion als Notlösung für die Ausrichtung benannt. Über die Umsiedlungspolitik der Aliyevs um den Hallenbau voranzutreiben, schweigen wir in diesem Fall aus Höflichkeit gegenüber dem Gastgeberland.