Freitag, 9. März 2007

Mein Bericht vom deutschen Vorentscheid


Deutschland - So ich bin wieder zu Hause und muss jetzt erst mal den gestrigen Abend kommentieren.

Bin mittags von Buxtehude zum Hauptbahnhof abgefahren und habe mich dort dann in ein Le CroBac (diese Bäcker, die's nur in Bahnhöfen gibt, jedenfalls fällt mir kein anderer ein) gesetzt und auf Tobias gewartet, den ich aus dem Forum kenne und der eine Platzkarte direkt neben mir hatte. Nach anfänglichen Missverständnissen ("Wo bist du?") haben wir uns dann ein bisschen "beschnuppert" und sind anschließend zum Intercity Hotel gegangen, wo ich mir bei Kay meine Karte für den Vorentscheid abgeholt habe - Reihe 8, Platz 20 im Parkett rechts. Wirklich ein Hammer-Platz, eine Reihe hinter dem Durchgang und keine drei Meter von den Sofagästen entfernt.

Bin dann mit Tobi zum Schauspielhaus gegangen und wir haben uns den prachtvollen Saal mal genüsslich angeschaut. Haben uns das Schauspielhaus allerdings auch ein bisschen größer vorgestellt, war wirklich urig. Als wir hereinkamen (und die Security überwunden hatten), ragte zwischen all den Gästen in der Empfangshalle Olivia Jones empor, die ein apricotfarbenes Stück Stoff trug. Haben uns dann zur Garderobe geschummelt und dann kurz darauf unsere Plätze in der geilsten VE-Location überhaupt bezogen. Ich kann nur noch mal betonen, dass die Plätze echt ihr Geld wert waren! War so gegen halb acht und es wurde überall noch ein bisschen gewerkelt. Verblüfft war ich nur, als Nevio (aus DSDS 3) plötzlich auftauchte und in der Loge rechts neben uns Platz nahm. Später kamen noch Mirja du Mont (die Frau vom Sky) und Annett Louisan die sich DIREKT vor mich gesetzt hat und die Show die ganze Zeit über von dort verfolgte. War echt baff...

Im Vorfeld tauchten dann auch noch Peter Urban (der deutsche Kommentator des ESC mit seiner Frau/Freundin(?) und Manfred Witt auf, den ich ja schon vom Clubtreffen im Januar kannte. Einige Leute aus dem EC Germany waren auch noch dabei und postierten sich in der gleichen Reihe wie Tobi und ich. Als Begleitmusik liefen übrigens Bobbysocks, Gali Atari und Sandra Kim.

Dann um zehn vor acht, als die Lautsprecheransage "Bitte nehmen sie Platz" verstummt war, leitete Georg Uecker das Warm-Up ein. War sehr lustig gemacht, er hat die Publikumsanweisungen auf humorvolle Art erklärt, natürlich waren auch Gags über das typische Klischeebild des Grand Prix-Fans dabei. Anschließend kamen die Stargäste auf die Couch, Susanne Fröhlich (die mit dem Moppel-Ich-Buch), Andrea Kiewel aus dem ZDF-Fernsehgarten und Paola Felix, die zweimal die Schweiz beim Contest vertrat und 1982 auch in der deutschen Vorentscheidung kandidierte. Nun kam auch noch Thomas Hermanns dazu, der mit tosendem Applaus empfangen wurde.

Kurz vor Beginn der Show, als die Nachrichten sich dem Ende neigten begann der Applaus für den Einspieler erneut. Es ging los! Ein paar Minuten der Einleitung von Thomas Hermanns und ein Zusammenschnitt der Highlights vom Eurovision Song Contest des vergangenen Jahres in Athen vergingen bis das erste Medley anstand, Wenke Myhre mit "Ein Hoch der Liebe", Siw Malmkvist mit "Primaballerina" und Gitte Haenning mit "Junger Tag", sowie dem Siegersong von 1985, "La det swinge" von den Bobbysocks - super performt.

Und dann, nachdem über Finnland und seine Beiträge gesprochen wurde ging es mit Heinz Rudolf Kunze los, der stimmlich sehr sicher war, wie eigentlich alle drei Acts an diesem Abend und sang "Mercie Cherie" von Udo Jürgens, den er laut eigener Aussage schon einige Jahre persönlich kennt. Danach waren Monrose mit einer eigenen Interpretation von Katja Ebsteins "Wunder gibt es immer wieder" dran und allein aufgrund des Applauses im Saal, hätte man sie als deutlichen Sieger vermuten können. Ich war da auch ganz sicher. Senna, Mandy und Bahar, auch wenn es ihnen noch an Bühnenerfahrung fehlte, ließen es sich nicht anmerken, dass sie brandneu im Showgeschäft sind und machten ihren Job echt sensationell! 

Es folgte noch Roger Cicero mit einer Swing-Version des Evergreens "Zwei kleine Italiener".
Dann gab es noch eine kleine Verschnaufpause, als die Kessler-Zwillinge Alice und Ellen in ihrer Loge über allen anderen (dort wo im vergangenen Jahr Lys Assia saß) von ihren Erfahrungen mit dem ESC berichteten. Allerdings frage ich mich immer noch, wieso sie erwähnten, dass sie Domenico Modugno mit "Volare" hinter sich ließen und der Song später ein Welthit wurde. Letzteres stimmte zwar, aber Modugno nahm mit "Piove (Ciao Ciao Bambina)" teil... in der Reihe hinter uns wurde dieser Fehler auch erstaunt wahrgenommen. Tobi und ich haben uns auch sehr desorientiert angeschaut.

Na ja, nun ging es aber um Alles oder Nichts - Heinz Rudolf Kunze begann, leicht verändert gekleidet seinen Song "Die Welt ist Pop" aufzuführen. War echt begeistert, auch wenn ich mit dem Lied in der Studioversion nichts anfangen konnte. Live ist halt doch was anderes... und nun waren meine Favoriten des Abends dran, Monrose! Bahar machte auf ihrer blumenumsäummten Schaukel den Anfang von "Even heaven cries", danach fuhr Senna auf einem Fließband von links auf die Bühne ein und Mandy saß gemütlich an einem dieser weiß-roten Bäumchen. Es war der beste Auftritt des Abends und der schönste VE-Auftritt den ich in meiner langen ESC-Karriere jemals gesehen habe!

Stimmlich auch wieder hervorragend und der Applaus ließ Großes vermuten. Auch Mirja du Mont wippte die ganze Zeit mit und stand am Ende des Lieder sogar mit auf. Meine Hochachtung auch von hieraus noch einmal an Monrose! Und dann noch Herr Cicero mit "Frauen regier'n die Welt", passend zum so häufig in der Sendung angesprochenen Weltfrauentag. War auch ein klasse Auftritt, spreche ich ihm nicht ab - meine Entscheidung war aber bereits Minuten zuvor gefallen. Konnte leider nicht anrufen, weil Handys während der Show verboten waren.

Thomas Hermanns kam nun wieder auf die Bühne, erklärte das Televoting und beriet sich mit seinen Gaststars über die gerade eben vorbeigezogenen Auftritte. Nun folgte ein weiteres Highlight der Show, ein Medley der internationalen Gaststars, die live ihre jeweiligen Gewinnersongs vorstellten. Dabei waren zu Beginn Bucks Fizz (leider nur noch einer aus der Originalbesetzung dabei) aus Großbritannien 1981, Katrina Leskanich (GB 1997) die auch Standing Ovations bekam für "Love shine a light" und Johnny Logan, der zweimal für Irland den ESC gewann mit "What's another year" und "Hold me now".

Nun ging Thomas Hermanns in den kleinen "Greenroom", einem Nebenraum wo die drei Kandidaten saßen und animierten die Zuschauer anzurufen. In der Zeit wurden im Saal weiße, rote und blaue Ponpons wie bei den Cheerleadern verteilt, denn nun marschierten Texas Lightning ein - und zwar eine Reihe vor meiner Nase - wieder Gänsehaut ;)

Jane Comerford & Band nahmen dann auf der Bühne Platz und stimmten ein melancholisches Lied an, dass sich aber schließlich als "No no never" enttarnte und mit Begeisterung im Saal aufgenommen wurde. Für den Song gab es wahrlich den meisten Applaus des Abends.

Und nun kam der große Moment, alle drei wurden noch einmal auf die Bühne gebeten, die Sofagäste und ehemaligen Teilnehmer ebenfalls - als "letzte Worte an die Nation" gesprochen wurden. Alice und Ellen Kessler kamen nun ebenfalls auf die Bühne und öffneten den Umschlag. Gespannte Situation, Totenstille. Dann "...and the winner is - Roger Cicero!" - Jubel im Schauspielhaus, Standing Ovations für den Sieger, der nach mehrminütigem Applaus noch einmal seinen Siegersong "Frauen regier'n die Welt" sang. Heinz Rudolf Kunze ist dann allerdings relativ schnell verschwunden.

Monrose hatten zumindest noch den Anstand auf der Bühne im Hintergrund zu warten, auch wenn alle drei geknickt und fertig dort standen. Besonders Mandy, die ihre Tränen auch nicht mehr zurückhalten konnte und von Susanne Fröhlich getröstet werden musste tat mir in dem Moment voll leid. Es gab dann noch Pyroeffekte und 'nen Glitterregen (Teile davon hab ich mir heute morgen noch aus den Haaren gezogen) und ich denke danach war die Show für's Fernsehpublikum vorbei.

Roger Cicero bedankte sich dann noch ausgiebig beim Auditorium und sang noch einmal seinen Coversong "Zwei kleine Italiener". Monrose, eng ineinander verschlugen standen etwas abseits - von Kunze keine Spur mehr. Danach wurden auch wie gebeten den Saal zu verlassen, da er komplett umgebaut werden sollte. Als Tobi und ich uns dann unsere Jacken geholt hatten sahen wir wohl auf dem Gang auch noch die Mutter von Senna. Sie war zumindest die einzige, die ein Kopftuch trug und marrokanisch wirkte. Peter Urban samt Begleitung und Teile des ECG-Präsidiums liefen mir noch über den Weg als wir zwei uns unseren Weg nach draußen bahnten. Nevio lief dort auch noch einmal in Ausgangsnähe herum und wir sind dann noch ein wenig herumgelaufen.

Gegen 23 Uhr haben Tobi und ich uns dann im Hauptbahnhof noch einen Kaffee gekauft (es hatte wirklich nur noch eine Bäckerei auf) und haben dann auf dem Bahnsteig 12 über den Abend und allgemein über den ESC, die Vorentscheidungen und die Privatcontests gesprochen. Kurz nach halb zwölf trennten sich dann auch unsere Wege, Tobi ging zu seinem Hotel und ich stieg in meinen Zug nach Hause, der leider wegen Bauarbeiten auf der Stecke nach Buxtehude 20 Minuten Verspätung hatte.

Es war einer der tollsten Abende in meinem Leben und ich bin jetzt noch total begeistert wenn ich an den Vorentscheid zurückdenke - das war etwas ganz Besonderes, was man nicht oft erlebt. Mit dem Ergebnis bin ich auch recht zufrieden, hab heute gelesen, dass Roger Cicero über 50% der Stimmen erhalten hat. Fazit: Ich werde 2008 wieder den Vorentscheid live angucken, dann aber meinen Videorecorder richtig einstellen - der hat nämlich leider nicht aufgenommen. Zum Glück gibt's am Sonntag um 14:50 Uhr auf dem digitalen Sender Eins Festival der ARD eine Wiederholung, die nehme ich mir dann auf