Samstag, 7. November 2015

Türkei: Interessenkonflikt behindert Comeback



Türkei - In dieser Woche schrieb das türkische Fernsehen TRT ein weitere Kapitel in Sachen "Rückkehr zum Eurovision", jedoch erwiesen sich sämtliche positiv gefassten Meldungen im Frühjahr diesen Jahres als falsch, die Türkei wird auch im kommenden Jahr beim Eurovision Song Contest fehlen. Das Verhältnis zwischen TRT und der EBU scheint derzeit so kalt zu sein, wie die Relation zwischen dem frisch gewählten Präsidenten Erdoğans und Meinungsfreiheit.

Die EBU erklärte in einem Statement: "Wir bedauern die Entscheidung von TRT (...) und hoffen, dass sie überlegen, 2017 zurückzukehren. Wir halten es jedoch nicht für angebracht, Details über Diskussionen zwischen der EBU und ihren Mitgliedsendern zu offenbaren." Sowohl TRT als auch die Europäische Rundfunkunion räumten zuvor ein, dass es Gespräche über die Forderungen von TRT gegeben hat.

TRT wünschte sich innerhalb der Organisation mehr Mitspracherecht, beklagte, dass trotz der Größe des Senders kein TRT-Mitarbeiter in EBU-Gremien vertreten sei und bemängelte u.a. die Wiedereinführung der Juroren und die Aufrechterhaltung der Big Five-Regelung beim Eurovision Song Contest. Da die EBU von diesen beiden Kernpunkten des Wettbewerbs nicht abgewichen ist, dürfte der Grund der vierten Absage in Folge offensichtlich sein.

Die Türkiye Radyo ve Televizyon Kurumu (TRT) hatte zwischen der Gründung und 1993 ein Staatsmonopol auf die Ausstrahlung von Radio- und Fernsehprogrammen und betreibt heute 16 Programme, darunter das Vollprogramm TRT 1 sowie Nachrichten-, Sport-, Musik- und Kultursender sowie TRT 6, einen Sender mit kurdischem Programm. Intendant des Senders ist seit 1997 İbrahim Şahin, der offen die aktuellen Wertungsregeln beim Eurovision Song Contest anprangerte und für einen Nachteil für die Türkei sprach.