Ukraine - Rekapitulieren wir noch einmal das "Chaos in der Ukraine", einem der korruptesten Länder der Welt, das im internationalen Index sogar noch hinter Russland, Pakistan und China steht. Selbst renommierte Medien wie die BBC haben inzwischen die Meldungen aufgegriffen, die von den teilweise anarchischen Zuständen in der Ukraine berichten. Und das, nachdem man eigentlich aus 2005 gelernt haben sollte. Seien wir ehrlich, haben wir die Turbulenzen nicht sogar erwartet? Und lief es bei den anderen Veranstaltern früher nicht auch drunter und drüber?
Das 2009 in Bratislava abge- brochene Hotel Kyjev, symbo- lisch für marodes Management |
In den Jahren zuvor gab es vor Weihnachten die ersten Tickets. Nachdem der Europäischen Rundfunkunion die Situation zu heikel wurde, kam es zum Schnellschuss, die erste Ticketrunde ging gestern über den Äther. Einen Verweis auf den bevorstehenden Ticketverkauf fand man allerdings nur über Umwege, etwa das Suchfenster, die englische Übersetzung der Seite war insgesamt mau. Inzwischen gibt es einen großen Banner, der auf den Eurovision Song Contest hinweist. Doch auch, wer eine Ticketreservierung tätigen konnte und die zeitweise über 4.000 User in der Warteschleife überstand, wähnte sich nicht in Sicherheit, diverse Käufer berichteten im Anschluss von Stornierungsnachrichten.
Das Problem hierbei war die Zahlungsoption per Kreditkarte. Eine andere Option hat es für ausländische Interessenten nicht gegeben. Viele Kreditinstitute akzeptierten keine Transaktionen in die Ukraine, vorbeugend, damit es zu keinen dubiosen Belastungen kommt. Schlau war hier, wer sein Kreditinstitut zuvor über eine Abbuchung informierte, viele gingen aber zunächst von einer erfolgreichen Aktion aus, später hagelte es dann Storno-E-Mails. Derzeit arbeiten die Händler die Anfragen auf, ob die Tickets nun wirklich gebucht sind oder nicht. Der Kartenverkauf geht derweil weiter und lässt zumindest die Frage offen, ob die Karten nicht erneut verkauft werden. Auch für die Ukraine authorisierte Kreditkarten sollen nachweislich abgelehnt worden sein.
Zynismus trifft Artwork: "Celebrate Incompetence" |
Personelle Spitzenpositionen im Organisationsstab des Wettbewerbs sind auch heute noch vakant. Selbst der sonst so diplomatische Jon Ola Sand, eigentlich die Ruhe in Person, scheint langsam die Geduld zu verlieren. Für eine Verlegung des Wettbewerbs ist es nun ohnehin zu spät. Die EBU erklärte, dass man hinter den zeitlichen Vorgaben sei, dennoch optimistisch sei. Zugleich drängte die EBU die Ukraine, zur Eile und sich an die Bestimmungen zu halten. Was am Ende dabei herumkommt, wird sich im April zeigen, wenn die Aufbauten beginnen.
2009 setzte Moskau die Spezial- einheit OMON ein, um den Slavic Pride zu verhindern. Spiegel- verkehrt ist das Bild ein Knaller |
Solche Meldungen im Vorfeld der Eurovision sind genauso unvermeidbar, wie diejenigen, die in "Perfect life" ein "Titanium 2.0" sehen. Überall wo Großereignisse hell leuchten, gibt es auch Schatten. Erinnern wir uns an die Fußball-WM in Südafrika oder Olympia in Rio. Am Ende kommt dennoch eine Show dabei heraus und diese Chance hat die Ukraine auch verdient, nur kann man schon verstehen, wenn die sich Sorgenfalten bei den EBU-Verantwortlichen und den Fans vertiefen. Einige haben ihren Trip nach Kiew bereits gecancelt, zu unsicher ist nicht die politische Situation im Land, sondern die Gewähr, dass man am Ende auch in die Halle kommt...