Sonntag, 4. April 2010

2002, 2006, 2010: Wenn Wettquoten Angst machen


Deutschland - Ich gehöre zu denen, die Wettquoten kritisch gegenüberstehen und keinen Cent auf irgendeinen Kandidaten setzen würden, wenn ich den Auftritt nicht gesehen habe. Letztes Jahr, als es außer Alexander Rybak keine anderen nennenswerten Ausreißer gab, war das schon eine Ausnahme, er hat in sämtlichen Rankings und Wettbüros uneinholbar vorne gelegen.

Oft sind die vermeintlichen Favoriten der Buchmacher und Eurovisionsfans aber auch tief gestürzt, Xandee im Jahr 2004 wurde mit ihrem "1 Life" im Vorfeld als große Favoritin ausgemacht, gewonnen haben die Huzulen aus der Ukraine, Belgien landete auf #22, noch hinter Österreich... 2006 wurden Texas Lightning weit oben vermutet, ein Platz im Mittelfeld war das Ergebnis und das große Erwachen setzte ein. 2007 war DJ Bobo derjenige, auf denen die hohen Beträge gesetzt wurden, die Schweiz überstand nicht einmal das Halbfinale, ebenso wie Kate Ryan im Jahr zuvor.

Erstaunt bin ich, dass Lena Meyer-Landrut in diesem Jahr neben Safura aus Aserbaidschan zu den Favoriten gehört. Ohne ihren bisherigen Erfolg schmälern zu wollen; sie hat im Inland Verkaufsrekorde gebrochen und Chartgeschichte geschrieben und ist sogar Thema bei Nicht-Song-Contest-Fans, aber irgendwie weckt die Quote von 11/4, wie sie bei William Hill zu finden ist, böse Déjà vu-Erinnerungen an Corinna May und Texas Lightning.

Will sagen: Der Eurovision Song Contest ist nicht vorhersehbar und die Titelzeilen der deutschen Zeitungen die sich mit Vorschusslorbeeren nicht zurückhalten können, sollte man nicht überbewerten. Lena ist Favoritin und das tut dem Song Contest aus deutscher Sicht natürlich gut, es wird darüber diskutiert, bei StudiVZ gründen sich neue Fan-Gruppen und wahrscheinlich wird sie dieser Tage zu den am meisten gegoogelten Begriffen gehören, aber die Entscheidung fällt trotzdem erst am 29. Mai.

Sollten wir dann nicht gewinnen, wovon ich derzeit ausgehe, oder gar die Top 5 verpassen, werden sich wieder all diejenigen melden, die vorher noch von der Top-Platzierung sprachen und sich darüber beschweren, dass trotz hoher Quote doch die Nummer aus Aserbaidschan gewonnen hat. Es wäre wieder eine Verschwörung böser osteuropäischer Nationen, die Juroren seien korrupt , wir hätten keine Freunde mehr in Europa oder es am Ende doch die oft zitierten Illuminaten waren.

Warten wir die Proben Mitte Mai ab, dann lässt sich das Ergebnis schon eher vorhersehen als noch letztes Jahr, als Alexander Rybak den Song Contest schon bei seinem Sieg in der norwegischen Vorauswahl für sich entschieden hatte.

Corinna May: noch ein Favorit, der 21. wurde...