Samstag, 25. Juli 2009

Discovery: Norwegen von A bis Z

Norwegen - Nächstes Jahr findet der Eurovision Song Contest in der norwegischen Hauptstadt Oslo statt. Auch wenn es noch über 300 Tage bis zum Finale in der Fornebu-Arena sind, möchten wir das Gastgeberland heute schon einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen, den ein oder anderen Irrglauben beseitigen und Norwegen ein bisschen näher vorstellen, sozusagen Norwegen von A bis Z.
A wie Allgemeine Fakten: Gleich zu Beginn die trockenen Fakten zum Kongeriket Norge, dem Königreich Norwegen. Staatsoberhaupt des 4,8 Millionen Einwohner starken Landes ist König Harald V. nebst Gattin Sonja. Das Land erstreckt sich auf einer Fläche von 385.199 km² vom Kattegat bis hin zur Nordspitze Skandinaviens und grenzt dabei an Schweden, Finnland und im äußersten Norden bei Hammerfest auch an Russland.
In Norwegen gilt ebenfalls die Mitteleuropäische Zeit, von März bis Oktober werden auch hier die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Mehr als 66% der Bevölkerung verfügt über einen eigenen Internetzugang, sogar rund 90% über ein eigenes Mobiltelefon. Größter Telekommunikationsanbieter ist das Unternehmen Telenor, das seit 2000 börsendotiert ist und weltweit rund 75 Millionen Kunden zählt. Wichtigster Fernsehsender ist NRK, der 1950 eines der Gründungsmitglieder der EBU war.
Norwegen ist in 19 Provinzen (Fylker) gegliedert, die bekannteste ist wahrscheinlich die Provinz Telemark, die Namensgeber für den dort entstandenen Landestil beim Skispringen ist. In der Provinz Sogn og Fjordane befindet sich der 24,50 km lange Lærdalstunnel, der längste Straßentunnel der Welt. Bedeutend für die Verbindung von Oslo und Bergen, soll die absichtlich kurvige Streckenführung und die außergewöhnliche Beleuchtung die Fahrer vor Ermüdung schützen und bei guter Laune halten.
Zwischen November und Februar kann man in Nordnorwegen darauf hoffen, Nordlichter zu sehen. Bei besonderen Wetterverhältnissen auch im südlichen Norwegen. Norwegen ist nicht, wie seine Nachbarn Schweden und Finnland Mitglied der EU. Die Notrufnummern lauten 110 (Feuerwehr), 112 (Polizei) und 113 (Krankenwagen).
B wie Bußgelder - Verkehrssünder haben in Norwegen mit harten Strafen zu rechnen. Wer die Geschwindigkeit bis 60km/h um nur 15km/h überschreitet, riskiert ein Bußgeld von 600 NRK, umgerechnet rund 75 Euro, die Überschreitung bis 35km/h kann bis zu 960 Euro kosten. Beim Überfahren einer roten Ampel, sowie dem Überholen im Überholverbot ist man mit 640 Euro dabei. Die Benutzung des Handys während der Fahrt kostet 160 Euro, kann aber wahlweise durch drei Tage Gefängnis beglichen werden. Die Promillegrenze in Norwegen liegt bei 0,2‰, bei Fahrten mit höherem Promillewert wird der Führerschein für mindestens sechs Monate entzogen.
Verboten ist ebenfalls das Tanken von "Diesel avgiftsfri", abgabefreiem Mineralöl, das nur einheimische landwirtschaftliche und Militärfahrzeuge tanken dürfen. Wer es dennoch tankt, dem droht ein Bußgeld von bis zu 2.800 Euro. Erkannt wird der Treibstoff im Zweifel auf jeden Fall, er ist rot eingefärbt! Zum Tanken in Norwegen ist noch hinzuzufügen, dass es den in Deutschland bekannten "Einraster" nicht gibt.
C wie Camping - Zelten in der Natur ist nach dem Jedermannsrecht überall in Norwegen erlaubt, solange die Tier- und Pflanzenwelt davon keinen Schaden nehmen. Allerdings: nur für zwei Tage am gleichen Ort und nicht näher als 150 Meter zum nächstgelegenen Haus. Vom 15. April bis 15. September gilt zudem: kein offenes Feuer in der freien Natur. Wem das alles zu individuell ist, der kann auch einen der über 1.000 norwegischen Campingplätze nutzen, deren Standard von 1 bis 5 in der ADAC-Klassifikation reicht.
D wie Devisen - Offizielles Zahlungsmittel ist die Norwegische Krone (NRK). Eine Krone sind 100 Øre. Derzeit sind 50 Øre-Münzen, sowie Kronen im Wert von 1, 5, 10, 20 und Banknoten im Wert von 50, 100, 200, 500 und 1.000 Kronen im Umlauf. Der Wechselkurs zum Euro liegt aktuell bei 9,0355 NRK. Alle Münzen zeigen typische Symbole Norwegens, z.B. ein Wikingerschiff oder eine Stabkirche oder Harald V.
E wie Einreise - Für deutsche Staatsangehörige reicht bei einem Aufenthalt von bis zu drei Monaten ein gültiger Reisepass oder Personalausweis. Minderjährige benötigen einen gültigen Kinderausweis. Da viele Banken und Behörden den Personalausweis nicht anerkennen, empfiehlt sich dennoch die Einreise mit einem Reisepass. Wer per Flugzeug einreist sollte auf jeden Fall einen Ausweis mit Lichtbild mit sich führen. Wer länger als drei Monate in Norwegen bleiben möchte, sollte die Aufenthaltsgenehmigung spätestens zwei Wochen nach der Einreise bei der örtlichen Polizei beantragen.
F wie Fußball - Seit Beitritt zur FIFA im Jahr 1908 konnte sich Norwegen bisher dreimal für eine WM und einmal für eine EM qualifizieren. Das erste Länderspiel fand am 12. Juli 1908 in Göteborg statt. Schweden deklassierte Norwegen mit 11:3. Den höchsten Sieg schaffte die norwegische Fußballnationalmannschaft am 28. Juni 1946 mit einem 12:0 gegen Finnland. Das beste internationale Ergebnis war eine Bronzemedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1936.
Nach einem 6:2-Sieg über Vålerenga gewann der Verein Stabæk IF 2008 erstmals in der Vereinsgeschichte den norwegsichen Meistertitel. Die Heimspiele des Vereins finden ab der Saison 2009 in der Fornebu-Arena, dem Austragungsort des Eurovision Song Contest statt.
G wie Garderobe - Wie es im Reiseführer heißt, legt man in Norwegen grundsätzlich keinen gesteigerten Wert auf förmliche Kleidung. Jedoch bei offiziellen Anlässen sollte Wert auf eine tadellose Garderobe gelegt werden, wie es zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung der neuen Oper in Oslo demonstrierte und tief dekolletiert für einen Medienrummel sorgte.
H wie Hurtigruten - Als Hurtigruten (norw.: "Die schnelle Linie") sind die Postschiffe bekannt, die seit 1893 die Orte der norwegischen Westküste verbinden und inzwischen auch als Touristenattraktion zwischen Bergen und dem nordnorwegischen Kirkenes verkehren. An der Küstenlinie entlang braucht ein Postschiff von Bergen bis Kirkenes etwa sechseinhalb Tage. Dienten sie früher zur Versorgung mit Lebensmitteln, Bedarfsgütern und natürlich der Post, hat sich ihr Aufgabenbereich in den letzten Jahren etwas gewandelt.
Seit dem Ende transportierten die Postschiffe jährlich rund 415.000 Passagiere. Während es zu jener Zeit überwiegend Pendler waren, die die Linien nutzten, sind seit Anfang der 90er Jahre immer mehr Touristen hinzugekommen. Zurzeit befinden sich 13 Schiffe im Einsatz, die alle unter norwegischer Flagge unterwegs sind und dadurch staatliche Subventionen erhalten.
I wie Ingvild Bryn - Ingvild Bryn wurde am 18. März 1961 geboren und ist eine norwegische Journalistin, die zwischenzeitlich als Korrespondentin in Washington D.C. arbeitete und der gemeinsam mit a-ha-Sänger Morten Harket die Ehre zu teil wurde, den Eurovision Song Contest 1996 zu moderieren.
Ingvild fiel insbesondere durch ihre zahllosen Versprecher und lustigen Kommentare während der Punktevergabe auf. So gab es ein ziemliches Durcheinander bei den spanischen Länderpunkten, u.a. drei Punkte an die damals bereits aufgelöste Tschechoslowakei und die spätere Korrektur des Ergebnisses, da Ingvild "Poland" statt "Holland" verstanden hatte. Ingvild moderiert heute die Nachrichtensendung "Dagsrevyen" auf NRK 1.
J wie Juledag - Auch in Norwegen gibt es einige beliebte Bräuche zur Weihnachtszeit. Ein interessanter Brauch ist beispielsweise das "Julebord", eine Art Buffet, das viele Arbeitgeber in der Vorweihnachtszeit veranstalten und bis zu 60 verschiedene Häppchen auftischt. Der 24. Dezember ist in Norwegen bis 16 Uhr ein gesetzlicher Arbeitstag, viele Läden schließen jedoch bereits vorher. Als traditionelles Weihnachtsmahl halten in Norwegen Schweine- oder Lammrippchen mit Kartoffeln und Steckrüben her.
Der 25. Dezember ist ein ruhiger Tag, der im Kreis der Familie vebracht wird, während am 26. Dezember die Kinos, Bars und Nachtclubs voll mit Partygästen sind. Die Weihnachtszeit endet in Norwegen am 6. Januar.
Ein weiterer bedeutender Feiertag in Norwegen ist der Nationalfeiertag am 17. Mai, an dem dem Inkrafttreten der norwegischen Verfassung von 1814 gedacht wird. Seit 1870 finden an diesem Tag üblicherweise Kinderfestumzüge statt. Seit 1906 versammelt sich die Königsfamilie auf dem Balkon des Schlosses um den Kindern zuzuwinken.
K wie Königsfamilie - In seiner heutigen Form besteht Norwegen erst seit 1905, zuvor wurde das Land von schwedischen Königen in Personalunion regiert. Durch eine Abstimmung erhielt Norwegen seine volle Unabhängigkeit. Erster König von Norwegen wurde 1905 Carl von Glücksburg aka Håkon VII, der bis zu seinem Tod 1957 regierte und in den Weltkriegen für eine neutrale Haltung der skandinavischen Länder eintrat.
Die Nachfolge trat Olav V., der bis zu seinem Tod 1991 regierte. Seither regiert Harald V., der Norwegen in Yachtsportwettbewerben mehrfach bei Olympischen Spielen vertrat, gemeinsam mit seiner Frau Sonja. Ihm in der Thronfolge nachgestellt ist Kronprinz Haakon. Anders als in anderen Monarchien erfreut sich die norwegische Königsfamilie in der Bevölkerung großer Beliebtheit.
L wie Lappen - Hugo Egon Balder bringt seinen Witz: "Die norwegische Regierung warnt eindringlich davor, alte Lappen nicht wegzuwerfen" seit fast 35 Jahren und bringt damit zum Ausdruck, das auch heute noch rund 40.000 Lappen, die sich in der Eigenbezeichnung Samen nennen, in Norwegen leben. Ihr Siedlungsgebiet dehnt sich hauptsächlich über die nördlichen Provinzen, Nordschweden, Finnland und die Halbinsel Kola aus. Samisch ist in Norwegen anerkannte Minderheitensprache.
M wie Mahlzeit - Kulinarisch gesehen orientiert sich die norwegische Küche vorrangig am Fisch. Das Land zählt zu den größten Fischerei-Nationen der Welt, insofern ist es nicht verwunderlich, das viele traditionelle Gerichte Fisch als Grundlage nehmen. Weitere typische Spezialitäten sind "Fårikål", Hammelfleisch mit Kohl, "Kjøttkaker", Fleischklopse die mit den schwedischen Köttbullar gleichzusetzen sind und "Rømmegrøt", ein Brei aus Sauerrahm und Grieß, der mit Zimt und Zucker verfeinert wird. Beliebtestes Getränk in Norwegen ist Kaffee. Gastrohinweis: in Norwegen ist es nicht üblich, Trinkgelder zu geben.
N wie Nordkapp - In der Nähe des Städtchens Honningsvåg in der Provinz Finnmark ragt das Nordkapp ins Meer. Oftmals wird behauptet, das Nordkapp, an dem man hervorragend die Mitternachtssonne beobachten kann, sei der nördlichste Punkt Norwegens. Genau genommen ist jedoch die drei Kilometer vom Nordkapp entfernte Landzunge Knivskjellodden auf der Insel Magerøya der nördlichste Punkt. Aufgrund des nicht werbewirksamen Namens, hat sich im Laufe der Jahre der Irrglaube mit dem Nordkapp durchgesetzt.
O wie Oslo - Die norwegische Hauptstadt Oslo war bis 1925 unter ihrem alten Namen Kristiania bekannt. Die Stadt hat rund 580.000 Einwohner, im gesamten Ballungsraum leben jedoch rund 1,4 Millionen Menschen. Die Stadt ist am Oslofjord gelegen und bietet Touristen eine Menge Sehenswürdigkeiten. Das beliebteste Postkartenmotiv wird das Rathaus von Oslo sein, in dem jedes Jahr der Friedensnobelpreis verliehen wird.
Weitere touristische Anziehungspunkte sind Regierungsgebäude wie der Storting, das Königliche Schloss und der Osloer Dom, welche alle in unmittelbarer Nähe zur zentralen Einkaufsstraße Karl Johans Gate liegen. Ebenfalls zum Stadtgebiet zählt der Holmenkollen, der Osloer Hausberg, der seinen Namen vom Arzt Dr. Holm erhielt, welcher auf dem Berg ein Sanatorium betrieb. Hier ragt heute die älteste Skisprungschanze der Welt in die Luft. Auf ihr fanden 1952 Olympische Wettkämpfe statt.
P wie Pyramiden - Zu Norwegen gehört ebenfalls die Inselgruppe Spitzbergen (Svalbard) mit ihrer Hauptstadt Longyearbyen. Hier befindet sich das abgelegenste Fünf-Sterne-Hotel der Welt. Nördlich davon, am Isfjord, liegt die bis zum Jahr 2000 bewohnte russische Bergbausiedlung Pyramiden.
Als Unterzeichnerstaat des Spitzbergen-Vertrags besaß auch die Sowjetunion das Recht, auf dem zu Norwegen gehörenden Archipel Rohstoffe abzubauen und gründete in den 20er Jahren die Siedlung Pyramiden. Zu Spitzenzeiten lebten hier bis zu 1.000 Menschen, der Ort war somit der einwohnerstärkste Ort auf Spitzbergen. Nach dem Ende des Kohleabbaus in der Region wurde das Dorf aufgegeben. Heute betreibt Russland mit Barentsburg nur noch eine Siedlung auf Spitzbergen.
Q wie Queentastic - Dean Erik Andersen und Geir Lillejord bilden das Dragqueen-Duo Queentastic, welches 2006 am norwegischen Melodi Grand Prix, dem nationalen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teilnahm. Der Song "Absolutely fabulous", der später den dritten Platz belegte, wurde von Thomas G:son aus Schweden und Gerard James Borg aus Malta geschrieben. 2007 folgte eine weitere Single ("Drop dead gorgeous").
Queentastic setzen sich für die Rechte homosexueller Menschen ein. In Norwegen ist Homosexualität mittlerweile gesetzlich und gesellschaftlich weitgehend akzeptiert. Als erstes Land weltweit führte Norwegen 1981 ein Antidiskriminierungsgesetz ein, welches die ungleiche Behandlung von Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verbietet. 1993 verabschiedete die Regierung ein Lebenspartnerschaftsgesetz, am 1. Januar 2009 trat ein Gesetz zur Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare in Kraft.
R wie Rakfisk - Rakfisk ist etwas für Hartgesottene. Vergleichbar mit dem schwedischen Surströmming, handelt es sich bei Rakfisk um eine fermentierte Forelle, die in einer Salz- und Zuckerlake eingelegt wird und in Holzfässern zum Faulen gebracht wird. Anschließend wird sie vier Monate kühl gelagert. Von der Konsistenz her erinnert Rakfisk an Sushi. Gemeinsam mit roten Zwiebeln, einem Dip aus saurer Sahne und einem Stück Fladenbrot gilt der Fisch als typisches Winteressen in Norwegen. Der Transport von Rakfisk-Dosen ist an Bord von Flugzeugen der SAS  aufgrund der Explosionsgefahr (die Dose bläht sich durch die Gärgase auf) verboten.
S wie Schrei - "Der Schrei" gilt als berühmtestes Werk des norwegischen Malers Edvard Munch (*1863 - †1944) und ist eines der bekanntesten Gemälde des Expressionismus. Mehrfach wurden Gemälde aus dem Munch-Museum in der Osloer Innenstadt entwendet. 1994 entwendeten Diebe eine rot-orange Version des Bildes, sie konnte drei Monate später sichergestellt werden.
2004 gab es einen weiteren Diebstahl, das Bild konnte erst im August 2006 bei einer Razzia sichergestellt werden. Das Munch-Museum zeigte beide Bilder "wegen des großen Interesses" im beschädigten, noch nicht restaurierten Zustand zwischen dem 27. September und dem 1. Oktober 2006 der Öffentlichkeit. Eine vollständige Restaurierung des Bildes sei aufgrund von Feuchtigkeitsschäden nicht mehr möglich. Das restaurierte Bild hängt seit 2008 wieder aus.
T wie Trolle - In der germanischen Mythologie haben Trolle als schadenbringende Geisterwesen bereits eine lange Tradition. Der gemeine Troll dient seit Jahren als Maskottchen in der norwegischen Tourismusindustrie. Als holzgeschnitztes Souvenir kann man ihn im ganzen Land erwerben. Zudem fahren über 100.000 Touristen jährlich über die Trollstigen ("Trollpfad") einer landschaftlich atemberaubenden Strecke, zwanzig Kilometer südlich von Åndalsnes. Am Straßenrand wurden als Werbegag mehrere Warnschilder vor Trollen aufgestellt.
U wie Unterhaltung - Das ganze Jahr über finden in Norwegen, insbesondere in Oslo diverse Theater- und Opernaufführungen, Festivals, Konzerte und Musikveranstaltungen statt. Am bekanntesten ist das Øyafestival in Oslo, welches jährlich im sogenannten Mittelalterpark stattfindet. Auch ein Besuch in der neuen Oper (siehe Buchstabe G), der Bjørvika, lohnt sich. Auch mit seinen vielen Cafés, Restaurants und Nachtclubs lädt Oslo zum Verweilen ein.
Und da wir grade bei U sind, zu den größten Stimmungskanonen der norwegischen Kulturlandschaft zählt ohne Zweifel Wencke Myhre. Sie wurde 1947 in Kjelsås bei Oslo geboren und gilt seit den 60er Jahren als erfolgreiche Schlagersängerin mit Hits auf Norwegisch, Schwedisch und Deutsch. 1968 nahm sie für Deutschland mit "Ein Hoch der Liebe" sogar am Song Contest teil und wurde Sechste. Aus Norwegen gab es damals jedoch keinen Punkt. Später ging sie gemeinsam mit Gitte Hænning und Siw Malmkvist auf Tour. 2009 nahm sie am norwegischen Vorentscheid für Moskau teil, schied jedoch mit "Alt har en mening nå" in der Vorrunde aus.
V wie Vinmonopolet - Auch wenn es in Norwegen zur Tradition gehört, einen Teil seines Lohnes am ersten Freitag nach der Auszahlung in Bier einzutauschen und bei einem Lønningspils in gemütlicher Runde zu sitzen, das norwegische Alkoholgesetz ist eines der schärfsten der Welt. Alkoholische Getränke ab 4,8 Vol.% dürfen nicht in Supermärkten oder Discountläden verkauft werden, sondern nur in einem, vom Staat geschaffenen Laden, genannt Vinmonopolet.
Die Preise für hochprozentigen Alkohol liegen deutlich über dem in Deutschland, Österreich und der Schweiz üblichen Niveau. Der Alkoholverkauf ist an normalen Werktagen ab 18 Uhr, an Samstagen ab 15 Uhr eingeschränkt. Ein Verkaufsverbot gilt grundsätzlich an offiziellen Feier- und Wahltagen. Sämtliche alkoholische Getränke und Zigaretten werden nur an Personen ab 18 Jahre abgegeben, das Trinken in der Öffentlichkeit ist verboten.
Um Alkohol zu konsumieren, muss man sich auf einem Privatgrundstück befinden. Die Preise für ein Bier ("Øl") in einem gewöhnlichen Gastronomiebetrieb liegen im mittleren bis hohen einstelligen Euro-Bereich. In einigen Restaurants und Cafés werden allerdings alkoholische Getränke nicht einmal angeboten.
Norwegen gilt mit 4,4 l reinem Alkohol pro Kopf zu den Ländern mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Konsum. Da das Preisniveau in den Nachbarländern Schweden und Finnland wesentlich geringer ist, herrscht hier ein regelrechter Alkoholtourismus.
W wie Warnschilder - Im großen und ganzen unterscheiden sich die norwegischen Verkehrsschilder nicht sonderlich von den deutschen, vielleicht mit der Ausnahme, dass man in Deutschland wohl keine Hinweistafeln auf Elche, Rentiere und anderes nordisches Getier finden wird, das die Straße kreuzt. Auch die Schilder "Skiloipe kreuzt" und "Stopp, avgift", ein Hinweisschild zum Abbremsen, da man sich einer Mautstelle ("Bomstasjon") nähert, wird man in Deutschland eher selten finden. Weitere Sonderschilder kennzeichnen Fährverbindungen und Betriebe der Holzverarbeitung in unmittelbarer Nähe.
Die Höchstgeschwindigkeit außerorts liegt bei 80km/h, für Gespanne mit ungebremsten Anhänger bei 60km/h. Lediglich auf einigen gekennzeichneten Strecken gilt das Limit von 90km/h. Innerorts gilt das Tempolimit von 50km/h, in Wohngebieten meist 30km/h. Über das Strafmaß bei Geschwindigkeitsbegrenzungen haben wir beim Buchstaben B schon gesprochen. In Norwegen müssen Autos und Motorräder auch tagsüber mit Abblendlicht fahren.
X wie Satz mit X - Auch wenn Norwegen ein recht liberales Land ist, gibt es einige Dinge, die man unter keinen Umständen machen sollte. So ist beispielsweise das Rauchen in öffentlichen Gebäuden, Restaurants, Gaststätten und Nachtclubs verboten, ähnlich wie inzwischen auch in Deutschland. Ausnahmen sind "Schankwirtschaften unter freiem Himmel".
Das Wörtchen "takk" findet im täglichen Sprachgebrauch recht häufig Verwendung. Norweger bedanken sich für viele Kleinigkeiten. Bloß sollte man nie die Redewendung "Takk for alt" ("Danke für alles") gebrauchen. Das ist Grabsteinen, Kranzschleifen und Nekrologen vorbehalten. Für diese Fälle gibt es die Alternativausdrücke "Takk for i kveld" und "Takk for sist".
Ebenso zu vermeiden ist das, für Deutsche typische, Drängeln. Die Norweger haben die Ruhe weg ("Ting tar tid", "Gut Ding will Weile haben") gilt für den Straßenbau, im Straßenverkehr und an der Supermarktkasse, jedoch nicht beim Ausschank von Bier in Gaststätten. Dort wird mit wenig Kohlensäure innerhalb von 15 Sekunden frisch gezapft, bezahlt wird sofort.
Y wie Nynorsk - Die norwegische Sprache gehört zu den indogermanischen Sprachen und ist auch für deutsche Ohren leicht zu verstehen, wenn man nur etwas genauer hinhört. Für rund fünf Millionen Norweger ist es die Muttersprache. Jedoch gliedert sich die norwegische Sprache in vier Formen, Bokmål (Buchsprache), Nynorsk(Neunorwegisch), Riksmål (Reichssprache) und Høgnorsk(Hochnorwegisch, hochgestochenes und zu vernachlässigendes Norwegisch). Die beiden ersteren haben mittlerweile einen offiziellen Status.
Bokmål oder auch einfach Norsk ("Norwegisch"), wird von rund 88% der Bevölkerung Norwegens gesprochen. Dialekte weichen regional natürlich ab, insgesamt sollte man sich auf Bokmål jedoch in ganz Norwegen problemlos verständigen können. Linguistisch gesehen ist die Sprache eng an das Dänische geknüpft. Nynorsk hingegen weist mehr Gemeinsamkeiten mit dem Isländischen und Färöischen auf. Mit einem einfachen "Hej" erreicht man jedoch Sprecher beider Formen.
Z wie Zoll - Auch wenn es noch so einfach ist, nach Norwegen zu gelangen (mit der Color Line ab Kiel ist man wenige Stunden später in Oslo), beim Zoll gibt es einige Dinge zu beachten. An Zollstationen gibt es zunächst zwei Fahrstreifen, eine grüne (wer nichts zu verzollen hat) und eine rote Spur (für alle, die etwas zu deklarieren haben). Erlaubt ist die Einfuhr von zwei Litern Bier, einem Liter Spirituosen und einem Lieter Wein (ab 20 Jahren). Ab 18 Jahren dürfen zollfrei eingeführt werden: 250 Zigaretten, 50 Zigarren, 250g Tabak.
Um die norwegische Küste vor Überfischung zu schützen gilt seit 2004 bei der Ausreise: höchstens 15kg Fischfilet pro Person. Schmuggeln von oben genannten Gegenständen empfiehlt sich auch hier nicht, da entsprechende Strafen ziemlich empfindlich sind.