Einen Großteil des Vorentscheids habe ich gesehen und ich stellte leider fest, dass die Coverlieder, die in der zweiten Präsentationsrunde vorgestellt wurden, wesentlich stärker waren, als die meisten Beiträge, die zur Auswahl standen. Mit Mélanie René hat immerhin eine Künstlerin gewonnen, die über Stimmfarbe und einen ganz guten Song verfügt. Es hätte schlimmer kommen können in der Schweiz. Ob es für das Finale in Wien reichen wird, ist noch schwer zu sagen, Sebalter oder Anna Rossinelli haben aber auch schon für Überraschungen gesorgt.
In Ungarn wurde gestern ebenfalls entschieden, dort wird immer mehr sichtbar, dass Juroren nicht immer ein Segen sein müssen. Wieder einmal gab es einen Gleichstand auf dem fünften Rang und die Jury durfte auch hier wieder entscheiden, ob Éliás Gyula oder Leander Rising in die Halbfinals kommen. Sie entschieden sich zugunsten von Éliás Gyula.
Die Zuschauer wählten anschließend noch New Level Empire in die Halbfinals, diese lagen bei den Juroren abgeschlagen auf dem achten Rang. Vergangene Woche musste der wunderbare Titel "Liar" schon aussetzen, da sich die Zuschauer nach dem Weiterkommen der Top Five auf Rock-Pumuckel Timi Antal einigten.
...und dann hat das tschechische Fernsehen noch seinen Vertreter für das große Comeback ausgewählt. Die 40jährige Marta Jandová, der viele Fans einiges zutrauen und die mit Die Happy oder zweimalig beim Bundesvision Song Contest eine gute Figur abgab, wird gemeinsam mit dem Musicalsänger Václav Bárta nach Wien reisen. Der Song der beiden soll später veröffentlicht werden. Ich habe große Erwartungen, aber ich bin zuversichtlich, dass die Tschechen aus den drei Pleiten der Vergangenheit gelernt haben und alle Hebel in Bewegung setzen, sich von ihrer Glanzseite zu präsentieren.
Tschechien
ist bis heute, abgesehen vom nicht teilnehmenden Andorra, das einzige Land, das
bisher noch keine Finalteilnahme beim Eurovision Song Contest auf dem Konto hat.
Sie müssen ja nicht gleich den Wettbewerb nach Prag holen, aber ich denke ein
Finaleinzug würde den Verantwortlichen bei Česká Televize das nötige Vertrauen
geben, den Song Contest nicht sofort wieder ad acta zu legen. Die Chancen stehen
gut, unabhängig vom Beitrag, das Land startet im Underdog-Semifinale, in dem
sich haufenweise Nationen tummeln, die in den letzten Jahren nicht durch große
Würfe aufgefallen sind und wo somit viel drin sein wird.
Sollte das
Ergebnis der Tschechen in Wien zufriedenstellend sein, wäre dies auch für RTVS
in der Slowakei eine Überlegung wert, 2016 eine Rückkehr zu wagen. Marta Jandová
hat auch die Möglichkeit Schützenhilfe aus Deutschland zu erhalten, das im
zweiten Semifinale abstimmen darf. Die gestern in der Bodensee-Arena gewählte
Mélanie René hat übrigens die gleichen Ausgangsbedingungen, auch sie startet im
zweiten Halbfinale. Hinzu kommt der Interpret, der sich heute Abend beim
Eurovision Song Project auf Zypern behaupten kann. Ich bin schon sehr gespannt
auf die Beiträge beider Länder, die es nach Wien schaffen.
Und am
kommenden Wochenende gibt Europa dann richtig Gas, es steht u.a. der Dansk
Melodi Grand Prix an, bei dem es danach geht im Jahr der Titelverteidigung einen
Song auszuwählen, der im ersten Halbfinale gegen starke Nationen bestehen kann.
Zudem beginnen Estland, Finnland und Schweden mit ihren Vorentscheiden. Nach
einem Querhören durch die estnischen Titel dürfen wir uns dort primär auf
alternative Musikstyles einstellen.