Sonntag, 25. März 2012

Eurovision am Sonntag (9)


Wieder einmal gibt es Eurovision am Sonntag, nachdem mein dritter Norwegen-Aufenthalt nun hinter mir liegt und von der Color Line-Liveband "Fairytale" gespielt wurde, wird's Zeit einen Blick nach vorne zu werfen und die Entscheidungen der 42 Nationen für den Wettbewerb in Baku zu analysieren. Da dies hier jedoch den Rahmen sprengen wird, werden wir ab 1. April täglich ein Teilnehmerland genauer unter die Lupe nehmen und die Kandidaten detailliert vorstellen.

Aserbaidschan - Während sich die Delegationen der Teilnehmerländer beeindruckt von den Entwicklungen in Baku zeigen und das Engagement von Europäischer Rundfunkunion und dem Sender ictimaiTV loben, dreht es sich in den deutschen Medien viel mehr um die Meldungen über Folter und Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan. Da wir darüber aber mittlerweile umfassend berichtet haben und das hier nicht im Hauptfokus stehen sollte, lieber noch ein kurzer Bericht über die Allocation Draw vom Dienstag.

Deutschland hat mit Startplatz 20 im Finale wieder einmal Losglück bewiesen. Die späte Startnummer dürfte für Roman Lob schon einen ersten Pluspunkt bedeuten. Während ich das Lied noch genauso belanglos finde, wie dereinst bei USFB und sich bei mir nachträglich nichts entwickelt hat, wie damals bei Lena Meyer-Landrut, hoffe ich einfach mal, dass der Song zumindest europaweit besser ankommt als bei mir.

Vor dem deutschen Beitrag steht zunächst Pastora Soler aus Spanien auf der Bühne. Das spanische Fernsehen wählte diese Position, nachdem sie beim Delegationstreffen die Wildcard gezogen haben. "Quédate conmigo" hat sich, nach dem Durchhören aller Titel spontan an die Spitze meines eigenen Rankings geschoben, Spanien hat meiner Meinung nach wieder einmal gute Karten auf eine vordere Platzierung. Zu wünschen wäre es den Spaniern natürlich, lange genug landeten sie im unteren Mittelfeld oder, wie im Falle von Soraya 2009 in Moskau, nahezu ganz im Keller.

San Marino - Vermutlich nur einmal werden wir den Titel von Valentina Monetta hören, nämlich an elfter Stelle im ersten Semifinale am 22. Mai. Ralph Siegel hat in der vergangenen Woche sämtliche "Facebook"-Passagen aus seinem Titel gestrichen, der jetzt zum satirischen "Social Network Song" ummodelliert wurde. Die Melodie ist gleich geblieben und wenn man ihn sich mehrmals anhört, ist er auch gar nicht mehr so schlecht. Beim Eurovision Song Contest bleiben glücklicherweise immer knapp zwei Monate, um sich ein Lied schönzuhören, im Fall von San Marino hat es funktioniert.

Dank der regelwidrigen Textpassagen hat das Lied von Grand Prix-Urgestein Ralph Siegel aber auch in Deutschland einiges an Aufmerksamkeit erhalten, zumindest habe ich in der letzten Woche wesentlich mehr Nachrichten aus dem italienischsprachigen Winzstaat gelesen, als über unseren eigenen Beitrag. Deutschland ist jedoch nicht im ersten Semifinale stimmberechtigt, dafür jedoch der direkte Nachbar Italien, die Schweiz und Österreich.

Genauso chancenlos sehe ich auch das Comeback von Montenegro an. Rambo Amadeus teilt das Schicksal von Andrea Demirović und Stefan Filipović und muss die Show eröffnen. Sein "Euro Neuro" klingt nach vielem, aber nicht wirklich schön. Da auch die fehlenden Sympathie- und Nachbarschaftsstimmen von den übrigen Nationen Ex-Jugoslawiens nicht kommen werden, dürfte Montenegro eine neuerliche Pleite erleben und nach wie vor das unerfolgreichste Land des damaligen Vielvölkerstaates bleiben.