Sonntag, 7. Januar 2024

Eurovision am Sonntag (73)


Europa
- Hoffentlich sind alle Leser einigermaßen gut ins neue Jahr gestartet? Die Zeiten in denen wir leben werden zwar nicht besser und auch die beginnende Song Contest-Saison trägt nur wenig dazu bei, dass sich das Weltgeschehen normalisiert, aber wie andere Leute Zuflucht bei der Bibel oder sonstigen Gotteswerken suchen, so haben wir unsere kleine Bubble, in der in den kommenden Monaten wieder zahlreiche Beiträge und Meldungen veröffentlicht werden. Zumindest das ist ein Grund sich ein kleines bisschen zu freuen.

Hat immer noch Interesse
am ESC: RTCG aus Montenegro
Und auch wenn noch nichts formell bestätigt ist, so gibt es etwa positive Zeichen vom montenegrinischen Fernsehen RTCG, dass man offenbar plant den Song Contest und den Junior-Ableger in diesem Jahr wieder live im Programm zu zeigen. In einer Frage-und-Antwort-Runde erklärte sich der Sender in Podgorica, dass man derzeit an einem neuen Musikwettbewerb arbeite, der sowohl die lokale Kultur fördert, als auch in Hinblick auf die Eurovision zum Einsatz kommen könnte, um einen Kandidaten für 2025 auszuwählen. Vorausgesetzt die finanzielle Situation des Senders verbessert sich.

Tatsächlich nehmen in diesem Jahr nur drei Länder aus dem ehemaligen Jugoslawien am Eurovision Song Contest in Malmö teil. Als der Wettbewerb 2016 zuletzt in Schweden stattfand waren es doppelt so viele. Bosnien-Herzegowina nahm damals allerdings auch nur Dank großzügiger Sponsoren teil. Seit Jahren krebst BHRT, das Staatsfernsehen beider Entitäten im Land, am Rand des völligen Zusammenbruchs. Nicht ganz so schlimm, aber zumindest auch finanziell nicht in der Lage an der Eurovision teilzunehmen, steht es um Montenegro und Nordmazedonien.

Mit Bulgarien und derzeit auch Rumänien fehlen zudem zwei weitere Balkannationen. Zwar steht TVR immer noch in Verhandlungen mit der EBU, sollte der Staat allerdings keine Gelder mobilisieren, fällt die Teilnahme 2024 aber ins Wasser. Zudem läuft dem Sender die wichtige Vorbereitungszeit ab. Ähnlich ist es Slowenien 2013 ergangen, als man erst am 17. Januar seine finale Teilnahme aussprach. RTVSlo nominierte damals intern die Sängerin Hannah Mancini, sie wurde Letzte im Halbfinale. Etwas, das Rumänien mit Theodor Andrei bereits im Vorjahr geschafft hat.

Waren ein zweckgebundenes
Duo für den ESC: Teya & Salena
Einen Schritt näher an Malmö ist das österreichische Fernsehen. Der ORF hat nach Meldungen der Kronen Zeitung einen klaren Favoriten im internen Juryvoting vorliegen, der nunmehr noch von Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz abgenickt werden muss. Dem Bericht nach soll der Kandidat Österreichs für Malmö "in der zweiten Jännerwoche", sprich in der kommenden Woche präsentiert werden. Der Interpret war einer von 14 nach Wien eingeladenen Kandidaten aus dem Pool der Bewerber. Er oder sie tritt die Nachfolge von Teya & Salena an, die musikalisch inzwischen getrennte Wege gehen.

Reges Interesse scheint indes auch der polnische Vorentscheid hervorzurufen. Wie in sozialen Netzwerken und verschiedenen Gazetten zu lesen ist, haben sich eine Reihe prominenter Interpreten ihr Interesse an der Eurovision 2024 signalisiert. Darunter findet man mit Edyta Górniak nicht nur die erste Vertreterin Polens, sondern mit Justyna Steczkowska auch die Zweite. 1995 nahm Justyna mit dem unglaublich schiefen wie interessanten "Sama" am Song Contest in Dublin teil und wurde nur 18. Fast 30 Jahre später hat sie sich nun offenbar mit dem Titel "Witcher - Tarohoro" bei TVP beworben.

Justynas legendärer Auftritt
in Dublin 1995 - "Sama"
Der Song, diesmal in englischer Sprache mit kraftvollen, slawischen Einschüben, kommt ähnlich mystisch daher, wie ihr erster Beitrag 1995. Eine Nominierung der inzwischen 51jährigen hätte mein vollstes Wohlwollen. Laut polnischen Medien haben sich aber noch rund 20 andere Kandidaten für Malmö beworben. Die Liste reicht von Anna Jurksztowicz, die Polen schon bei diversen Musikfestivals in Europa vertreten hat bis zu Natasza Urbańska, die etwa beim polnischen Vorentscheid 2007 Dritte und 2008 Zweite wurde. Ob der polnische Vertreter intern oder mittels einer Vorentscheidung gesucht wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Zu guter Letzt noch eine allgemeine Information... die EBU hat nach Anfrage des norwegischen TV2 die Definition zulässigen Autotunes beim Eurovision Song Contest enger gefasst. Demnach ist Live-Gesang der Leadsänger und Interpreten auf der Bühne nach wie vor essentieller Bestandteil der Show, die Live-Performance darf somit nicht verändert werden. In begrenztem Maße ist es jedoch zulässig, Autotune für Teile des Songs zu verwenden. Etwaige Anpassungen müssten zunächst der Reference Group der Eurovision zur Abstimmung vorgelegt werden. Beim norwegischen Vorentscheid bleibt Autotune, anders als beim Song Contest, zulässig.

Malmö 2013 und Malmö 2023?
Margaret Berger tritt in der ersten
Vorrunde des MGP in Norwegen an
Und was steht in der kommenden Woche noch bevor? Einiges. Am Mittwoch, dem ersten Streiktag der GDL in diesem Jahr, werden die finnischen Vorentscheidungsteilnehmer vorgestellt, zu denen der Sender YLE bereits kleine Hints streut. Am Samstag finden dann bereits die ersten Vorrunden des Melodi Grand Prix in Norwegen und den Vorentscheid Eurovizija.LT in Litauen statt. Hinzu kommt das öffentliche Vorsingen in der moldawischen Hauptstadt Chișinău für den Vorentscheid "Etapa Națională". Wir wünschen einen guten Start in die neue Woche.

Justyna - Witch-Er Tarohoro