Montag, 14. August 2023

Kommentar: Durchsagen zu Absagen und Zusagen


Europa
- In gut 2,5 Wochen ist die neue Saison für den Eurovision Song Contest 2024 eröffnet. Von dort an, ab 1. September, dürfen potentielle Beiträge für den Wettbewerb in Malmö kommerziell veröffentlicht werden. Und nachdem man sich europaweit ein bisschen von den Ereignissen in Liverpool erholt hat bzw. einige Rundfunkanstalten in Europa in bedächtiges Schweigen verfallen sind, blicken wir so ganz langsam in Richtung Malmö, das näher an Rostock liegt als an der schwedischen Hauptstadt Stockholm.

25 formell bestätigte Nationen gibt es nach derzeitigem Stand für den Wettbewerb, das Finale kann also in jedem Fall stattfinden, lässt sich hochrechnen. Dabei sind unter den bisher abgenickten Nationen keine krassen Ausreißer dabei, mit denen man absolut nicht gerechnet hätte, wenn man vom viel besprochenen Comeback von Luxemburg einmal absieht. Am ehesten verwundert da noch, dass das moldawische Fernsehen TRM in diesem Jahr so zügig dabei war, seine Bestätigung zu übermitteln. Dafür fehlen noch einige Länder, die sonst immer recht schnell waren.

Ein Blick auf die Karte verrät, dass beispielsweise Belgien trotz des großartigen Erfolgs von Gustaph noch kein Sterbenswörtchen über seine Pläne für 2024 verraten hat. Im nächsten Jahr wäre turnusgemäß das wallonische Fernsehen RTBF wieder an der Reihe, sich um die Kandidatenauswahl zu kümmern. Entweder ist man vom Abschneiden Gustaphs immer noch überrascht oder man fahndet bereits intern wieder in den Staffeln von The Voice, ob sich irgendwo noch ein unbefleckter Kandidat finden lässt.

Ebenso ist es nach dem großartigen Wettbewerb von Liverpool ruhig um das Vereinigte Königreich geworden. Der Scouting-Partner TaP Music hat bereits angekündigt im nächsten Jahr nicht erneut an der Auswahl für den Eurovision Song Contest involviert zu sein, die BBC hat bis heute allerdings auch noch keinen Kommentar für 2024 abgegeben. Damit ist das UK das letzte der Big Five-Mitglieder, das sich mit einer verbindlichen Aussage zurückhält, neben Deutschland haben die übrigen gesetzten Finalisten Frankreich, Italien und Spanien ihre Absichten schon kundgetan.

Zudem fehlt noch die Bestätigung des griechischen Fernsehens ERT, das die Sommerpause kreativ nutzte und gegen das zypriotische Fernsehen CyBC motzte und sich scheinbar am Ende sogar noch damit behaupten konnte. Der "Skandal" drehte sich um die geplante Zusammenarbeit zur Castingshow "Fame Story" mit dem griechischen Star Channel. Man protestierte und erhielt die Zustimmung der EBU, eine Eule mit Teilnahmeplänen für 2024 ist aus Athen allerdings noch nicht in Richtung der stets gut informierten Online-Plattformen abgehoben...

Und dann fehlen noch reihenweise osteuropäische Nationen, angefangen beim albanischen Sender RTSH, der normalerweise mit seinem Musikfestival den Startschuss für die neue Vorentscheidungssaison liefert über HRT aus Kroatien, das nach wie vor einen gültigen Vertrag über die Austragung der Dora mit der Stadt Opatija hat bis hin zu Polen, Rumänien und Tschechien, die ebenfalls in diesem Jahr teilweise skurrile Vorentscheide initiierten.

Ob man neben Luxemburg noch die Rückkehr einer weiteren Nation erwarten darf ist ebenso ungewiss wie der Status von Australien beim Song Contest. Der Vertrag mit der EBU, der eine Teilnahme garantierte, ist in diesem Jahr ausgelaufen, über eine Verlängerung bzw. Neuauflage ist noch kein Wort nach außen gedrungen. Die EBU dürfte es sich aber in diesem Fall recht leicht machen, würden ohne Australien doch wichtige Gelder wegbrechen. Gelder, die z.B. Montenegro oder Nordmazedonien in diesem Jahr nicht hatten und daher in Liverpool fehlten. Ihre Rückkehr ist wahrscheinlich, aber noch nicht bestätigt.

Eher unwahrscheinlich bleiben die Rückkehr von Andorra, wo sich Susanne Georgi nach wie vor die Zähne ausbeißt, Bulgarien, dessen Sender BNT einst via Twitter, neuerdings X, extrem aktiv war, inzwischen aber kaummehr ein "Nein" postet bis hin zur Türkei oder Ungarn für deren Regierungen der Song Contest zu einer untragbaren Regenbogenparade verkommen ist. Wir dürfen gespannt sein, ob sich der Eurovision Song Contest 2024 mit 40 Nationen oder mehr rühmen kann, 2016 in Stockholm waren es (zumindest bis zum Rausschmiss von Rumänien) 43 Länder, die gemeldet waren.