Sonntag, 22. Januar 2012

Eurovision am Sonntag (4)


Deutschland - Mittlerweile kennen wir die zehn Kandidaten, die sich bei Unser Star für Baku für die Auswahlshows qualifiziert haben. Nach dem ersten Überblick der Show fällt jedoch, wie bereits in dieser Woche erwähnt, auf, dass nicht die Kandidaten im Mittelpunkt der Show stehen, sondern die Blitztabelle, eine Erfindung von Stefan Raab, die die Show spannend machen sollte, sie inzwischen aber in ein willkürliches Ergebnis-Roulette verwandelt hat.


So sagte Stefan Raab persönlich zur frisch ausgeschiedenen Kandidatin Vera: "Was habe ich da nur angerichtet." Das fragen sich mittlerweile viele Zuschauer. Die Reaktionen auf Facebook, bei Eurovision.de oder auch hier im Blog sprechen von einem zufälligen Ergebnis, je nachdem wer im richtigen Moment die Nase vorn hat. Zudem pushte die Jury auch in der zweiten Show wieder Kandidaten, in diesem Fall Rachel, hielt sich jedoch ein bisschen mehr zurück als noch vergangene Woche.

Am nächsten Donnerstag wird nun ausgesiebt. Aus den zehn vermeintlich besten Kandidaten müssen zwei die Show verlassen. Wenn es nach Talent gehen würde, müsste in jedem Fall Umut die Show verlassen, doch bei gleichbleibendem Konzept ist niemand mehr sicher und unser Star für Baku wird letzten Endes derjenige, den entweder die Jury kurz vor Schluss noch einmal gepusht hat oder derjenige der durch Glück die Führungsrolle kurzzeitig übernehmen konnte.

Dänemark - Dieses Wochenende stand im Zeichen skandinavischer Vorentscheide, Norwegen hat mit Reidun Sæther eine Mischung aus Maria Haukaas Storeng und Wencke Myhre in die Finalshow gewählt, mit bewährten Komponisten im Rücken, Thomas G:son, König des Schwedenschlagers und Ovi, norwegischer Staatsbürger der 2010 gemeinsam mit Paula Seling die Bühne von Olso in Brand setzte.

Doch nicht nur Norwegen konnte mit einer guten Entscheidung glänzen, auch Dänemark hat sich im Superfinale für den, bis dahin idealsten Titel entschieden. Über das Dampfschiffkapitäns-Outfit von Soluna Samay wird an dieser Stelle hinweggesehen, der Song ist aber für dänische Verhältnisse schon einer der besseren der letzten Jahre.

Dänemark präsentiert beim Eurovision Song Contest gefühlt jedes Jahr den gleichen Titel, ob er nun von Ronan Keating geschrieben, von einem Leadsänger mit Vogelnestfrisur und OP-Hemd gesungen oder von zwei, sich wie zwei Magnete abstoßende Interpreten intoniert - es klingt immer gleichmäßig langweilig. Insofern ist es schon mal ein Gewinn für den Song Contest, das Dänemark erstmals seit Sidsel Ben Semmane 2006 wieder eine Solistin mit einem Song vertreten wird, den Ratingagenturen mit AA bewerten würden.

Ungarn - Kommende Woche beginnt auch das ungarische Fernsehen mit der Selektierung im Vorentscheidungsprozess und stellt erstmals zehn Beiträge zur Auswahl, die anders als bei Unser Star für Baku, bereits rundum fertig sind und keinem Zufallsvoting ausgesetzt werden. Mit dabei ist ein Haufen wirklich guter Songs, wie immer, wenn Ungarn einen nationalen Vorentscheid ausrichtet.

Da wäre zum einen Nika mit dem Titel "This love", eine wirklich gelungene Pop-Ballade, die Gruppe Compact Disco mit "Sound of our hearts" oder Linda Király mit "Untried". Alle dürften meinetwegen nach Baku fahren. Selbst die rumänische Sängerin Annamari Dancs hat es im Nachbarland versucht, nachdem ihr eigenes Heimatland keine konkreten Pläne für Baku nennen wollte.

Ich freue mich sehr auf die ungarischen Vorrunden und noch mehr, dass man offenbar keine Kosten und Mühen scheut, einen gescheiten Beitrag für den Song Contest auszuwählen. Es täte den Ländern in der Nachbarschaft, etwa Polen und Tschechien gut, einen ähnlichen Ehrgeiz zu entwickeln und sich nicht auf Einschaltquoten (im Falle Tschechiens) und der Europameisterschaft (Polen) festzunageln.