Sonntag, 2. Juni 2024

Liechtenstein: Radio Liechtenstein bewirbt sich bei EBU


Liechtenstein
- Offenbar nimmt das Fürstentum Liechtenstein einen neuen Anlauf um einen Fuß in die Tür bei der Europäischen Rundfunkunion zu bekommen. Wie das Liechtensteiner Vaterland meldet, betrifft es nicht den privat geführten Sender 1FL TV, der seit seiner Gründung 2008 versucht hat, der Union beizutreten, schließlich aber immer an der Finanzierung und später am Interesse der Geschäftsführer scheiterte, sondern den staatlichen Sender Radio Liechtenstein.

Jürg Bachmann, Verwaltungspräsident von Radio Liechtenstein erklärte, dass man schon im März Kontakt mit der EBU aufgenommen hat, das Projekt damals aber noch keine sonderlich große Priorität hatte. Nach dem Sieg von Nemo in Malmö haben sich die Parameter jedoch geändert. "Ich persönlich finde es eine interessante Idee, einheimischen Musikern und Musikerinnen eine solche Plattform zu bieten. So ein Wettbewerb mit Ausscheidungen im Vorfeld könnte im Land sehr viel auslösen.", so Bachmann. 

Evaluiert unter neuem Logo und
neuem Credo: Mehr Liechtenstein
Radio Liechtenstein, Teil des LRF
So betont er weiterhin, dass es zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört, die lokale Kultur und ihre Talente zu fördern. Die Bewerbung würde auch den neuen Leitlinien des Senders entsprechen, man gab jedoch zu bedenken, dass sich Radio Liechtenstein erst am Anfang des Anmeldeprozesses befindet, etwa abklärt, wie hoch der Beitrag für die EBU-Mitgliedschaft sei und welche Vorteile man effektiv nutzen könne. Als Vollmitglied können Rundfunkanstalten insbesondere am Nachrichtenaustausch teilnehmen und das technische Know How der Union in Anspruch nehmen.

Laut Bachmann finde die Prüfung auch unabhängig davon ab, ob der Staatsbeitrag für Radio Liechtenstein um vier Millionen Franken erhöht wird oder nicht: "Es ist immer gut, wenn man international vernetzt ist, und für einen öffentlich-rechtlichen Sender ist die EBU sicher die richtige Stelle dafür". Über den Haushaltsplan für Radio Liechtenstein in den Jahren 2025 bis 2028 wird von staatlicher Seite im Juni entschieden. Radio Liechtenstein gab aber auch zu verstehen, dass trotz einer erhöhten Priorität nicht sicher sei, dass man auch rechtzeitig für den Song Contest 2025 in der Schweiz teilnahmeberechtigt sei, man werde aber alles daran setzen, die Dauer so weit wie möglich zu kürzen.

Die Geschichte Liechtensteins beim Eurovision Song Contest führt zurück ins Jahr 1976, damals wollte sich das Fürstentum mit einem Beitrag präsentieren und wählte hierfür die aus Eschen stammende Sängerin Biggi Bachmann mit "My little cowboy" aus, wurde von der EBU jedoch abgelehnt, da das Fürstentum über keine eigene Rundfunkanstalt verfügt. Die kleine aber dramatische Geschichte ist hier im Dialekt zusammengefasst. Dies änderte sich erst 2008 mit dem Privatsender 1FL TV, der an Formalitäten und vor allem den Gebühren der EBU gescheitert war und laut neuer Geschäftsführererin Sandra Woldt kein Interesse mehr an Mitgliedschaft in der Senderunion hat. 

Wie Vaterland.li abschließt sei der neueste Anlauf Liechtensteins jedoch realistischer, da sich erstmals ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk bemüht Teil der EBU zu werden. Zwar gab man auch zu verstehen, dass man ein Großprojekt wie den Eurovision Song Contest nur in Kooperation mit anderen Partnern tragen könne, die Meldung macht jedoch Hoffnungen, dass der Sieg der Schweiz das Interesse auch in Liechtenstein hat ansteigen lassen. So unterstützte die Tourismusagentur Liechtenstein Marketing etwa die Bewerbung von St. Gallen, da die Region Ostschweiz und damit auch das verbundene Liechtenstein wirtschaftlich profitieren könnten.