Mittwoch, 11. Oktober 2023

Heute: Ende der Abmeldefrist vom Song Contest 2024


Europa
- Heute zur Geisterstunde endet die Frist der Europäischen Rundfunkunion sich ohne finanzielle Sanktionen vom Eurovision Song Contest 2024 abzumelden. Dabei ist bei neun Nationen noch nicht einmal bekannt, ob sie sich überhaupt auf die Teilnehmerliste haben setzen lassen bzw. ob sie weiterhin gewillt sind, am Wettbewerb teilnehmen zu wollen. Besonders im Fokus stehen hierbei finanzielle Aspekte, etwa in Montenegro und Nordmazedonien. Wir haben die Standpunkte der noch fehlenden Nationen einmal zusammengetragen.

Armenien
- Klassischerweise ist das armenische Fernsehen bis zuletzt still, wenn es um die Bestätigung der Eurovisionsteilnahme geht. Dennoch steht eine mögliche Teilnahme auf wackeligen Beinen. Jüngst kam es zur Offensive des aserbaidschanischen Militärs auf die Republik Arzach, früher Bergkarabach, in deren Zuge nahezu die komplette armenischstämmige Bevölkerung geflohen ist. Da das Land vor einer großen Herausforderung steht, dürfte die Eurovision wie auch die Junior Eurovision zunächst eine untergeordnete Rolle spielen.

Australien
- In diesem Jahr lief der Vertrag der Europäischen Rundfunkunion mit dem australischen Sender SBS aus, der eine Teilnahme am Song Contest garantierte. SBS bestätigte zwar, dass man in Verhandlungen über eine Verlängerung mit der EBU steht, bislang allerdings ohne eine publik gemachte Entscheidung. Da Australien den Wettbewerb nicht nur musikalisch anreichert sondern auch finanziell entlastet, dürfte es aber relativ wahrscheinlich sein, dass sich SBS und EBU einigen und Australien 2024 mit dabei sein wird.

Bulgarien
- Bis vor wenigen Jahren war BNT ein engagiertes Teilnehmerland, das auch respektable Ergebnisse eingefahren hat. Nach finanziellen Engpässen und einem Wechsel in der Senderdirektion ist der Enthusiasmus allerdings deutlich abgeflacht. Auch auf dem offiziellen X-Kanal, früher Twitter, hält sich der Sender aus Sofia mit Informationen zurück. Eine Rückkehr zum Eurovision Song Contest ist zwar jederzeit möglich, aufgrund der Sperrhaltung in den Führungsgremien von BNT aber eher unwahrscheinlich.

Montenegro
- Ebenfalls ein großes Fragezeichen steht hinter der Rückkehr Montenegros zum Song Contest. Zwar wurde die Eurovision in der Vergangenheit als Chance gesehen, das Land medienwirksam zu präsentieren, dies bringt den Sender RTCG aber auch an den Rand des vereinbarten Haushaltsplan. Sofern ein geeigneter Sponsor gefunden wird und die Teilnahme mitfinanziert, könnte Montenegro im kommenden Jahr durchaus zurückkehren, allerdings gab es aus Podgorica bisher kein offizielles Statement, lokale Medien vermeldeten hingegen bereits eine Absage.

Nordmazedonien
- Die Bilanz des Senders MRT sieht für das folgende Jahr durchaus finanzielle Mittel für den Eurovision Song Contest vor, wie vor einigen Wochen in einer entsprechenden PDF-Datei zu sehen war. Während etwa die englischsprachige Wikipedia Nordmazedonien als zweiten gesicherten Rückkehrer neben Luxemburg aufführt, reagierte der Sender selbst bisher zurückhaltend. Ein offizielles Statement, dass man 2024 einen Interpreten nach Malmö schickt, gab es bisher noch nicht. Allerdings dürften die Chancen bei Nordmazedonien größer sein als etwa bei Montenegro.

Rumänien
- TVR steht auf der provisorischen Teilnehmerliste des Eurovision Song Contests 2024. Allerdings liegt die finale Entscheidung, ob das Land einen Interpreten nach Malmö schickt, nunmehr in der Hand der oberen Führungsetage. Nach bescheidenen Ergebnissen in den letzten Jahren, einem Juryskandal, einer Disqualifikation aufgrund nicht bezahlter Auslagen bei der EBU und generell eng bemessenen finanziellen Mitteln, ist es durchaus möglich, dass sich der rumänische Sender wieder von der Teilnehmerliste streichen lässt. 

Tschechien
- Das tschechische Fernsehen kündigte im Sommer an, dass eine Entscheidung, ob man am Eurovision Song Contest 2024 teilnehmen werde, nicht vor Ende September bzw. Anfang Oktober fallen werde. Seither hüllt man sich in Prag in absolutes Schweigen. Keinerlei Informationen, nicht einmal eine Tendenz, ist nach außen gedrungen und somit bleibt die Teilnahme in Malmö ungewiss. Nach dem zehnten Platz mit der Gruppe Vesna dürfte Česká televize aber zumindest nicht aufgrund von Misserfolgen fehlen und somit kann man davon ausgehen, dass Tschechien auf der Teilnehmerliste 2024 zu finden sein wird.

Türkei
- Seit Jahren verhandelt die Europäische Rundfunkunion mit dem Sender TRT über eine Rückkehr zum Song Contest, ohne Erfolg. Einer Umfrage zufolge wünschen sich zwar über 95% der Türken eine Rückkehr in den Kreis der europäischen Musikfamilie, die Verantwortlichen bei TRT argumentieren jedoch, dass ein Werteverfall im Wettbewerb eingesetzt hat, Big Five und Juryvoting abgeschafft werden müssen. Die EBU hat sich bisher auf keinen dieser Punkte eingelassen und somit dürfte der Wettbewerb 2024 aller Voraussicht nach ohne türkische Beteiligung stattfinden.

Ungarn
- Offiziell hat das ungarische Fernsehen MTV sich nie zu den Beweggründen geäußert, warum es dem Wettbewerb fernbleibt. Als wahrscheinlich gilt wie auch im Falle der Türkei die Kollision von europäischen Werten mit Ideologien der Regierung Orbán, die immerhin die Finanzierungsgrundlage für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Ungarn stellt. Das damals als Vorentscheid für die Eurovision eingeführte Musikformat "A Dal" ist inzwischen zu einem Musikfestival zur Förderung ungarischer Musik im Inland geworden. MTV bietet dem Sieger Unterstützung, jedoch keinen Startplatz bei der Eurovision an.

Alle oben stehenden Informationen sind nach bestem Gewissen zusammengetragen, stochern aber allenfalls im Nebel herum und basieren nicht auf 100% sicheren Quellen. Aufschluss, wer und wer nicht am Eurovision Song Contest 2024 in Malmö teilnehmen wird, kann lediglich die offizielle Teilnehmerliste der Europäischen Rundfunkunion liefern. Diese wird in der Nacht in Stein gemeißelt, was bis dahin bei den Rundfunkanstalten Europas geschehen ist, wird sehr wahrscheinlich nicht nach außen kommuniziert.