USA - Der 9. Mai 2023 ist der Tag, an dem das erste Halbfinale des Eurovision Song Contests in Liverpool stattfinden wird. Loreen, Käärijä und Co. treten in der M&S Bank Arena in Merseyside um zehn Finalplätze an und es verspricht wie immer ein spannungsgeladenes Festival der Musik und Emotionen zu werden, insbesondere da das erste Halbfinale in diesem Jahr als das stärkere gilt. Doch nahezu untergegangen ist, dass exakt ein Jahr zuvor das Finale des American Song Contest der NBC stattfand.
Mit Kelly Clarkson und Snoop Dogg hatte die NBC prominente Moderatoren am Start |
Schnell jedoch stellten die Produzenten fest, dass die unbegrenzten Möglichkeiten doch begrenzt waren. Man verhandelte mit mehreren TV-Netzwerken, am Ende war jedoch nur die NBC dazu bereit, das Konzept zu testen. Die Eurovision wie wir sie in Europa kennen, sollte für den US-amerikanischen Markt angepasst und ausgestrahlt werden. Dies bedeutete zunächst einmal, dass man 50 Bundesstaaten, fünf Überseegebiete und den Hauptstadtdistrikt unter einen Hut bekommen musste, was schon mal eine logistische Herausforderung darstellt.
Das Voting war in den ersten Shows komplizierter als das Regelwerk beim ESC... |
Verkompliziert wurde das Voting dadurch, dass zumindest der Juryliebling noch während der Show erfuhr, dass er weiter ist. In Show eins war dies z.B. Hueston mit "Held on too long" für den kleinen Neuengland-Staat Rhode Island. Über die anderen Kandidaten urteilten später die Zuschauer per Online-Voting. In der ersten Show zogen somit die spätere Gesamtsiegerin AleXa für Oklahoma, Christian Pagán für Puerto Rico und Michael Bolton für Connecticut weiter. Die übrigen Interpreten waren zunächst ausgeschieden, darunter die wunderschöne County-Nummer "Never like this" aus Arkansas oder "New boot goofin'" aus Wyoming, das hier zu seinem neckischen Beinamen "Das San Marino Amerikas" kam.
Ryan Charles im Dienste Wyomings |
Auf diesem Wege schafften es Wyoming (Platz 10 in der ersten Vorrunde) und New York (Platz 9 in der zweiten Vorrunde) zu ihren Auftritten in den beiden Halbfinals. Mit 22 Interpreten ging dieses Prinzip wieder von vorne los. Die Künstler sangen, in den Semifinals wurde der Juryfavorit vorgestellt. Dies waren in Show 1 Allen Stone für Washington und Tyler Braden für Tennessee in Show 2. Es dauerte bis zum 4. Mai, fünf Tage vor dem Finale des American Song Contests, ehe die komplette finale Line Up feststand, Rhode Island und Wyoming blieben hierbei auf der Strecke.
Von American Idol zum American Song Contest: Kelly Clarkson |
Das Ergebnis des Finales (Jury- und Zuschauervoting):
In Kombination aus Jury- und Zuschauervoting ging dann Oklahomas Vertreterin AleXa, eine 1996 in Tulsa geborene Sängerin mit südkoreanischen Wurzeln und ihrem Manga-Song "Wonderland" als Siegerin hervor. Schon kurz nach dem Finale verliefen sich die Spuren der Show im Sande, für die NBC wurde der American Song Contest im Vergleich zu den TV-Quoten anderer US-Networks zum Flop. Im August sagte Christer Björkman noch, man stünde in Verhandlungen, es sei aber vor allem eine Kostenfrage. Dass die NBC die Kosten für einen zweiten Wettbewerb in diesem Jahr nicht wiederholt aufbringen wollte, stand schließlich dieses Jahr im Februar fest.
Mittlerweile wohl nicht mehr so frohen Mutes: Christer Björkman |
Grundsätzlich ist die Idee eines landesweiten Wettbewerbs in den USA nicht falsch und hätte bestimmt anders Anklang gefunden, wenn man das Produkt nicht völlig neu konzipiert hätte. Die Langatmigkeit, das Wertungsverfahren und vermutlich auch die Promotion des Wettbewerbs führten dazu, dass der American Song Contest ein Schattendasein in den Vereinigten Staaten geführt hat und vermutlich so bald nicht zurückkehren wird. Ähnliche Formate sind inzwischen in Kanada und Südamerika geplant, ob es hier erfolgreicher laufen wird, bleibt abzuwarten.