

Die moderne Technik des Eurovision Song Contests ermöglicht es den Delegationen der einzelnen Länder, je nachdem wie viel Taschengeld sie mitbringen, ihren Beitrag durch allerhand künstlerische Gimmicks zu untermalen. Dazu gehören aufwendig inszenierte Bühnenbilder und LED-Einblendungen, die von einem schlichten Schwarz wie etwa 2011 beim zypriotischen Beitrag von Christos Mylordos bis hin zu ganzen Blockbuster-Animationen, die den eigentlichen Titel in den Hintergrund rücken. Mit dieser Methode ist die Ukraine im selben Jahr etwa auf den vierten Platz gerückt. An die Sandmalerin Kseniya Simonova, die auf einer Platte ganze Gemälde aus Sand herstellte erinnert man sich noch heute, daran was Sängerin Mika Newton getragen hat und wie ihr Song klang, die wenigsten.
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2011 ein echter Knaller: Sandmalerei aus der Ukraine |
Effekthascherei ist beim Song Contest seit den 2000er Jahren eine Art um Punkte zu erhalten, die man durch musikalische Qualität nicht erzielt hätte. Es gibt Konfetti- oder Goldflittersalven, die auf den Punkt von der Decke abgeschossen werden, als ob der Interpret gerade bei Günther Jauch die Millionenfrage geknackt hätte oder eben den Ritus sich möglichst Kleidungsstücken zu entledigen wie es von Ireen Sheer bis Doris Dragović nicht wenige versucht haben. Und dann ist da noch die Windmaschine, ein kostengünstiges Add-on, das so manche Ballade mit nötiger Dramatik ausstattet. Besonders wurde diese von einer Schwedin namens Carola genutzt und zwar bei allen drei Auftritten.
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Für sie wurde die Beautfort- Skala erfunden: Carola |
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Mit Fifi am Hintern: Cascada |
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Norwegen 2005: Das Tuch war nicht einfach so orange |
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Disput um die Flagge: Iveta Mukuchyan |
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Fog - Nebel des Grauens: Nina Sublatti 2015 |
Nebel funktioniert aber auch bei Balladen. Evelina Sašenko aus Litauen sang über die "Everlasting love", begleitet von einem Pianisten, gebettet auf einer Nebelbank. Sie wurde in Düsseldorf 19. im Finale. Auch Deutschland wollte 2016 eine spookige Atmosphäre schaffen, mit einem großen Vollmond auf den LEDs, toten, blattlosen Bäumen und einer Schicht aus Nebel. Darauf platziert wurde die 18jährige Jamie-Lee mit ihrem Manga-Geschirr als Kopfschmuck. In Europa hat man die Nummer nicht verstanden, die Schweizer zeigten sich im Televoting mit acht Stimmen noch sehr solidarisch, die Österreicher mit zwei Punkten knausriger und als einzige Jury in Europa steuerte Georgien einen Punkt bei. Hier lenkte auch eine Kunstatmosphäre nicht vom schlechten Songmaterial ab.
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Pionier der Pyroeffekte: Roger Pontare (2000) |
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Burning Belarus, Anastasia setzt die Bühne in Flammen |
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Der bislang letzte türkische Medaillenplatz: maNga |
Auch das Gegenteil von Feuer, nämlich Wasser kam bereits mehrmals zum Einsatz. Jedward aus Irland präsentierten 2012 in Baku, nachdem sie mit "Lipstick" die Herzen tausender junger Teenies in Europa eroberten einen Springbrunnen auf, in dem sie sich am Ende auch noch die mühsam hochtoupierten Haare nass machten. Ruth Lorenzo kam 2014 bereits im Wet Look auf die Bühne, im Hintergrund prasselte der Regen auf die LED-Wand und in diesem Jahr versuchte es Griechenland mit Wasser, indem sie zwei Adonis-Körper im Wasserbad plantschen ließen. Als dies zündete in Europa nur bedingt, hätte man sich wie Samir & Viktor im schwedischen Vorentscheid bis auf die Unterhose entkleidet, hätte es vielleicht noch etwas genützt.
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Eric Saade sprengte beim MF und ESC die Scheiben |
Insbesondere weil er während seiner Darbietung alles bisher dagewesene in den Schatten stellte und selbst in eine Art Matrix eintauchte, in Embryonalstellung durch den Kosmos schwebte und wie Super Mario über verschwindende Plattformen hüpfte. Geschlagen geben musste sich der Russe, der vom Mogul Phillip Kirkorow unterstützt wurde, am Ende aber der australischen Sängerin Dami Im, die auf ihrem Podest Computeranimationen mit Gedankenkraft verschob und der ukrainischen Sängerin Jamala, die bis auf einen Lebensbaum auf den Screens keinerlei Effekte nutzte sondern einfach nur eine persönliche Gegebenheit in Gesang umwandelte.
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Magie beim ESC 1991: Arturo Brachetti |
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Magie aus Osteuropa, Dmitry Koldun und seine Zauberwand |
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Gehstock auf Knopfdruck: Getter Jaani aus Estland |
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Meister der skurrilen Instru- mente: Ovi & Paula Seling |
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Vom Bühnenkeller ins All: Nina als Begleitung für die Astronauten von Who See |

Poll: In der Hoffnung, dass das Voting nicht wieder mitten in der Woche offline geschaltet wird, biete ich noch einmal die vier Ladenhüter der Saison an. Namentlich sind dies das "Mosaik", "Lost & Found", "X-Files" und "And finally...". Zur Abstimmung geht es hier und damit wünsche ich allgemein ein schönes Wochenende in dem Hamburg natürlich wieder einmal im Regen versinken wird.