Europa - Den Temperaturen und der allgemeinen Wetterlage entsprechend, werde ich mich später bequemen schon mal ein bisschen Herbstdeko zu kaufen. In Hamburg regnet es sich ein, da wird es Zeit, ein bisschen Wärme zu vermitteln und was eignet sich dafür besser, als das aktuelle Cocktail-Motto "Mi corazon". Wir arbeiten uns heute durch die spanische Song Contest-Historie von ihren frühesten Anfängen bis hin zum stimmlichen Desaster des Manel Navarro. Immerhin wurde das Thema mit großer Mehrheit für den heutigen Samstag ausgewählt.
España, seit 1961 dabei |
Die allererste Conchita |
Ihr Wettbewerbstitel "La, la, la" erhitzte jedoch auch in Spanien die Gemüter. Ursprünglich sollte der Titel von Joan Manuel Serrat gesungen werden, der jedoch darauf beharrte auf Katalanisch zu singen. Francos Schergen untersagten ihm dies und nominierten die linientreue Massiel. Serrats Songs durften anschließend nicht kommerziell vertrieben werden und wurden sogar öffentlich verbrannt. Massiel hingegen sicherte Spanien den ersten Sieg des Landes im Wettbewerb. Bis heute halten sich jedoch hartnäckig die Gerüchte, Franco hätte für den Sieg bezahlt und die Gunst diverser Rundfunkanstalten gekauft.
Massiel wurde damals kurz- fristig für den ESC ausgewählt |
Salomé musste sich ihren Sieg mit drei anderen teilen |
Rechts ist seine Schokoladen- seite: Julio Iglesias |
Mocecades (1973) |
Barfuß im Toaster: Remedios Amaya (1983) |
Dramatik gleich zu Beginn: Azúcar Moreno (1990) |
Jimmy Jump und sein kleiner Cameo beim spanischen Song |
Sie wollte ja nicht auf ihren Kostümdesigner hören... |
Rosa, die erste Siegerin der Operacíon Triunfo |
Beim Eurovision Song Contest in Tallinn sang sie die ersten englischen Phrasen eines spanischen Song Contest-Titels, belohnt wurde ihr "Europe's living a celebration" mit dem siebten Platz. Noch größere Erwartungen hatte man 2003 an die ebenfalls gecastete Sängerin Beth, deren "Dime" im Vorfeld als großer Favorit galt. Mit Dreadlocks und einem südamerikanischen Hüftschwung wusste sie optisch zu überzeugen, gesanglich plagten sie jedoch einige Probleme, den achten Platz brachte sie aus Riga trotzdem heim. Immerhin noch auf den zehnten Platz schaffte es Ramón in Istanbul, der letzte Sieger der Operacíon Triunfo, der direkt zum Song Contest fuhr.
Ketchup, die Erste: Son de Sol (2005) |
Ketchup, die Zweite: Las Ketchup (2006) |
Separat davon wurden die Lieder gewählt, am Ende standen drei Kandidaten, namentlich Nazaret, Mirela, auf die wir später noch zu sprechen kommen, Merche Llobera, Yanira Figueroa und die Gruppe Nash im Finale. Nach einem kräftezehrenden Abend, an dem es insgesamt 25 verschiedene Auftritte gab, stand mit "I love you mi vida" von Nash der Beitrag für Helsinki fest. Später wurde die Truppe in D'Nash umbenannt. All dies half jedoch nichts, die klassische Boyband rutschte erneut nur auf Rang 20. Ein Jahr später wurde der Modus erneut angepasst, eine Online-Vorqualifikation wurde eingeführt.
Geflügelpest und Roboter- Moves: Rodolfo (2008) |
Treuer Punktelieferant für die Spanier: Andorra |
Soraya beamte sich sogar über die Bühne, nützte nur nichts |
Ein bisschen Galicien beim ESC: Lucía Pérez |
Dieser konnte 2014 durch Ruth Lorenzo mit "Dancing in the rain" noch einmal erreicht werden. Seither rutschten alle spanischen Beiträge wieder unter die 20er-Marke. Edurne, ebenfalls ein etablierter Star in Spanien, konnte sich in Wien nur auf Position 21 vorarbeiten, Barei mit ihrem inszenierten Sturz erreichte nur die 22. Den absoluten Vogel schoss Spanien jedoch in diesem Jahr mit Manel Navarro und "Do it for your lover" in Kiew ab. Gerade einmal fünf Punkte, allesamt vom portugiesischen Publikum, konnte der gelockte Sunnyboy erreichen. Dabei hatte er selbst in Spanien beim Vorentscheid keinen Rückhalt.
Im Finale von "Objetivo Eurovisión 2017" traten sechs Kandidaten an. Auch hier bemühte sich die Sängerin Mirela mit ihrem "Contigo" um das Ticket nach Kiew. Nachdem alle gesungen hatten, lagen Manel und Mirela mit je 58 Punkten gleichauf.
Die Ergebnisse der ersten Runde im Vorentscheid:
01. - 058 Punkte - Jury: 34, Televoting: 24 (16,8%) Manel Navarro
01. - 058 Punkte - Jury: 22, Televoting: 36 (35,6%) Mirela
03. - 052 Punkte - Jury: 22, Televoting: 30 (21,6%) LeKlein
04. - 041 Punkte - Jury: 20, Televoting: 21 (14,4%) Maika
05. - 040 Punkte - Jury: 25, Televoting: 15 (04,2%) Mario Jefferson
06. - 039 Punkte - Jury: 21, Televoting: 18 (07,4%) Paula Rojo
Die Regeln des spanischen Vorentscheid berechtigten jedoch nicht die Zuschauer dazu, das Zünglein an der Waage zu sein, sondern die Juroren. Die dreiköpfige Richterbank musste sich festlegen. Während es zunächst 1:1 stand, entschied Xavi Martínez sich für seinen Freund Manel, der sogleich vom Publikum ausgebuht wurde. Trotz zahlreicher Proteste, die über Tage hinweg in den spanischen Gazetten Thema des Tages waren, fuhr Manel nach Kiew. Dort versemmelte er jedoch mit einer übereifrigen Performance und einem Ton, der die Toten erwecken könnte, den gesamten Auftritt und vermasselte Levina damit die Chance, das Triple für Deutschland, dreimal in Folge Letzter zu werden, zu holen.
Die deutsche Diaspora stimmt vorzugsweise aus Palma ab |
Bis 2017 vergab Spanien 224 Zähler an Deutschland, 206 an Italien und 178 Punkte an Portugal (unter Berücksichtigung der Finals). Schließt man die Halbfinals mit ein, so liegt Portugal mit 249 Punkten an der Spitze. Der westliche Nachbar ist zudem der größte Punktelieferant für Spanien selbst. In der gemeinsamen Historie entfielen 195 Punkte aus Portugal auf Spanien, dahinter mit 170 Zählern folgt Frankreich. Spanien und Deutschland verbindet zudem der Big Five-Status, der es den Nationen als größte Geldgeber des Wettbewerbs ermöglicht, direkt im Finale dabei zu sein und die Qualifikation in den Halbfinals erübrigt.
Poll: ...und damit schließen wir auch dieses Kapitel und stellen die verbliebenen fünf Themen "Mosaik", "Blizzard & Inferno", "Lost & Found", "X-Files" und "And finally..." zur Auswahl. Zum Voting geht es hier.