Estland - Der Weihnachtsmann kommt laut estnischem Volksglauben mit seinem Schlitten aus Finnland und lädt unterwegs die Päkapikks, seine Wichtel ein, die ihm helfen die Geschenke zu verteilen. Gefeiert wird am 24. Dezember, die russisch-orthodoxe Minderheit feiert am 6. Januar. Bei der Geschenkübergabe soll der Beschenkte eine kleine Aufgabe übernehmen, sei es ein Lied singen oder ein Gedicht aufzusagen.
Nach dem Weihnachtsessen bleiben die Reste und das Geschirr über Nacht auf dem Tisch stehen, damit auch die Seelen toter Verwandter etwas zu Essen haben. Das Essen selbst fällt ziemlich üppig aus, einer alten Tradition zufolge sollen zwischen sieben und zwölf Gerichte serviert werden, die Bandbreite reicht von Pilzen und Schweinebraten über Kartoffeln und Preiselbeermarmelade hin zu Bier und Honigmet.
Lettland - In Lettland hat es Tradition am Weihnachtsabend alle Lampen im Haus anzumachen, damit das Glück seinen Weg ins Haus findet. Kreuze an den Türen sollen böse Geister fernhalten, ebenso soll der Brauch, einen Eichenstamm von Haus zu Haus zu ziehen, der am letzten Haus verbrannt wird, Übel vernichten und der Sonne neue Kraft geben. Die Letten beanspruchen, 1510 den ersten Weihnachtsbaum aufgestellt zu haben, streiten sich jedoch mit den Esten, die gleiches für das Jahr 1441 erklären.
Der lettische Weihnachtsbaum "Eglite" wird heute selbst im Wald geschlagen und mit viel Watte, bunten Kugeln und Ketten sowie echten Kerzen dekoriert. Auch das lettische Weihnachtsmahl fällt reichlich aus, u.a. sind Blutwurst, Sauerkraut, Erbsen, Pirági und Schweinebraten auf dem Tisch zu finden. Wer davon neunmal isst, soll im nächsten Jahr Glück haben. Besonders die Erbsen sollen sehr dazu beitragen. Weiter lettische Bräuche sind das Umarmen von Apfelbäumen oder mit einem Bier in der Hand auf einem Bein um den Tisch zu hüpfen.
Litauen - Auch im südlichsten Baltikumstaat wird viel gegessen, zu Ehren der zwölf Apostel sollen zwölf verschiedene Gerichte aufgetischt werden, die jedoch ohne Fleisch, Milch und Butter auskommen sollen, da es sich beim Heiligabend um den letzten Fastentag handelt. Das Abendmahl Kūčia beginnt, sobald der Abendstern am Himmel aufgegangen ist. Unter die Tischdecke wird Heu gelegt, dass das Heu aus dem Stall Jesus symbolisieren soll. Später werden nach festen Regeln Kerzen auf den Tisch gestellt.
Das Essen endet damit, dass jeder einen Strohhalm unter dem Tuch zieht. Dicke und lange Halme gelten als Glücks- und Segensbringer, dünne oder gar abgebrochene Strohhalme werden als Unheilbringer gedeutet. Durch die katholische Prägung in Litauen gestaltet sich der Ablauf des Weihnachtsfestes konservativer als im übrigen Baltikum. Ein interessanter, aber nicht belegbarer Fakt ist, dass die Litauer daran glauben, dass Tiere in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember sprechen können.
Häid Jõule, Eesti! Priecīgus Ziemassvētkus, Latvija! Linksmų Kalėdų, Lietuva!
Birgit Õigemeel - Laps peab sündima