Europa - "Wir haben 100 Leute gefragt, nennen Sie etwas, das man benötigt, um den Eurovision Song Contest zu gewinnen.", könnte die Einstiegsfrage für unseren heutigen Cocktail lauten. Ganz im Sinne von Werner Schulze-Erdel, der uns das Vormittagsprogramm mit dem "Familienduell" auf RTL versüßt hat. Und der Eurovision Song Contest ist ja tatsächlich so etwas wie ein Familienduell, aus allen Ecken Europas kommen Delegationen und Interpreten zusammen und versuchen möglichst viele Punkte zu sammeln. Wir suchen heute einmal die vermeintlichen gewinnbringenden Methoden, über die sich schon so manche Experten und Wissenschaftler Gedanken gemacht haben.
Der Klassiker im Vormittags- programm: Das Familienduell |
Mit Peitschen und Trompeten erregten sie Aufmerksamkeit |
Man nehme fünf verrückte Moldauer und eine Oma |
Zuvor trat bereits Rumänien an. Luminita Anghel und ihre Percussion-Band Sistem beendeten die Phase, in der Rumänien schlecht abschnitt. Mit eine gewaltigen Stimme rockte Luminita die Bühne, wichtigstes Showelement waren dabei aber auch die gelben Ölfässer, auf denen die Begleitband eindrucksvoll demonstrierte, dass man darauf musizieren kann. Die Ursprünge hat das Trommeln auf Fässern übrigens in Trinidad & Tobago, wo sich die Steel Drum zu Zeiten der Sklaverei verbreitete. Den Höhepunkt von Rumäniens Performance setzte die Flex, bei der die Funken sprühten. Das Ergebnis: Platz 3, das beste Ergebnis Rumäniens bis dato. Im gleichen Jahr hatte auch Zypern Fässer dabei, schnitt jedoch nur mittelmäßig ab.
Folkloreinstrumente eignen sich immer für den ESC |
Do the Sirtaki, Helena hat 2005 alle Register gezogen |
Hinter den Erwartungen: Latino-Prinzessin Beth |
Bier und Sekt für die Sieger: Secret Garden (1995) |
Der Meister der Violine, Alexander Rybak in Moskau |
Ich fand es toll, Europa eher nicht so.. Bulgarien 2008 |
Das bekam auch die arme Tereza Kerndlová aus Tschechien zu spüren. Es war nicht zuletzt der furchtbare DJ in seiner Silberfolie, der den Popsong "Have some fun" kaputt machte. Hinzu kam auch noch, dass Tereza nicht unbedingt die allerbeste Sängerin des Planeten ist, so blieb es bei einem vorletzten Platz. Ein Mischpult beim Song Contest hat im gleichen Jahr in Kroatien gezogen. Der als 75 Cents bekannte, leider inzwischen verstorbene Ladislav "Laci" Demeterffy, nahm im Alter von 75 Jahren die Kopfhörer in die Hand und scratchte über die Schallplatten. Das einzig verwirrende an der Crossover-Nummer mögen die aufgehängten Blutkonserven im Hintergrund gewesen sein...
Petrodollars und Glitzer- applikationen: Angelica |
Die beste Kutte beim ESC: Danijela 1998 für Kroatien |
Das bunte Grauen: Krassimir Avramov |
Stelzen sind übrigens auch etwas, auf dass man verzichten sollte, Jonathan Cerrada hatte 2004 ebenfalls eine sehr große Frau auf der Bühne, die auf Stelzen tanzte, die Platzierung verlor sich in der Mittelmäßigkeit. Dann doch lieber ein richtiger Riese, wie ihn das ukrainische Fernsehen der jungen Zlata Ognevich 2013 an die Seite stellte. Häufig gewinnen die eher simplen Lieder beim Song Contest oder die mit einer Botschaft. "Molitva" war ein kompositorisches Highlight, ebenso "Rise like a phoenix" von Conchita. "Only teardrops" oder "Heroes" lebten dagegen eher von der Eingängigkeit. Verzichten sollte man hingegen auf ausgelutschte Phrasen, "Show me your love" oder "Never (ever) let you go" kann man heutzutage nicht mehr bringen...
Ein wirkliches Erfolgsrezept gibt es nicht, die Trends sind jedes Jahr andere. Es macht keinen Sinn die Glitzerkanonen oder Trommelwirbel aus dem Vorjahr zu übernehmen, das hat einmal funktioniert, im Prinzip ist ein exakt konträrer Beitrag das beste Erfolgsrezept, auf Ballade folgt oft ein Uptempo-Song. Gänzlich falsch hingegen ist es allerdings völlig aus der Norm zu fallen. Und darunter fällt u.a. der Auftritt von Nonstop aus Portugal 2006. Eine nichtssagende Popnummer, die auf Portugiesisch und auch auf Englisch nicht funktioniert hat, garniert mit Aerobic-Moves und ganz schlimmen Varieté-Kostümen, mit Federpuschel auf dem Kopf und dann auch noch einem vergeigten Übergang zum Refrain.
Bitte nicht nachmachen: XXL für Mazedonien |
Poll: In der kommenden Woche hat die Cocktail-Saison kurz Pause, da ich ab nächstem Freitag eine Woche an die Ostsee fahre. Somit verlängert sich das Votingfenster noch über die Fußball-EM hinaus, die ihren Zenit ebenfalls schon überschritten hat und mit Portugal und Wales derzeit zwei Halbfinalisten ermittlet hat. Für die nächste Ausgabe stehen die Themen "Fashion Queen", "Bonsoir l’Europe", "Silver Convention", "Vintage Week" und "Shamrock" zur Auswahl. Wer abstimmen möchte, geht hier entlang.