
Aber nicht nur jenseits der ehemaligen Ostblocklinie gibt es Länder, die in den Medien keine Rolle spielen, auch in West- und Südeuropa gibt es Staaten, die vor allem aufgrund ihrer geringen Staatsfläche und niedrigen Einwohnerzahlen der weltweiten Aufmerksamkeit entgehen. Gerade solche Staaten versuchen sich durch internationale Veranstaltungen in Erinnerung zu rufen, seien es Olympische Spiele, Fußball-Qualifikationen oder der Eurovision Song Contest.

Das Land, das vor allem für seine Europapolitik bekannt ist, war seit 1956 beim Eurovision Song Contest dabei und konnte bis 1993 fünf Siege einfahren. Häufig hat man sich, mangels eigener Künstler, in Frankreich bedient. Zu ihrer Zeit bekannte Song Contest-Teilnehmer, die für Luxemburg an den Start gingen, waren Radio- und Fernsehmoderator Camillo Felgen, Nana Mouskouri, Vicky Leandros, France Gall, Baccara oder Ireen Sheer. 1988 erreichte Lara Fabian den vierten Platz mit dem Titel "Croire".
Seit 1989 ließen die guten Platzierungen nach, 1992 probierten Marion Welter & Kontinent mit "Sou fräi", dem einzigen Titel auf Lëtzebuergisch und erreichten nur den 21. von 23 Teilnehmern. Seit 1994 fehlt Luxemburg, immer wieder gab es Comeback-Gerüchte, diese wurden jedoch nie bestätigt, obwohl RTL noch heute Mitglied der EBU ist. Die Musikszene Luxemburgs orientiert sich an den Nachbarländern, viele französische oder deutsche Künstler beherrschen die Charts, die lokale Musikszene wird kaum gefördert, der Eurovision Song Contest ist seit einer Generation aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden.

Während Lise Darly den Glanz ehemaliger Balladen und Chansons der 70er Jahre aufleben ließ, setzte Märyon in Landesfarben ein glanzloses Zeichen für die Umwelt, Séverine verkörperte Tahiti auf der Bühne. Alle drei flogen im Halbfinale raus, dem Sender wurden anschließend keine staatlichen Mittel für die weitere Teilnahme zugestanden, sodass Delegationsleiter Phil Bosco keine andere Wahl blieb als das Land vom Song Contest 2007 abzumelden.
Monaco hat gerade einmal 36.000 Einwohner, von denen 79% keine monegassische Staatsbürgerschaft besitzen. Die meisten Interpreten, die für Monaco am Start waren, stammten aus Frankreich, eine "nationale" Musikszene existiert so gut wie nicht. Der Sender erklärt jedes Jahr, dass man kein Budget für die Teilnahme hat, zudem mangelt es dem Fürstentum an einer Halle im Falle eines Sieges, wie im Jahr 1971. In diesem Jahr erklärte der 18jährige Josh Stanley, er stehe in Verhandlungen mit TMC für den Song Contest 2015. Mittlerweile wurde diese Meldung wieder dementiert, Monaco wird nicht teilnehmen.

Montenegro hat, anders als die Zwergstaaten Europas, eine große Musikszene, das Land veranstaltet in Herceg Novi zudem das Festival Sunčane Skale. Viele Künstler singen in ihrer Landessprache und sind in den übrigen Balkanstaaten bekannt. Dado Polumenta, Knez oder die frühere Band No Name sind auch in Kroatien, Bosnien oder Serbien bekannt. Mit "Zauvijek moja" vertrat zuletzt genannte Band das damalige Serbien-Montenegro und erreichte den siebten Platz. Im Jahr drauf zerrüttete eine manipulierte Punktevergabe beim Vorentscheid die erneuten Teilnahmepläne.

Nachdem man finanzielle Hürden meisterte, war man 2011 in Düsseldorf wieder mit dabei, man bediente sich in Italien und schied, wie auch in den beiden Folgejahren mit dem Duo Ralph Siegel und Valentina Monetta im Halbfinale aus. Immerhin fördert das sanmarinesische Fernsehen nationale Künstler. Im Falle San Marinos von einer großen Musikvielfalt zu sprechen ist zwar übertrieben, aber wenn man will, findet man auch dort den einen oder anderen Interpreten. Bei einer Bevölkerung von 32.500 Einwohnern ist es erstaunlich, dass das kleine Land und sein Fernsehen den Song Contest so ehrgeizig in Angriff nehmen und die Augen schon auf 2015 gerichtet sind.

Alle Interpreten schieden im Halbfinale aus, Andorra ist heute neben Tschechien das einzige Land, das noch keine Endrundenteilnahme verzeichnen kann. Und dennoch hat das Land sich nicht einmal in Spanien oder Frankreich Interpreten ausgeliehen, sondern immer auch lokale Künstler zurückgegriffen. Marian van de Val stammt zwar aus den Niederlanden, betreibt aber seit unzähligen Jahren ein Skihotel in Andorra und auch Susanna Georgi, Teil des dänischen Duos Me & My lebt lange Jahre in Andorra. Es bestand zumindest immer ein Bezug zum Land, über die musikalische Qualität ließ sich in einigen Jahren streiten.
Seit 2009 fehlt dem Sender RTVA jedoch der staatliche Rückhalt, sodass man mit einem großen Loch in der Kasse leben und produzieren muss. Der Eurovision Song Contest, den Andorra immer als große Chance zur Repräsentation des Landes gesehen hat, fiel den Sparmaßnahmen zum Opfer. Heute ist man, trotz engagierter und hungriger andorranischer Musiker, eines der ersten Länder, das regelmäßig seine Teilnahme absagt.

Trotz der Niederlagen im Halbfinale rücken Jahr für Jahr neue maltesische Musiker nach, die zum Teil als Busfahrer, Zahnarzt oder Bürokaufmann arbeiten und Musik nur in der Freizeit betreiben, nach erfolgreichem Bestehen beim Vorentscheid jedoch das ganze Land hinter sich haben. Unabhängig von "unsauberen Methoden", mit denen maltesische Juroren in jüngster Vergangenheit konfrontiert waren, hat das Land ein großes musikalisches Potenzial und vor allem auch Lust auf den Eurovision Song Contest.

Topstars wie Anna Vissi in den 80ern oder aktuell Ivi Adamou und Despina Olympiou vertraten das Land. Seit Einführung der Halbfinals schied man sechs Mal in der Vorrunde aus, dreimal schaffte man es aus eigener Kraft ins Finale, 2005 war man automatisch qualifiziert. Für das kommende Jahr hat der Sender CyBC einen groß angelegten Vorentscheid angekündigt, der mit Nachwuchstalenten und etablierten Künstlern bestückt sein soll. Bei Zypern beim Eurovision Song Contest spricht man jedoch lediglich vom griechischen Südteil der Insel, bisher wurde kein Interpret aus dem Norden Zyperns entsendet, obwohl man auch hier musikalisch einiges zu bieten hat.


Dabei gab es schon ganz früh Gerüchte um eine Teilnahme Liechtensteins beim Song Contest. 1969 veröffentlichte die Sängerin Vetty den Titel "Un beau martin", der auf dem Cover als offizieller Titel Liechtensteins für den Song Contest propagiert wurde, später stellte sich alles als PR-Aktion heraus. 1976 hingegen nominierte man Biggi Bachmann, eine Schweizer Interpretin mit Musikerfahrung und dem Titel "Little cowboy" für Liechtenstein. Wer diese Nominierung ausführte ist unklar, da man auch zum damaligen Zeitpunkt keine Rundfunkanstalt innerhalb der EBU besaß.
Biggi Bachmann hatte mit "Musik, Musik" und "Herzbrecher" lokale Hits, trat auch beim Schweizer Vorentscheid an. Das Lied, das für den Song Contest in Den Haag angedacht war, ist verschollen, Internetrecherchen zu Biggi Bachmann verlaufen sich im Sand. Liechtenstein wird in absehbarer Zeit trotz kleiner, aber feiner Musikszene keinen Teilnehmer zum Eurovision Song Contest schicken können. So klein einige Nationen in Europa aus sein mögen, so unterschiedlich sind ihre Beweggründe am Eurovision Song Contest teilzunehmen bzw. ihm fernzubleiben. Auch wenn sie nur eine geringe Größe aufweisen, sollte man sie musikalisch nicht völlig ignorieren.