Samstag, 16. September 2017

White Cocktail: And finally...



Europa - Der erste Sturm fegte bereits über die Hansestadt Hamburg und damit ist es nun auch an der Zeit, die sommerliche Cocktail-Serie für diese Saison einzustellen. Heute endet die Bewerbungsfrist für den Eurovision Song Contest 2018, die Nachrichten kommen wieder regelmäßiger und somit braucht es keine Lückenfüller mehr. Bezeichnenderweise hört der letzte Cocktail auf das Motto "And finally..." und ist eine Hommage an das Kernstück des Wettbewerbs, das Voting, das genauso alt ist wie der Wettbewerb selbst.

1956 nahmen lediglich sieben Länder mit je zwei Beiträgen teil, damit eine abendfüllende Show produziert werden konnte. Über die Ergebnisse des allerersten Wettbewerbs kann, abgesehen von der Siegerin Lys Assia nur spekuliert werden. Die Juroren waren angehalten die Wertungsbögen nach der Bekanntgabe der Siegerin zu vernichten. Gerüchte vermelden, der deutsche Interpret Walter Andreas Schwarz sei Zweiter geworden, beweisen wird man es jedoch nicht können. Die Europäische Rundfunkunion selbst zeichnete keine Liste des Endergebnisses ab, sodass die Wertungen erst ab 1957 erfasst werden können.

Im Laufe der letzten sechs Jahrzehnte wurde das Voting immer wieder Änderungen unterworfen. Bis in die 90er Jahre hinein war die Abstimmung ausschließlich Juroren vorenthalten, die nach verschiedensten Mechanismen abstimmten. 1956 schickte jedes Land nur zwei Juroren, die jeweils einen Punkt vergeben konnten. Damals hieß es, die gastgebende Schweiz habe nur gewonnen, weil das luxemburgische Fernsehen auf die Entsendung eigener Juroren verzichtete und die Schweizer Kollegen bat auszuhelfen. Auch dies kann nicht bestätigt werden. Zwischen 1957 und 1961 stimmte dann eine zehnköpfige Jury ab, jeder von ihnen konnte einen Punkt vergeben.

Themenwoche Straßenbau:
Bosniens Punkte 2001
Später wurde der Jurymodus immer wieder modifiziert. Da es immer wieder zu der unangenehmen Situation kam, dass Beiträge mit null Punkten den Abend abschlossen, wurde 1971 ein Konzept eingeführt, in dem jeweils zwei Juroren pro Land öffentlich zwischen einem und fünf Zählern für den Interpreten vergaben. Auch dieses Konzept konnte sich nur zwei Jahre durchsetzen. Die heutigen "douze points" wurden erstmals 1975 vergeben. Bis heute haben die zwölf Punkte Bestand und dem Wettbewerb das verliehen, was ihn heute auszeichnet. Bis einschließlich 1996 war die Verkündung jedoch nur den Juries vorenthalten.

Marianne Anderberg 1994,
die erste Spokesperson, die
live zu sehen war
Bis einschließlich 1993 konnte man die Juroren bzw. ihre jeweiligen Spokespersons nur telefonisch hören, ab 1994 waren sie auch im Bild zu sehen. Jedes aufgerufene Land wurde per Satellit zugeschaltet. Was sich in den ersten Jahren noch vor einer Pappwand mit Senderlogo-Aufdruck abspielte, entwickelte sich später zu regelrechten Kulissen. So gibt es jedes Jahr regelmäßig den Eiffelturm, den Sonneuntergang in Island oder die Klagemauer in Jerusalem zu sehen. Manchmal kam es auch zu seltsamen Szenen, so etwa 2001, als man die arme bosnische Punktesprecherin offenbar an einer stark befahrenen Straße in Sarajevo aussetzte und von Bussen überrollen ließ...

Frankreich hat scheinbar
nur den Eiffelturm...
1997 vergaben die Spokespersons dabei nicht mehr nur die Jurystimmen, fünf Nationen führten das Televoting, in den Anfängen noch TED genannt, ein. Zu den Vorreitern gehörten neben Schweden und Großbritannien auch die drei deutschsprachigen Nationen Deutschland, Österreich und die Schweiz. In diesem Jahr kam es auch zu den ersten zwölf Punkten, die Deutschland an die Türkei vergab, gerechtfertigterweise, wurde Şebnem Paker mit ihrem "Dinle" doch Dritte. Ab 1998 wurde das Televoting flächendeckend eingeführt, nur vereinzelt wurde durch eine Backup-Jury abgestimmt, so damals noch in Ungarn.

Machte es elendig spannend:
Evgenija Teodosievska
Im gleichen Jahr kam es auch zu einer der spannendsten Punktevergaben der Geschichte. Nicht nur aus deutscher Sicht, da viele Traditionalisten Guildo Horn den Triumph nicht gönnten, sondern auch, weil sich an der Spitze über lange Zeit hinweg ein Quartett absetzte. Vor der letzten Wertung hätten theoretisch drei Nationen gewinnen können. Die mazedonische Sprecherin Evgenija Teodosievska machte es bis zur letzten Wertung spannend. Nachdem Israel dann acht Punkte erhielt, lag Dana International mit 166 Punkten in Führung, einen Punkt hinter Malta. 

Die Ausgangssituation vor der mazedonischen Wertung:
01. - 166 -  Malta - Chiara - The one that I love
01. - 166 -  Israel - Dana International - Diva
03. - 157 -  Großbritannien - Imaani - Where are you?
04. - 148 -  Niederlande - Edsilia Rombley - Hemel en aarde

Die zehn Punkte vergab Mazedonien an Großbritannien, das an Malta vorbeizog und den sicher geglaubten 12er kassieren sollte. Doch Mazedonien zeigte sich mit den jugoslawischen Brüdern verbunden und gab die Zwölf an Danijela aus Kroatien, Malta ging völlig leer aus. Mit zusätzlichen Zwölf hätte Malta um vier Punkte gewonnen, so blieb am Ende Platz drei für Chiara.

Das Endergebnis nach der mazedonischen Wertung:
01. - 174 -  Israel - Dana International - Diva
02. - 167 -  Großbritannien - Imaani - Where are you?
03. - 166 -  Malta - Chiara - The one that I love
04. - 151 -  Niederlande - Edsilia Rombley - Hemel en aarde

Ab 6:49 Min. wird es spannend

Wollte am Siedepunkt
gehen: Peter Poles
In diesen Jahrgängen kam es häufiger zu Kopf-an-Kopf-Duellen. 2003 lieferten sich Belgien, Russland und die Türkei einen Kampf bis zuletzt. Ausgerechnet Spaßvogel Peter Poles aus Slowenien durfte die Punkte verlesen und kündigte seine Anmoderation mit folgenden Worten an: "Here on this paper are the final points which are gonna decide tonight’s winner and I know you’re anxiously awaiting them. So here I go. Bye.", und stapfte links aus dem Bild. Damals war es noch lustig, heute würde man damit keinen Blumentopf mehr gewinnen. Slowenien kürte Sertab Erener zur Siegerin. Peter Poles war über Jahre das Aushängeschild des slowenischen Fernsehens, bis er zum Privatfernsehen wechselte und Klemen Slakonja den Job übernahm.

One big, big hello from Sara-
jevo: Ana Vilenica
Im gleichen Jahr machte auch die bosnische Punktesprecherin Ana Vilenica auf sich aufmerksam. Zunächst sendete sie ein "big, big hello from Sarajevo" und vergab die Punkte, bis ihr auffiel, dass sie einen Fehler machte und Österreich bei der Bewertung ausließ. Die Wertung musste noch einmal verlesen werden, der Computer in Riga war aber nicht schnell genug und so kam es zu einer der sympathischsten und lustigsten Wertungsszenen im Wettbewerb, im Video ab Minute 1:38. Im Jahr 2003 war die Technik erstmals soweit ausgereift, als dass die Platzierungen in Echtzeit einflogen und die Nationen nicht starr auf ihrem Startplatz verweilten. So konnte man einfach und bequem überprüfen, auf welchem Platz seine Favoriten gerade lagen. 


Man konnte sich 1991 nur
am Kopf kratzen
Ähnlich spannende und nervenaufreibende Szenarien gab es 1988, als sich Scott Fitzgerald und Céline Dion in Dublin einen Fight lieferten und es dem Moderator Pat Kenny nicht schwer fiel, mit Augenzwinkern darauf zu verweisen, dass Krimiautorin Agatha Christie persönlich das Script für den Abend geschrieben habe. Oder 1991, als Amina und Carola am Ende des Abends sogar punktgleich endeten. Damals geriet das Ergebnis jedoch fast in den Hintergrund, nachdem die beiden untalentiertesten Moderatoren aller Zeiten, die ehemaligen italienischen Sieger Gigliola Cinquetti und Toto Cutugno völlig aus dem Ruder liefen und mit den Wertungen so überfordert waren, das Executive Supervisor Frank Naef entnervt eingreifen musste.

Auch die deutschen Punktesprecher können von sich reden lassen. 1998 war es Nena, die die deutschen Punkte verlesen sollte, doch schon beim Intro mit dem Wort "Results" ins Stocken geriet oder Lena Meyer-Landrut, die sich mit den Wertungen schwer tat. Dabei gab es auch einige Punktesprecher, die sich absichtlich mit Fehlverhalten beliebt machten. Schweden hatte 2008 zum Beispiel die fabelhafte Idee, den unlustigen Komiker Björn Gustafsson vor die Kulisse der Gamla Stan in Stockholm zu setzen, der vermeintlich angetrunken darüber philosophierte, dass man nicht für sein eigenes Land abstimmen dürfe.

Lynda Woodruff, eine moderne
Ikone mit Sprachfehler
Aus einer Laune beim schwedischen Melodifestivalen heraus entstand auch die Idee, Lynda Woodruff, als Alter Ego von Sarah Dawn Finer in Baku auftreten zu lassen. Bereits im Vorentscheid hatte sie den Gastgeber Aserbaidschan durch den Kakao gezogen und bedankte sich im Mai 2012 ganz herzlich bei den Ausrichtern "Azerjaiban", was vor allem bei Moderatorin Leyla Əliyeva für irritierte Blicke sorgte. Die Rolle der amaaazing Lynda Woodruff wurde sogar so populär, dass sie 2013 in kleinen Clips als "EBU Spokesperson" durch das Land reiste und in den drei Shows Einblicke in die kuriose Welt der Schweden gab und 2016 einen kleinen Cameo erhielt. 

2012 war es die deutsche Punktesprecherin Anke Engelke, die mit offenen Worten einen Platz in der Galerie der markantesten Spokespersons erhielt. Politische Äußerungen sind seit jeher durch die EBU verpönt, Anke nutzte die Gelegenheit vor Millionen von Fernsehzuschauern dennoch für folgendes Statement: "Tonight nobody could vote for their own country. But it is good to be able to vote. And it is good to have a choice. Good luck on your journey, Azerbaijan. Europe is watching you." Ein Seitenhieb auf den Aliyev-Clan, der Aserbaidschan seit der Unabhängigkeit mit Zuckerbrot und Peitsche regiert und es mit Meinungsäußerung meist nicht so genau nimmt. 

Ärgert regelmäßig seinen
Nachbarn: Armenien (2009)
Ebenfalls gegen Aserbaidschan gerichtet war 2009 die armenische Punktevergabe. Während sich Kommentator Tim Frühling, der für den erkrankten Peter Urban in Moskau einsprang, über das Klemmbrett und die Figur darauf lustig machte, meinte es Sirusho als Spokesperson ernst mit ihrem wortlosen Protest. Zeigte sie doch das Denkmal Tatik Papik, das im von Armenien besetzten Nagorno-Karabach stand, einem Zankapfel auf aserbaidschanischem Territorium, der schon zum Ende der UdSSR zwischen beiden Nationen umkämpft ist und beim Song Contest regelmäßig von armenischer Seite instrumentalisiert wird.

Als politisch empfanden viele Zuschauer das Voting allgemein. Zwischen 2004 und 2009, in einer Phase in der einzig und allein die Zuschauer abstimmten, kam der Begriff Nachbarschaftsvoting auf. Slowenien stimmte für Kroatien, Kroatien für Bosnien und Bosnien für Slowenien. Schweden stimmte für Norwegen, Norwegen für Dänemark, Dänemark für Island, Weißrussland für Russland, Russland für die Ukraine. Man musste kein Hellseher sein, um die Höchstwertungen zu erraten. Dem schob die EBU 2009 einen Riegel vor und schränkte das Zuschauervotum auf 50% Stimmanteil ein, der Rest wurde fortan wieder von Juroren ermittelt. Vermeintlich soll es sich um Musikexperten aus dem jeweiligen Land handeln, manchmal, wie im Fall von San Marino, genügt es jedoch auch schon, wenn man ein Instrument spielen kann.

Kyiv calling
San Marino ist auch ein Beispiel dafür, dass man ausrangierte Song Contest-Kandidaten noch als Spokespersons verwenden kann. So hatten u.a. der Frontsänger von Miodio, Valentina Monetta oder Michele Perniola Gastauftritte als Punktesprecher. Seit den 2000ern ist es très jolie, dass ehemalige Interpreten die Punkte verlesen. Genannt seien hier u.a. Helena Paparizou, Verka Serduchka, Johnny Logan, Lena oder Chiara. Einige Nationen schafften es aber auch, durch jahrelangen Einsatz, Spokespersons im Wettbewerb zu etablieren.

Alexis Kostalas, über Jahre
hinweg das Gesicht der
griechischen Punktevergabe
So verwunderte es z.B. 2014 nicht, als die ORF-Moderatorin Kati Bellowitsch mit Conchita-Wurst-Gedächtnisbart aus Wien zugeschaltet wurde oder über Jahre hinweg der griechische Moderator Alexis Kostalas seine Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis stellte und in Landessprache ein paar Worte über die tolle Gastlichkeit der Ausrichter verlor. Erst 2011 wurde er durch Lena Aroni ersetzt. 2011, im Jahr des italienischen Comebacks, bemühte sich die RAI auch darum, mit großen Namen aufzutrumpfen und stellte mit Raffaella Carrà einen der größten lebenden Italo-Stars vor das Kolosseum.

Im gleichen Jahr verlas die niederländische Sängerin Mandy Huydts, die 1986 selbst als Teil der Band Frizzle Sizzle beim Song Contest dabei war, zwölf Punkte an Dänemark. Der Frontsänger der dänischen Band A Friend In London, Tim Schou, ließ sich im Blickfang der Kamera zu dem nur undeutlich zu verstehenden Satz "I'd like to fuck you" hinreißen. Eine seltsame Art sich zu bedanken. Ebenso bahnte sich 2006 in Athen eine Romanze zwischen dem niederländischen Punktesprecher Paul de Leeuw und dem Moderator Sakis Rouvas an.

Gab seine Mobilfunk-
nummervor dem 12er
raus: Paul de Leeuw
Zunächst widersetzte sich Paul, nur die drei Topplatzierungen vorzulesen und hastete durch die niederländischen Punkte, die aufgrund der langatmigen Punktevergabe auf die Top drei beschränkt wurden. Später wollte er Sakis seine Handynummer zustecken, der nur konterte "I guess it's 69-69-69". Da inzwischen selbst die Punktevergaben mehrfach geprobt werden, entzogen sich solche Spontaneinlagen von Spokespersons bislang dem Script der EBU. Mittlerweile haben die Sprecher ohnehin nur noch die Aufgabe, den 12er der Juroren zu verlesen. 

Stil-Ikone aus Down Under:
Lee Lin Chin (2015)
Auf modisch äußerst unterhaltsame Art tut dies seit dem Debüt im Jahr 2015 die australische Nachrichtensprecherin Lee Lin Chin, die immer wieder mit Kleidungsstücken auftritt, die sich nicht einmal Hella von Sinnen oder Thomas Gottschalk trauen würden zu tragen. Ebenfalls für modische Diskrepanz steht der albanische Punktesprecher Andri Xhahu, der gleichzeitig auch noch den Kommentar für den albanischen Sender RTSH spricht. Für Deutschland übernimmt diesen Job seit Jahren Barbara Schöneberger, die sich seither auch in gewagten Outfits von der Hamburger Reeperbahn meldet.

Die deutschen Punktesprecher seit 2000:
- 2000-2003: Axel Bulthaupt
- 2004: Thomas Anders
- 2005-2008: Thomas Hermanns
- 2009: Thomas Anders
- 2010: Hape Kerkeling ("Lena, go for Gold!")
- 2011: Ina Müller
- 2012: Anke Engelke
- 2013: Lena Meyer-Landrut
- 2014: Helene Fischer
- seit 2015: Barbara Schöneberger

Teilnehmerin und Spokes-
person: Edsilia Rombley
Für Deutschland waren aber auch andere namhafte Akteure im Spiel, so verlas Joachim Fuchsberger 1957 die ersten deutschen Länderpunkte, später waren Heinz Schenk, Lotto-Fee Karin Tietze-Ludwig, Carolin Reiber oder Carmen Nebel tätig. Als bislang einzige Teilnehmerin eines aktuellen Song Contests schaffte es Edsilia Rombley, die 2007 im Semifinale von Helsinki ausschied, die Punkte im Finale zu verlesen. Mir persönlich in Erinnerung geblieben sind zudem Meltem Ersan Yazgan aus der Türkei, die zwischen 2001 und 2010 regelmäßig für TRT aus Ankara über den Bildschirm flimmerte und die unsympathische russische Moderatorin Yana Churikova.

Meine absolute #1:
Belen Fernández (1996)
Die Ehrenmedaille für die, wohl ungewollt lustigste Spokesperson aller Zeiten geht jedoch nach Spanien. Mitte der 90er Jahre trat hier eine Dame namens Belen Fernández de Henestrosa vor die Kamera. 1996 machte sie sich unsterblich, in dem sie Punkte an die damals schon nicht mehr existente Tschechoslowakei verteilte und die Moderatorin Ingvild Bryn versehentlich "Poland" statt "Holland" Punkte zuschusterte, was nachträglich geändert werden musste. 1998 war sie es dann auch, die gemeinsam mit Ulrika Jonsson für den Lacher des Abends sorgte, als sie auf einen flapsigen Kommentar der Moderatorin mit "Merde" antwortete. 1999 wurde sie durch Hugo de Campos ersetzt.

Das Ende der IBA, nach dem
ESC schaltete Israel ab
Große Gesten und Worte gab es 2003, als sich Zyperns Punktesprecher Loucas Hamatsos erstmals mit den Worten "Europe, peace to Cyprus" dazu durchringen konnte, der Türkei Punkte zu geben oder in diesem Jahr, als der israelische Sprecher Ofer Nachshon, der ebenfalls seit Jahren dabei war, das Ende der IBA verkündete. Inzwischen scheint die Teilnahme Israels in Zukunft durch Sonderverträge mit der EBU gesichert, im Mai diesen Jahres sorgte er mit der Ankündigung, dass Israel in Zukunft nicht mehr teilnehmen könne, für irritierte Blicke bei den Moderatoren Oleksandr Skichko und Volodymyr Ostapchuk.

Mit einem Video der lustigsten Momente in der Eurovisionsgeschichte mit wunderschönen Pannen, in denen die österreichische Moderatorin von 1967 die irische Jury übergehen wollte, Helga Mlakar aus Jugoslawien sich outen musste, die Punkte noch nicht vorliegen zu haben oder dem dezenten Vorwurf der norwegischen Moderatorin von 1996, dass die Schweden statistisch gesehen in der Bringschuld stünden. 


Der Eurovision Song Contest hat über 60 Jahre hinweg viele Spokespersons gesehen und gehört, viele Pannen und Versprecher überstanden und für wunderbare Momente gesorgt, nicht zu vergessen die Flut an Punkten, die Lena 2010 in Oslo über sich ergehen ließ, darunter 8x die Höchstwertung und diverse Zehnter und Achter. Damals hat das Voting aus deutscher Sicht noch Spaß gemacht, danach folgten viele Jahre, in denen man froh sein konnte, wenn es überhaupt Punkte gab. Seit 2016 schließlich greift erneut ein neues Wertungskonzept, zunächst stimmen die Juroren aus den Teilnehmerländern ab, danach folgt gebündelt die gleiche Anzahl an Televotingstimmen.

Australien wurde auf diese Art die erste Nation, die mehr als 500 Punkte auf dem Scoreboard stehen hatte, 46x mehr Punkte als Deutschland an diesem Abend sammeln konnte. Und doch war es eine der spannendsten Punktevergaben der letzten Jahre, war doch bis zur allerletzten Wertung nicht klar, ob der Sieg 2016 an Russlands Favoritin Sergey Lazarev oder doch an die ukrainische Sängerin Jamala ging. In diesem Jahr war bereits vor der letzten Wertung klar, dass Salvador Sobral uneinholbar den Song Contest von Kiew gewonnen hat. Was die Spannung betrifft, ist das Voting wieder interessanter geworden, dem Wettbewerb tut es gut.


Und damit endet unsere Cocktail-Reihe 2017 mit dem diesjährigen Siegerbeitrag aus Portugal. In 238 Tagen wird der nächste Song Contest-Sieger ermittelt, die neue Vorentscheidungssaison steht bevor, in ganz Europa sind die Bewerbungsfenster bereits geöffnet, einige Nachzügler bei den Bestätigungen ihrer Teilnahme gibt es auch noch, es geht aber langsam wieder los. Freuen wir uns auf eine tolle neue Saison mit hoffentlich vielen qualitativ hochwertigen Vorrunden, Perlen der Musikindustrie, einem wohl wieder irrsinnig komplizierten deutschen Vorentscheid und einem Marathon durch die Abgründe der litauischen Unterhaltungsmusik.