
Europa - Während
es allmählich Herbst wird, die ersten Blätter von den Bäumen kommen und Hamburg
abermals im Regen versinkt, wenngleich nicht so stark wie die von Irma
heimgesuchten Karibikinseln Barbuda und Sint Maarten, widmen wir uns dem
letzten Cocktail der Saison 2017. In ihrer Karriere hatten Scully und Mulder
viel mit sogenannten X-Files
zu tun und auch wir durchleuchten heute einige Beiträge, die es in dieser Form
nie zum Eurovision Song Contest geschafft haben, aus unterschiedlichsten
Gründen. Dieser Cocktail ist allen Beiträgen gewidmet, die im Vorfeld
aussortiert oder ersetzt wurden.
Man kann sich oft darüber ärgern, wenn der eigene Favorit
nicht als Sieger bei einem nationalen Vorentscheid hervorgeht. Im Regelfall
geht es mir bei Schweden so, oft auch in Slowenien, Lettland oder mindestens
einem Dutzend anderer Länder. Hin und wieder kommt es aber auch dazu, dass ein
Land einen Beitrag ermittelt und diesen dann nachträglich disqualifiziert und
durch einen anderen ersetzt oder gar gänzlich aus dem Wettbewerb ausscheidet.
Einer der bekanntesten Fälle der jüngeren Vergangenheit dürfte die
Disqualifikation der Rumänen in Stockholm sein. TVR hatte bis zu diesem Jahr
eine fehlerfreie Song Contest-Bilanz.![]() |
| Ausschluss wegen unbezahl- ter Rechnungen: Ovidiu Anton |
Um ein Exempel zu statuieren
schloss man TVR mit sofortiger Wirkung aus dem Kreis der Eurovision aus, es
wurde kein Nachrichtenaustausch mehr vorgenommen und auch die Teilnahme von
Ovidiu in Stockholm fiel dem zum Opfer. Ovidiu sah sich um seine Teilnahme
gebracht, legte Protest ein und beschuldigte TVR ihm die Chance seines Lebens
entziehen. Genützt hat all dies nichts, Ovidiu musste zuhause bleiben und
schwor sich, nie wieder am Eurovision Song Contest teilnehmen zu wollen.
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| Keine Einreise für die Ukraine: Julia Samoylova |
Ihr
Beitrag „Flame is burning“ war für russische
Verhältnisse ausgesprochen schwach, ihr Englisch mäßig. Channel One in Russland
hatte offenbar nie beabsichtigt, Julia in Kiew singen zu lassen, schädigte aber
ganz bewusst dem Ruf der Gastgeber in der Ukraine, da die Behörden dem armen
Mädchen verboten, am Song Contest zu singen. Die EBU versuchte noch zu
vermitteln und initiierte absurde Möglichkeiten sie teilnehmen zu lassen, in
dem man sie per Satellit aus Moskau zuschalten würde. Dies wurde allerdings
auch schnell wieder verworfen. Russland fehlte in Kiew und im neuen Regelwerk des
Wettbewerbs liest sich seither, dass die Gastgeber alles tun müssen, um
Delegationen die Einreise zu ermöglichen, andererseits müssen sich diese an
geltende Rechte halten.
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| An der Vorrunden gescheitert Leon (1996) |
Die letzten
Plätze der internen Auswahl 1996:
23.
- 026 -
Ungarn - Gjon Delhusa - Fortuna
Ungarn - Gjon Delhusa - Fortuna
24.
- 024 -
Deutschland - Leon - Planet of blue
Deutschland - Leon - Planet of blue
25.
- 022 -
Dänemark - Martin Loft & Dorthe Andersen - Kun med dig
Dänemark - Martin Loft & Dorthe Andersen - Kun med dig
26.
- 014 -
Mazedonien - Kaliopi - Samo ti
Mazedonien - Kaliopi - Samo ti
27.
- 014 -
Russland - Andrey Kosinski - Ya eto ya
Russland - Andrey Kosinski - Ya eto ya
28.
- 012 -
Israel - Galit Bell - Shalom olam
Israel - Galit Bell - Shalom olam
29. - 011 -
Rumänien - Monica Anghel &
Sincron - Rugă pentru
pacea lumii
Rumänien - Monica Anghel &
Sincron - Rugă pentru
pacea lumii![]() |
| Intern für Russland ausge- wählt: Tatiana Ovsienko |
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| Hatte ein peppiges Lied: Erika Zoltan |
Die
Suche begann erneut, MTV nominierte ein aufstrebendes Jungtalent namens Kátja Tompos mit der Ballade „Magányos csónak“. Der Song hätte es definitiv ins Finale geschafft, doch Kátja legte
mehr Wert auf das Engagement in einem Budapester Theater und ließ sich die
Chance ihres Lebens freiwillig entgehen. Das ungarische Fernsehen musste somit
auf seinen nächsten Reservekandidaten zurückgreifen, Zoli Ádok, der mit seinem
Discoliedchen „Dance with me“ außer dem Barbara
Dex-Award für das schauderhafteste Kostüm keine Früchte ernten konnte. Davon
getragen verzichtete Ungarn 2010 auf die Teilnahme in Oslo.
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| Der Star blieb daheim: Tony Marshall |
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| Bekam drei Jahre später eine Chance: Corinna May |
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| Haben bei sich selbst geklaut: B'Avarija (2002) |
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| Das Ende der Staatenunion: Flamingosi feat. Luis |
Hierbei
ergab sich die bis heute einmalige Situation, dass ein Land zwar keinen Beitrag
im Rennen hatte, dennoch stimmberechtigt war. Und so verkündete Jovana Janković, die spätere Moderatorin
des Song Contests, am 20. Mai 2006 die serbisch-montenegrinischen Punkte und
erklärte, man sei zwar nicht aktiv dabei, würde aber im nächsten Jahr den
besten Beitrag schicken. Sie sollte Recht behalten, Serbien gewann 2007 in
Helsinki und zwar nur Serbien, denn der Unionspartner Montenegro spaltete sich
einen Tag nach dem Song Contest-Finale von Athen durch ein Unabhängigkeitsvotum
von Serbien ab. Seither gehen beide Länder beim Song Contest getrennte Wege.
Noch
chaotischer verliefen aber regelmäßig die ukrainischen Vorentscheide. 2010, das
Jahr in dem Lena Meyer-Landrut gewinnen sollte, nominierte der Senderchef von
NTU den Sänger Vasyl Lazarovich, einen seiner besten
Freunde. Das sterbenslangweilige „I love you“ regte zu Protesten in
der Bevölkerung, sodass man sich gezwungen sah, eine andere Kandidatin zu
suchen. Die Wahl fiel auf Alyosha, deren Beitrag „To be free“ sich als Plagiat erwies. So musste quasi last Minute ein neuer
Song gefunden werden. Die EBU verlängerte eigens hierfür die Einreichfrist, am
Ende kam „Sweet people“ aus der Konserve. Gelernt
hatte man daraus nicht, 2011 ging das Chaos in der Ukraine weiter, dort
startete am Ende aber zumindest die ursprüngliche Siegerin Mika Newton.
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| Wechselte zweimal ihr Lied: Angelica Agurbash (2005) |
2011 änderte man Anastasia
Vinnikovas „Born in Bielorussia“, ein Lpblied auf die gute alte
UdSSR zu „I love Belarus“. 2012 gewann zunächst Alyona Lanskaya das Eurofest in
Weißrussland. Doch investigativer Journalismus in Minsk deckte auf, dass Alyona
sich ihren Sieg erkauft hatte. Präsident Lukatschenko persönlich enthob Alyona
von ihrer Nominierung und die zweitplatzierte Band Litesound fuhr nach Baku. 2013 nahm
Alyona dann mit „Rhythm of love“ erneut am Vorentscheid
teil, gewann abermals und ließ anschließend ihren Beitrag durch das flitternde „Solayoh“, das es immerhin ins Finale von Malmö schaffte, ersetzen.
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| Verschollen: Biggi Bachmann |
Nicht-Teilnehmer
und der Grund ihres Fernbleibens:
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1974 -
Frankreich Dani - La vie a 25 ans (Tod von Georges Pompidou)
Frankreich Dani - La vie a 25 ans (Tod von Georges Pompidou)
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1984 -
Israel - Ilanit - Balalaika (hebräischer Gedenktag)
Israel - Ilanit - Balalaika (hebräischer Gedenktag)
-
1986 -
Griechenland - Polina - Wagon-lit (orthodoxes Osterfest)
Griechenland - Polina - Wagon-lit (orthodoxes Osterfest)
-
1988 -
Zypern - Yiannis Dimitriou - Thiname (zuvor veröffentlicht)
Zypern - Yiannis Dimitriou - Thiname (zuvor veröffentlicht)
-
1992 -
Schweiz - Géraldine Olivier - Soleil, soleil (zuvor veröffentlicht)
Schweiz - Géraldine Olivier - Soleil, soleil (zuvor veröffentlicht)
-
1999 -
Bosnien-Herzegowina - Hara Mata Hari - Starac i more (zuvor veröffentlicht)
Bosnien-Herzegowina - Hara Mata Hari - Starac i more (zuvor veröffentlicht)
-
2000 -
Portugal - Liana - Sonhos mágicos (durch Relegation nicht
qualifiziert)
Portugal - Liana - Sonhos mágicos (durch Relegation nicht
qualifiziert)
-
2003 -
Albanien - Mira Konçi - Brenda vetes më merr (Teilnahme nicht möglich)
Albanien - Mira Konçi - Brenda vetes më merr (Teilnahme nicht möglich)
-
2005 -
Libanon - Aline Lahoud - Quand tout s’enfuit (Gesetze bezüglich Israel)
Libanon - Aline Lahoud - Quand tout s’enfuit (Gesetze bezüglich Israel)
-
2006 -
Frankreich - Viriginie Pouchain - Nous c’est vous (Songtausch)
Frankreich - Viriginie Pouchain - Nous c’est vous (Songtausch)
-
2009 -
Georgien - Stephane & 3G - We don’t wanna
put in
(Boykott)
Georgien - Stephane & 3G - We don’t wanna
put in
(Boykott)
-
2013 -
Bulgarien - Elitsa & Stoyan - Kismet (Songtausch)
Bulgarien - Elitsa & Stoyan - Kismet (Songtausch)
-
2015 -
Deutschland - Andreas Kümmert - Heart of stone (freiwilliger Rückzug)
Deutschland - Andreas Kümmert - Heart of stone (freiwilliger Rückzug)![]() |
| 1993 knapp gescheitert: Elán |
Die Verlierer
der osteuropäischen Qualifikation von 1993:
04. - 050 -
Slowakei - Elán - Amnestia na neveru
Slowakei - Elán - Amnestia na neveru
05. - 047 -
Estland - Janika Sillamaa - Muretut meelt ja südametuld
Estland - Janika Sillamaa - Muretut meelt ja südametuld
06. - 044 -
Ungarn - Andrea Szulák - Árva reggel
Ungarn - Andrea Szulák - Árva reggel
07. - 038 -
Rumänien - Dida Drăgan - Nu pleca
Rumänien - Dida Drăgan - Nu pleca![]() |
| Kurz vor der Ohnmacht: Monika Sutter/Duett |
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| Intern gescheitert? MC Erik & Barbara |

Poll: Die Cocktailsaison findet
in der kommenden Woche ihr jähes Ende. Bezeichnenderweise trägt das letzte Motto den Titel „And finally…“, ein schöneres Schlusswort
könnte man für die Sommersaison und den Eurovision Song Contest wohl nicht
finden. Allen Lesern wünsche ich ein schönes Wochenende!






















