Donnerstag, 17. Dezember 2015

Farewell: Mach's gut, Stefan (6)



Deutschland - Die letzte TV total-Ausgabe Revue passieren zu lassen macht wenig Sinn, die meisten, die Raab über Jahre hinweg die Treue gehalten haben, werden sie ohnehin gesehen haben. Überraschenderweise nahm Raabs Wegbegleiter Elton einen Großteil der Show ein, mit Rückblicken auf die gemeinsamen Aktionen. Einen dramatischen Abgang hatte die Show nicht zu bieten, man wollte sich mit der letzten Sendung auch keinen großen Phallus setzen. 


Die Off-Stimme
Man bekam beim Opening jedoch erstmals die lustige Off-Stimme zu sehen, die genauso fester Bestandteil der Show war, die wie Durchschnittlichkeit der Sendung. Zitat Raab: "1999 haben wir noch nicht in HD gesendet, bis heute.", viele Veränderungen hat das Studio nicht durchlaufen, man konnte sich darauf verlassen, dass die beste Show zum Einschlafen immer die gleichen Standards erfüllt. Beim Aufwischen eines ausgelaufenen Wasserglases sang Raab für Elton dann "That what friends are for". Raab dankte jedem einzelnen Heavytones-Mitglied, ebenso Elton und schlussendlich seinem gesamten Team. 

Während das Publikum die letzten Worte Raabs mit Standing Ovations beklatscht und Aufnahmeleiterin Nicole ein Schild mit "Danke an alle. Tschö!" in die Kamera hält, stiegen Elton und Raab die Showtreppe hinauf, Raab stiegen Tränen in die Augen, was zeigt, dass auch der große Medienhase menschliche Emotionen hat, etwas was viele Raab immer abgesprochen haben. Am Samstag setzt ProSieben ein letztes Mal auf sein größtes Zugpferd, wir dürfen noch einmal gespannt sein, wie dort der Live-Abschied wird und widmen uns heute dem Format, das in über einem Dutzend anderer Nationen Ableger entwickelte.

Die erste Ausgabe "Schlag den Raab" zeigte ProSieben am 23. September 2006, damals moderierte noch Matthias Opdenhövel, der mittlerweile zur ARD gewechselt ist und sich dort als Sportmoderator betätigt. Das Konzept, so simpel wie genial, wer es schafft Raab innerhalb von 15 Spielen nach Punkten zu schlagen gewinnt den Jackpot von 500.000 Euro, gewinnt Raab, was er bei 38 von 54 Malen schaffte, wanderten die 500.000 Euro in den Topf für die nächste Show.

Alles was fährt, hat Raab
Spaß gemacht
Das Primetime-Format zeichnete sich durch die Demonstration von Raabs Ehrgeiz aus, das "Kampfschwein" wechselte zwischen flapsigem Umgang mit den Moderatoren, Biss bei Spielen, bei denen irgendwelche Utensilien mit Rädern dabei waren und überraschte bei sportlichen Disziplinen, die der meist durchtrainierte Kandidat viel besser hätte absolvieren können. Die Sendezeit variierte stets, die kürzeste Ausgabe war bereits um 0:01 Uhr vorbei, die längste dauerte bis 2:26 Uhr, Grund hierfür war das Matchball-Spiel "Ringing the Bull", bei dem es beide Kandidaten nicht hinbekamen, ein britisches Kneipenspiel für sich zu entscheiden.

Während das Publikum meist auf der Seite des Kandidaten war, regte sich im September 2009 lautstarkes Buhrufen gegen den damaligen Pharmazie-Praktikanten Hans-Martin Schulze, der mittlerweile eine eigene Apotheke in Himmelpforten betreibt. Dieser war so verbissen und pushte sich selbst, dass die Sympathien zu Raab wechselten, der jedoch den Abend verlor. Dafür siegte Raab gegen den Judo-Olympiasieger von 2008, Ole Bischof, deutlich mit 63:3. Dazu fielen auch Kommentator Frank Buschmann nicht mehr viel ein.

Raab präsentierte spannende und vollkommen unbekannte Spiele, angefangen von Warmmachern wie Kerzen auspusten und dem Wiegen bestimmter Gegenstände bis hin zu Deskspielen wie "Wo liegt was?", "Wer ist das?" oder "Wer lügt?". Auch Außenspiele waren dabei, vom American Football über Bogenschießen bis zum Autoball. Dabei gab es auch einige Verluste, in der elften Show schlug Raab sein Display kaputt, in der 22. Show stürzte Raab vom Mountainbike und brach sich das Jochbein, eine weitere Show musste für mehrere Minuten unterbrochen werden, da Raab sich einen tiefen Cut an der Hand zuzog und das Folgespiel nicht mehr absolvieren konnte.

Der längste Abend:
Ringing the Bull
Es gab weitere Pannen, die in Erinnerung blieben. Obwohl Elton zuvor bei "Blamieren oder Kassieren" die Frage nach dem 2011 unabhängig gewordenen Südsudan stellt, tauchte beim Länderumrisse raten im Anschluss der Sudan mit seinen alten Landesgrenzen auf, keiner der Kandidaten erhielt einen Punkt. Im Mai 2014 wurde der Gewinner zu früh bekannt gegeben, Steven Gätjen bremste den Konfettiregen aus und pfiff Koffermädchen Korinna zurück, Raab gewann den Wiederholungslauf.

Beim Spiel "Rollennamen" von TV-Figuren kam es zu einem Sudden Death, nachdem weder Raab noch die Kandidatin ansatzweise in die Reichweite der erforderlichen Punkte kam, Al Bundy rettete Raab damals und bescherte ihm zwei Punkte. Zuletzt stürzte Raab bei dem Spiel "Freee" mit einem Elektrorollstuhl auf dem Studio-Parcours und demolierte die Streckenabgrenzungen und verletzte sich im Gesicht. Solche Szenen wurden am Ende jeder Show mit "One moment in time" von Whitney Houston zusammengeschnitten.


Mölkky
Die Show, bei der das finnische Wurfspiel Mölkky genauso einen großen Stellenwert erhielt wie Eisfußball, Dosenwerfen, Flohhüpfen oder eine Verfolgung auf Schlittschuhen, wurde für den Grimme-Preis nominiert, erhielt die Goldene Kamera, den österreichischen Filmpreis Romy und wurde in diverse Nationen verkauft. So gibt es "Beat the Star" in Großbritannien und Australien, "Hvem kan slå Ylvis" in Norwegen, "Qui peut battre Benjamin Castaldi?" in Frankreich, "Sztárral szemben" in Ungarn oder "დაამარცხე ვარსკვლავი" auf Rustawi 2 in Georgien. 

Auch der Ableger "Schlag den Star", den Raab moderierte, stieß auf gute Resonanzen. Mehrere Spiele für die Wii oder auch als Brettspiel fanden die raab'schen Produkte reißenden Absatz. Raab schaffte eine Show, die Generationen vor dem TV-Bildschirm verband, über den gesamten Abend Stimmung machte, wenngleich einige Spiele wie Memory in ewige Längen zogen und holte die musikalischen Topstars in seine Show. Es sangen internationale Stars wie Grace Jones, Robbie Williams und Joss Stone neben lokalen Sternchen wie Max Mutzke oder der Castingband Room2012. Die Show verband alles, was im Schnitt gute Marktanteile im Schnitt zwischen 10-20% erzielte. 

Am Samstag dürfte der Rekord wohl noch einmal eingestellt werden. Die letzten Minuten Raabs im deutschen Fernsehen werden von ProSieben seit Tagen in Programm-Spots angekündigt. Wir freuen uns auf die letzte große Spielekiste bei ProSieben und drücken Raab die Daumen. Es geht in der letzten Show um 1,5 Millionen Euro.

Morgen widmen wir uns dem letzten Teil unserer Serie, dem wichtigsten Punkt für unsere Website, den Erfolgen und Beiträgen von Stefan Raab zum Eurovision Song Contest.