Mittwoch, 12. Juni 2013

Griechenland: EBU drängt auf schnell Wiederaufnahme


Griechenland - Der griechische Staatsrundfunk ERT ist seit gestern Abend Geschichte, rund 2.700 Mitarbeiter verloren ohne jegliche Ankündigung ihren Job, landesweit streiken aus Protest gegen diese Sparmaßnahme der Regierung die Journalisten, selbst Privatsender strahlten über Stunden hinweg Wiederholungen und Werbung aus, Zeitungen erscheinen heute nur wenige.

Der Hauptschalter wurde auf Befehl der Regierung gegen 23 Uhr (MESZ) umgelegt. Der öffentlich-rechtliche Sender ERT, der seit über 75 Jahren sein Programm ausgestrahlt hatte, existiert nicht mehr. Zwar soll Ende September ein neuer Sender der den derzeitigen Arbeitstitel NERIT ("Neues Griechisches Radio, Internet und Television") trägt den Betrieb aufnehmen, jedoch in erheblich kleinerem Rahmen.


"Die Regierung hat sich entschlossen, ERT gemäß den geltenden Gesetzen und ministeriellen Beschlüssen zu schließen. Heute Abend wird die Ausstrahlung aller Programme eingestellt.", erklärte Regierungssprecher Simos Kedikoglou am gestrigen Nachmittag. Man sprach davon, dass ERT als eine der großen Bastionen von Vetternwirtschaft und eine ungeheure Geldverschwendung darstelle. Rund 300 Millionen Euro kostet nach Regierungsaussagen der Sendebetrieb pro Jahr.


Die Mitarbeiter von ERT zeigten sich überrannt: "Ich hatte gehofft, dass sie wenigstens Bescheid sagen. Ich habe meine wöchentliche Show vorbereitet und wir haben das nicht erwartet. Wir haben das nicht kommen sehen. Wir dachten, die schmeißen vielleicht ein paar Leute raus, das fanden wir logisch, aber nicht die vollständige Schließung der ERT.", so Moderatorin Odine Lenardatou gegenüber Tagesschau.de. Einen solchen Fall habe es nicht einmal während der Diktatur in den 80er Jahren gegeben.


Die griechischen Haushalte seien bis September von den Fernsehgebühren (rund 50 Euro pro Jahr) befreit, für die Mitarbeiter von ERT ist dies jedoch nur ein schwacher Trost. Ihnen stünde nach Regierungsaussagen jedoch frei, sich für die neue Institution zu bewerben: "Die ERT-Beschäftigten werden entschädigt und jeder kann seine Bewerbung für die neue Medienorganisation einreichen", so Kedikoglou. Die Europäische Rundfunkunion drängte den griechischen Premierminister Antonis Samaras unterdessen, das Programm schnellstmöglich wieder aufzunehmen.


Das zypriotische Staatsfernsehen CyBC streikt aus Solidarität zu ERT am heutigen Mittwoch. In Bezug auf den Eurovision Song Contest wird die Zeit zeigen, wie schnell die griechische Regierung einen neuen Sender aus dem Boden stampfen kann. Nach unbestätigten Informationen soll die EBU einen neuen Sender auch im Blitzverfahren aufnehmen können, sofern dieser die Kriterien der Rundfunkunion erfüllt. ERT war 1950 Gründungsmitglied der Europäischen Rundfunkunion. Ob jedoch auch Geld für eine Song Contest-Teilnahme übrig bleibt, bleibt zunächst offen.