Sonntag, 23. Oktober 2016

Eurovision am Sonntag (50)


Europa - Der Herbst bringt nicht nur Sturm, Regen und goldene Blätter, sondern auch den erste Kandidaten des Eurovision Song Contests 2017 mit sich. Den Anfang hat in dieser Woche das zypriotische Fernsehen gemacht und sich intern auf seinen Kandidaten Hovig geeinigt. Und Hovig setzt eine flächendeckende Tradition fest, die interne Nominierung erfolgte nach mehreren Anläufen beim nationalen Vorentscheid.

Der heute 27jährige mit armenischen Wurzeln unterlag 2010 im zypriotischen Vorentscheid dem Waliser Jon Lilygreen & The Islanders und vor zwei Jahren John Karagiannis. Nun bekommt Hovig automatisch das Ticket für Kiew, freut sich sehr und hat auch einen starken Komponisten an seiner Seite. Offenbar hat das zypriotische Fernsehen sich auf einen Mehrjahresvertrag mit Thomas G:son geeinigt, denn der schwedische Fließbandkomponist darf auch für Hovig tätig werden. Minus One hat er in Stockholm immerhin ins Finale gebracht, warten wir mal darauf, wie es mit Hovig weitergeht.

20 Jahre ist es schon her:
Hara & Andreas für Zypern
Zypern hat damit einen recht plötzlichen Weg gewählt, seine Entscheidung kundzutun. Der Insel bleibt zu wünschen, dass es in diesem Jahr endlich mal wieder einen Titel erhält, der auch europaweit zündet. Zuletzt schaffte es Lisa Andreas 2004 in Istanbul in die Top Ten. Ivi Adamou zählte in den Folgejahren noch zu den größeren Favoriten, ihr "La la love" schlug zwar den großen Bruder Griechenland, landete aber auch nur auf dem 16. Platz. Despina Olympiou wurde mit ihrem Song sogar nur Vorletzte im Halbfinale. 2014 in Kopenhagen war Zypern aus finanziellen Gründen nicht dabei, in den letzten beiden Jahren reichte es für das Finale, aber auch nicht mehr als die Plätze 22 und 21.

Eine wirkliche Hochzeit beim Eurovision Song Contest hatte Zypern auch noch nie, seit dem Debüt 1981 gelang zwar dreimal der Sprung in die Top Five, eine Podiumsplatzierung gab es allerdings bislang nicht. 1982 gelang dies Anna Vissi, die später noch beim Song Contest in Athen antreten durfte, 1997 waren es die Geschwister Hara & Andreas Konstantinou, die als Opener in Dublin mit "Mana mou" die Zuneigung zu ihrem Heimatland auf traditionelle Art und Weise bekräftigten und 2004 schließlich Lisa Andreas mit ihrem, wie ich finde, recht öden Beitrag.

Fiel bei den Zuschauern in
Ungnade: Marlain (1999)
Mein persönlicher Liebling aus Zypern versagte bei der Punktevergabe jedoch komplett. Die Zyprioten hatten die tolle Idee, die 90er Jahre mit Eurodance und griechischem Text auszuläuten. Marlain durfte 1999 "Tha'ne erotas" in Jerusalem vortragen und gehörte damals zu den Mitfavoriten. Allerdings reichte es nur für den vorletzten Platz mit gerade einmal vier Punkten; ähnliches passierte fünf Jahre später mit der belgischen Kandidatin Xandee...


Eröffnete den Song Contest in
diesem Jahr: Laura Tesoro
Apropos Belgien, die widerspenstigen Wallonen, die dieser Tage mit ihrem Veto gegen das Freihandelsabkommen mit Kanada für Aufsehen sorgen, wählen in diesem Jahr den belgischen Interpreten für Kiew. Neuigkeiten gibt es aus Brüssel noch nicht zu vermelden, dafür aber von Laura Tesoro, die dieses Jahr für Belgien an den Start ging. Wie bekannt wurde, spricht Laura im neuen DreamWorks-Film "Trolls" die flämische Synchronrolle von Poppy, der Anführerin der Trolle und traf in diesem Zusammenhang erstmals seit dem Eurovision Song Contest wieder auf Justin Timberlake, der als Musical Director des Films vier Lieder beigesteuert hat. Hierzulande wird Lena Meyer-Landrut die Rolle der Poppy übernehmen. 

Laura Tesoro trifft Justin Timberlake

Lena rührt übrigens momentan die Werbetrommel für den bevorstehenden Vorentscheid "Unser Song 2017". Zu sehen gibt es einen neuen Trailer, in dem die Juroren der Show, Tim Bendzko, Florian Silbereisen und Lena an junge Menschen appellieren, sich für den Wettbewerb anzumelden. Dies ist nach wie vor über die, an Infos recht spärlich ausgestattete Website des NDR, möglich. Der Aufruf für 2010 kam da noch etwas dramatischer daher, mit genauso viel Pathos wie der zypriotische Song Contest-Beitrag von 1997. Diesmal hat man auf Farbe verzichtet und formuliert einfach nur klar die Ansage, dass man sich ab sofort melden kann, so man denn Lust hat, Deutschland beim Song Contest in Kiew zu vertreten.

Per se haben wir in Kiew aber beste Möglichkeiten uns zu verbessern. 2005 hat Gracia in Kiew mit vier Punkten nur den letzten Platz geholt, 2015 und 2016 landete Deutschland ebenfalls auf den letzten Plätzen, es kann in Kiew also auf jeden Fall nur bergauf gehen. Wie weit es für Deutschland nach oben geht hängt natürlich von den Bewerbern und der Konkurrenz ab, wir sollten es uns aber vielleicht zum Ziel machen, zumindest Großbritannien, die auch aus einem kleinen Kandidatenkreis ihren Eurovisionsvertreter wählen, hinter uns zu lassen, das sollte doch zu schaffen sein...


Unser Song 2017 - Der offizielle Trailer