Sonntag, 25. November 2007

Österreich nicht dabei!


Österreich - Und seit Dienstag ist es traurige Gewissheit: Österreich wird nicht am Eurovision Song Contest in Belgrad teilnehmen. Bisher wurde vom ORF nur eine mehr als dürftige Erklärung abgegeben:

Österreich wird im Mai 2008 keinen Vertreter zum Eurovision Song Contest nach Belgrad schicken. Auch die Ausstrahlung des Song Contest ist weiterhin offen. Laut ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm seien derzeit "noch wichtige Punkte - etwa zum Prozedere der Vorausscheidung - nicht geklärt".

Laut Böhm ist derzeit fix, dass es im Mai in Serbien wieder zwei Semifinalrunden geben wird. Nach welchen Kriterien diese Runden aber besetzt würden und aus welchen Teilnehmerländern sich diese zusammensetzten, "steht noch nicht fest. So könnte hier etwa eine Trennung nach Ost und West stattfinden - eine Variante, die für uns sicher nicht infrage kommt."

"Chancenloses Rennen"
Für ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz ist der Liederwettbewerb in seiner aktuellen Form "kein internationales Unterhaltungsprogramm, sondern ein politisches Exerzierfeld". Schon 2007 habe sich erwiesen, dass "nicht nach der Qualität der Beiträge, sondern nach ihrer Herkunft entschieden worden ist", so Lorenz.

Der Song Contest zeige dabei "deutlich negative Erkennungsmerkmale einer komplizierten europäischen Einigung". Solange das so bleibe, "will der ORF nicht weiter Talente aus Österreich in ein chancenloses Rennen schicken. Sollte sich die Situation ändern, sind wir aber gerne wieder dabei."

Keine Erfolgsgeschichte
Für Österreich ist der Song Contest allgemein nicht unbedingt eine Erfolgsgeschichte. Nur einmal konnte Österreich bisher einen echten Erfolg verbuchen: mit Udo Jürgens, der 1966 mit "Merci Cherie" den ersten Platz errang. Bereits dreimal (1981, 1984 und 1991) landeten österreichische Kandidaten auf dem letzten Platz.


2007 schied Eric Papilaya mit "Get A Life - Get Alive" bereits im Semifinale aus, er wurde dort Vorletzter mit vier Punkten. Auch 2005 war Österreich schon im Semifinale gescheitert. 2006 wurde auf die Teilnahme verzichtet.
Quelle: ORF.at

Wie der ORF weiterhin berichtet, ist der Privatsender ATV am Eurovision Song Contest nicht interessiert. Problem wäre in diesem Fall ebenfalls, dass ATV kein aktives EBU-Mitglied ist. Seltsam nur, dass ATV vor zwei Jahren noch recht interessiert und ein tolles Konzept vorgelegt hat.

Auffallend an der Stellungnahme des ORF ist jedoch, wie wenig man sich scheinbar mit den Neuerungen beim Song Contest auseinandergesetzt hat. Die Regeln für die Semifinals sind bereits seit Wochen offiziell von der EBU abgesegnet und eine Aufteilung in Ost und West wird es definitiv nicht geben, sondern eine Auslosung. Auch das gegenseitige "Zuschachern" von Punkten soll dadurch eingedämmt werden.

Dafür nennt die Nachrichtenseite oe24.at zumindest den vermutlich wahren Grund, für das Fernbleiben des ORF am ESC 2008:

Tatsächlich dürfte auch der vorige Woche ausgerufene Sparplan des ORF (ÖSTERREICH berichtete) den Ausstieg erleichtert haben. Der ORF muss in die Kandidatenauswahl und Übertragung viel investieren, doch angesichts des mangelnden Erfolges österreichischer Teilnehmer bleiben die "Song Contest"-Quoten im Keller: Heuer sahen am Samstaghauptabend bis zu 327.000 die Liveshow aus Finnland.

Kritik und Widerspruch gegen die Entscheidung gibt es auch von vielen österreichischen Eurovisionsfans. So hat z.B. die OGAE Österreich erste Reaktionen ihrer Mitglieder veröffentlicht.

Es ist schade, dass sich Österreich nur aufgrund von Misserfolgen vom Song Contest zurückzieht. Der ORF sollte sich vielleicht mal ein Beispiel an Portugal nehmen, dass nun ebenfalls seit über 40 Jahren teilnimmt und, anders als Österreich, noch nicht einmal in der Nähe eines Sieges war, jedes Jahr erneut versucht sich europaweit zu behaupten. Die Argumentationen des ORF sind lächerlich und völlig unzureichend.


Die österreichischen ESC-Fans werden sich fühlen wie die Engländer in Hinsicht auf die EM 2008 - ein Traditionsland, dass bei einer internationalen Veranstaltung mit großem Medieninteresse nicht dabei sein wird.