Europa - Nach einwöchiger Pause ob des Feuerwehrfests in Rerik meldet sich die Cocktail-Kategorie zurück auf unserer Eurovisionsseite. Vier Themen standen noch zur Auswahl, mit einem knappen Vorsprung setzt sich der "Shamrock" durch, das Erkennungsmerkmal der Iren. Irland, das sich gern als "Home of Eurovision" bezeichnet, ist nach wie vor die erfolgreichste Nation beim Eurovision Song Contest und verdient daher einen Eintrag in der Hall of Fame bzw. ein eigenes Cocktailposting.
Auf der internationalen Bühne spielt das 1921 von Großbritannien unabhängig gewordene Irland kaum eine Rolle, sie sind bekannt für rote Haare, Guinness und die große Kartoffeldürre im 19. Jahrhundert. Da man sonst weder in der Weltpolitik noch durch große sportliche Erfolge auffallen konnte, mussten sich die Iren eine andere Nische suchen, in der sie erfolgreich war und da neben Irisch die zweite offizielle Amtssprache Englisch ist und sich diese im 20. Jahrhundert zur europäischen Verständigungssprache entwickelte, hatte Irland den Vorteil, überall auf der Welt verstanden zu werden.
Kein Klangholz sondern ein Mikro: Butch Moore (1965) |
Damals schon so bieder wie ihre Politik: Dana |
Irlands größter Erfolg: Johnny Logan |
Linda Martin gewann den ESC 1992 in Malmö |
Linda Martin leitete in Malmö die Ära ein, in der man Irland nicht schlagen konnte. Ambitionierte Pläne hatte anschließend das irische Fernsehen, als er den Eurovision Song Contest 1993 in einem kleinen verschlafenen Nest namens Millstreet Town stattfinden ließ. Der Ort, in dem zuvor nur Reitturniere die internationale Society anlockten, packte mit an und organisierte den bis dato größten Eurovision Song Contest, neben den westlichen Teilnehmerländern erhielt die Eurovision nämlich durch das Auseinanderbrechen Jugoslawiens Zuwachs. Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina gaben ihr Debüt, erstmals waren 25 Nationen mit dabei.
Gewann im kleinen Nest Millstreet: Niamh Kavanagh |
Treten noch heute gemeinsam auf: Paul & Charlie (1994) |
Ein halber irischer Sieg: Secret Garden (1995) |
1996 ging es nach Oslo, dem Jahrgang in dem Deutschland aussetzen musste und die Melodien oftmals einen keltischen Touch erhielten. Der kälteste und farbloseste Beitrag von Eimear Quinn gewann. Sie war Mitglied des Chors Anúna und sang bei einem Weihnachtskonzert, wo sie von Brendan Graham entdeckt wurde, dem Komponisten von "Rock'n'Roll Kids" 1994. Die beiden arbeiteten zusammen und gewann mit dem von ihm geschriebenen Titel "The Voice" den Wettbewerb von Oslo. Somit ging der nächste Sieg, der siebte mittlerweile, auf das irische Konto.
Wurden 1999 nach hinten durchgereicht: The Mullans |
Hauptsache die Gitarre ist grün: Mickey Harte |
Die Merkelraute in Irland: Dervish (2007) |
Das rief die Protestler auf den Plan, das Niveau der Eurovision wurde in Frage gestellt, die Frage aufgeworfen, ob sich Irland den Wettbewerb überhaupt noch geben sollte. Die Antwort kam von einer Puppe. Dustin the Turkey war gefeierter Kinderstar in Irland, eine Truthahn-Puppe, mit dem die Iren groß geworden sind. Allerdings beschränkte sich der Humor der Figur nur auf Irland, zudem biederte Dustin mit seinem Song "Irelande douze points" in Osteuropa an, da er nahezu alle Nationen jenseits von Frankfurt/Oder namentlich nannte. Irland schied erneut im Semi aus.
Ebenso auch 2009 als ein junges internationales Komponistenteam mit Seichtrock und Sinéad Mulvey & Black Daisy in Moskau, zwar knapp aber dennoch den Sprung ins Finale verpassten. Es musste jemand her, der Irland wieder zu glorreichen alten Zeiten zurückbringen konnte. Und da Johnny Logan nicht dazu bereit war, setzte sich Niamh Kavanagh erneut im nationalen Vorentscheid durch, der mittlerweile innerhalb einer Freitagabend-Talkshow ermittelt wurde. Niamh fuhr mit "It's for you" nach Oslo. Irland hatte große Erwartungen und erfreut waren sie zunächst auch, als Niamh den Sprung ins Finale schaffte.
Zweimal 10.000 Volt: Jedward (2011 und 2012) |
Ihr Mentor Louis Walsh schlug sie beim irischen Fernsehen RTÉ für den Eurovision Song Contest vor, der Sender nominierte sie und fuhr neben einer Traumquote auch gleichzeitig noch das beste Ergebnis seit Jahren ein, Platz acht für "Lipstick" und die höchsten Schulterpolster und Turmfrisuren in der Eurovisionsgeschichte. Dadurch motiviert schickte Irland die beiden gleich noch einmal zum Wettbewerb nach Baku, diesmal mit Mentorin Linda Martin, der zweite Anlauf zündete allerdings schon nicht mehr. Ebenso wenig wie der glanzlose Popsong von Ryan Dolan in Malmö, der ebenfalls wieder auf dem letzten Rang im Finale landete.
Irlands bisher letzter Act: Nicky Byrne (2016) |
Ryan Dolan war bislang der letzte Interpret, der Irland ins Finale brachte. Can-Linn feat. Kasey Smith, Molly Sterling und Nicky Byrne konnten nichts mehr reißen. Irland, "The home of Eurovision" steckt in einer Eurovisionskrise, scheint ideenlos. Irlands großen musikalischen Exporte, ob nun Boybands oder die Kelly Family gehören eindeutig in die 90er. Durch den Wegfall der Sprachenregelung Ende der 90er hat Irland neben Großbritannien auch kein Exklusivrecht auf die englische Sprache. Ähnlich wie in Großbritannien wird der Song Contest als guter Grund genutzt, sich mit Guinness volllaufen zu lassen und abzulästern, vor allem über den eigenen Interpreten...
Poll: Drei Ladenhüter haben wir noch, ab sofort kann zwischen "Fashion Queen", "Silver Convention" und der "Vintage Week" abgestimmt werden. Viel Spaß, zum Voting geht es hier entlang.