Montag, 19. Januar 2015

Kommentar: Luft nach oben in Bulgarien


Bulgarien - Es gibt nur wenige Länder, die in ihrer Geschichte beim Eurovision Song Contest überhaupt keine großartigen Erfolge vorweisen können. San Marinos Finaleinzug im letzten Jahr werte ich für die kleine Republik mal als Sensation. Tschechien setzt in diesem Jahr neue Maßstäbe und probiert sich erneut am Wettbewerb, aber in Bulgarien wartet man nach wie vor auf einen großen Coup.

Zugegeben, 2014 konnte man aus finanziellen Gründen nicht teilnehmen und die Bilanz verbessern, in diesem Jahr ist es ähnlich. Die von der EBU angebotene Verschiebung der Deadline zur Anmeldung wurde für Bulgarien nach hinten versetzt, konnte jedoch nicht genutzt werden. Zu knapp sind die Kassen beim nationalen Rundfunk BNT.

Erst spät stieg der Sender in die Eurovision ein. Während in den 90er Jahren zahlreiche osteuropäische Staaten von Estland bis Mazedonien zum Song Contest strebten, gab Bulgarien erst 2005 in Kiew sein Debüt. Gerüchte um ein versäumtes Debüt 1996 konnten bisher nicht belegt werden. Alle gewählten bulgarischen Beiträge durchliefen zunächst einen Vorentscheid, was auf demokratischen Wahlversand hinweist.

Im Debütjahr 2005 gab es zwar Anschuldigungen, die spätere Siegerband Kaffe hätte im Vorwege als Sieger festgestanden und Stimmen erkauft, sodass die Zweitplatzierten Slavi Trifonov & Sofi Marinova sich weigerten, aufzutreten. Kaffe schieden im Halbfinale von Kiew aus, ebenso wie Mariana Popova 2006 in Athen. Erst 2007 konnte das Duo Elitsa & Stoyan mit "Voda" das Finale erreichen und dort überraschenderweise den fünften Rang belegen.

Seither verzweifeln bulgarische Interpreten an der Finalhürde. Dabei waren durchaus Titel mit Finalqualitäten dabei, etwa "Angel si ti" von Miro oder "Na inat" von Poli Genova. Sofi Marinova schied 2012 in Baku punktgleich gegen den Norweger Tooji aus. Einen Tiefpunkt der Gesangsqualitäten erzielte Krassimir Avramov 2009 in Moskau, der durch den Marathonvorentscheid "Be a star" ermittelt wurde und wohl auch ob des guten Drahtes zu den Juroren siegte.

2013 nominierte BNT das Duo Elitsa & Stoyan erneut, der gewählte Titel wurde später ausgetauscht. "Samo shampioni" erfüllte die Erwartungen eines neuerlichen Finaleinzugs jedoch ebenfalls nicht. Damit hält Bulgarien heuer den aktuellen Negativrekord nicht im Finale vertreten zu sein. Bulgarien verzichtet seither aus finanziellen Aspekten auf die Teilnahme, wenngleich man scheinbar doch gern dabei gewesen wäre.

Stattdessen legt das Staatsfernsehen mehr Wert auf den Junior Eurovision Song Contest, wo man erst kürzlich auf Malta einen Erfolg landete. Das Trio Krisia, Hasan & Ibrahim erreichte mit dem Titel "Planet of the children" den zweiten Platz und hat sich um die Austragung des nächsten Wettbewerbs beworben. Die Aussichten sind recht gut, da sich Mitbewerber Italien gegen die Ausrichtung entschieden hat.

Man kann es Bulgarien nicht verdenken, dass sie dem Wettbewerb treu bleiben, bei dem die größeren Erfolge liegen. Allerdings ist es schade, dass das Land, das Namensgeber für die Balkanhalbinsel ist, keine Mittel für den "großen" Song Contest hat. Wir drücken Bulgarien die Daumen, dass sie alsbald zurückkehren und dann mit einem aussichtsreichen Beitrag nicht hinter der Finalgrenze zurückbleibt. Die Chancen auf eine Rückkehr für 2016 dürften bei 50% liegen.