Donnerstag, 25. August 2016

Kommentar: Teil Vier der großen Ausrichtungsstory



Europa - Es gibt manche Dinge, die gehen ganz fix, die CDU wurde nach der Atomkatastrophe von Fukushima sehr schnell, sehr grün, der Ausschluss russischer Leichtathleten von Olympia wurde durch das IOC fix bestätigt und das Leerfressen seines Napfes durch unseren Kater geschieht auch ziemlich rasch, eine Gastgeberstadt für den Eurovision Song Contest zu finden, kann sich aber ziehen wie Kaugummi.

Irgendwie ist es bezeichnend, dass mit der Ukraine ein Land, das politisch am Scheideweg steht und desaströse nationale Vorentscheide in der Vergangenheit ausgerichtet hat, die dreimal wiederholt werden sollen um dann doch die erste Siegerin ohne Konkurrenz wieder zum Wettbewerb zu schicken, solche Probleme hat, sich für eine Stadt zu entscheiden. In Aserbaidschan beispielsweise gab es gar keine Alternative zu Baku, selbst in Österreich, wo sich einige Städte bewarben, war Wien ziemlich schnell fix. 

Nur in der Ukraine dauert es wieder eine Runde länger, bis der nationale Rundfunk sich mit der EBU festlegen kann, ob es nun Odessa oder doch Kiew wird. Die Stadt Dnipro scheint sich nach undurchsichtigen Kommentaren des Executive Producer der Show schon aus dem Rennen verabschiedet zu haben. Er erklärte, Odessa und Kiew lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Duell, von Dnipro sprach er nicht. Und gerade dort tobt der Bürgermeister über die ständigen Verzögerungen, zwei Monate hätte die Ukraine in ihrer Vorbereitungszeit bereits vergeudet.

Auch Kiews Bürgermeister, Vitali Klitschko, zeigte sich verärgert über die inzwischen vierte Verzögerung der Bekanntgabe. Die Schweden haben kurz nach dem Song Contest-Finale von Stockholm ihre Hilfe angeboten, hätten die Ukrainer diese doch bloß angenommen. Somit warten zahlreiche Fans darauf, ob sie nun ihre Zimmer in Kiew oder Odessa stornieren sollen, um das Erlebnis Eurovision Song Contest 2017 vorzubereiten. Die Pannen bei der Bekanntgabe lassen das Sommerloch zwar etwas kleiner werden, es stellt sich aber auch die bange Frage, ob es die einzige Panne bleiben wird.

Die Ukraine ist nicht unbedingt als erfolgreicher Ausrichter von Großveranstaltungen bekannt. Zur EM 2004 in Polen und der Ukraine wurde der polnische Staat für seine Fortschritte, insbesondere in der Infrastruktur gelobt, für die Ukraine gab es Mängelrügen. Klar, 2005 wurde der Wettbewerb in Kiew ausgetragen und trotz des politischen Umbruchs wenige Monate zuvor, hat man ihr stemmen können, heute ist der Wettbewerb aber deutlich größer, zieht mehr und mehr Menschen, Journalisten und Nationen an. NTU hat eine finanzielle Garantie an die EBU überwiesen um zu beweisen, dass der Wettbewerb dort in guten Händen ist, trotzdem gibt es schon ein Dreivierteljahr vor den ersten Proben scheinbar unüberwindbare Hürden...

Uns erwartet mit Sicherheit eine chaotische Vorbereitungsphase, bleibt nur zu hoffen, dass sich der Sender NTU nicht auch noch mit einem wochenlangen Vorentscheid verzettelt. Wir erinnern uns an 2005 zurück. Am 14. November 2004 begann die Sendung "Ty zirka" mit der ersten Vorrunde, jeweils fünf Kandidaten wurden Woche für Woche vorgestellt, einer kam weiter. Nach der 15. Show am 20. Februar hatten sich dann etwaige Finalisten gefunden. Das Finale gewann die Formation Greenjolly mit "Razom nas bahato", die eine von vier zusätzlichen Wildcards erhalten hatten und direkt im Finale gesetzt waren.