Samstag, 15. Juli 2017

Silver Cocktail: Grundschulzeit



Europa - In Hamburg toben an diesem Woche keine vagabundierenden Vermummenten, sondern prilblumenbehangene Schlagerfreunde. Vom Heiligengeistfeld aus startend ziehen bunte Trucks mit fröhlichen Menschen durch die Stadt, die zu "Hey Amigo Charlie", "Fiesta Mexicana" und "Er gehört zu mir" tanzen und singen und in Schlaghosen und bunten Perücken St. Pauli unsicher machen. Währenddessen melde ich mich mit einem neuen Cocktail vom heimischen Sofa und in dieser Woche geht es um mein persönliches Lieblingsthema der diesjährigen Auswahl.



Grundausstattung in den
90ern: der Scout-Ranzen
Es geht um meine eigene Grundschulzeit. Im August 1995 wurde ich eingeschult, bis 1999 war ich an der Grundschule an der Este, die an dieser Stelle einmal erwähnt sein. Zu jener Zeit hatte ich auch meine ersten Berührungspunkte mit dem Eurovision Song Contest, wir blicken also speziell auf die Jahrgänge 1996 bis 1999 zurück und schauen uns auch die Single Charts der jeweiligen Jahrgänge an um das Ende der 90er Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen und einzutauchen in eine Welt, in der Scout-Ranzen, Emil-Trinkflaschen und Regenbogen-Spiralen noch zum Equipment gehörten und es noch Fanta Pink Grapefruit zu kaufen gab...

Als ich in der ersten Klasse mit Fu und Fara lesen und schreiben lernte, hatte ich noch keine Ahnung was der Eurovision Song Contest ist. Er befand sich damals ohnehin in einer schwierigen Phase aus deutscher Sicht. 1995 wurde das unbekannte Duo Stone & Stone in Dublin Letzte, 1996 fand der Song Contest nach dem wortkargen Sieg von Secret Garden in Norwegen statt. Es sollte der einzige Jahrgang in der Geschichte werden, in denen Deutschland nicht mit einem Interpreten vertreten sein sollte. Der Grund hierfür lag im damaligen Regelwerk und drohte den Wettbewerb zu ruinieren.

Leider zweimal nicht dabei:
Leon (1996)
Da es insgesamt 30 Anmeldungen für den Song Contest gab musste die Europäische Rundfunkunion sich einen anderen Auswahlmodus einfallen lassen. Mit Ausnahme von Gastgeber Norwegen, das mit Elisabeth Andreassen automatisch im Finale gesetzt war mussten sich alle anderen Nationen einer internen Qualifikationsrunde durch Juroren stellen, die anhand von MC-Kassetten die Finalisten auswählten. Nicht darunter war jedoch der Münchener Friseur Leon, der mit "Planet of blue" den deutschen Vorentscheid gewonnen hatte. Der Titel von Hanne Haller schaffte es in der Qualifikationsrunde nur auf den 24. Platz, 22 Interpreten zogen jedoch nur ins Finale ein.

Neben Deutschland scheiterten auch Ungarn, Dänemark, Mazedonien (vertreten durch Kaliopi), Russland, Israel und Rumänien in der Vorrunde. Bemängelt wurde vor allem, dass die Juroren die Songs teils in schlechter Qualität nur auf Kassetten hören konnten. Insbesondere in Deutschland, einem der tragenden Finanziers des Wettbewerbs, sorgte diese Regelung für Unmut. Der Song Contest wurde ins dritte Programm verbannt und von Ulf Ansorge kommentiert, der sich mit seinen flapsigen Bemerkungen einige böse Zuschauerbriefe einhandelte. Für mich ist er jedoch einer der besten Kommentatoren aus deutscher Sicht überhaupt.

Durch den Abend führten die Nachrichtensprecherin Ingvild Bryn und a-ha-Frontmann Morten Harket. Sie hatten das Problem, vor allem ruhige, langsame und größtenteils sogar einschläfernde Melodien anzusagen. Mit Eimear Quinn und dem keltisch-unterkühlten "The voice" konnte Irland seinen siebten Sieg perfekt machen. Die blasse Performance aus der Feder von Brendan Graham spiegelt den Charakter des Wettbewerbs wieder. Viele der Songs in diesem Jahrgang waren Balladen, Gastgeber Norwegen belegte mit "I evighet" den zweiten Platz, das schwedische Trio One More Time, zu dem u.a. Nanne Grönvall gehörte, wurde Dritte.

"Sjúbidú" versteht man auch
in Timbuktu: Anna Mjöll
Nur wenige Interpreten bzw. Beiträge fielen positiv auf, Lúcia Moniz aus Portugal belegte im roten Kleid und einem fröhlichen Lied den sechsten Platz, das bis 2017 beste Ergebnis des Landes. Gina G, die britische Kandidatin fiel mit dem einzigen Uptempo-Song auf Rang acht zurück und Island versuchte sich mit "Sjúbidú" international verständlich im Genre des Swing, indem Sängerin Anna Mjöll mit Aneinanderreihungen von Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Elvis die Legenden des Musikbusiness lebendig werden zu lassen. Der Song wurde aber weniger "á Skagaströnd og Tímbúktú" verstanden, sondern landete nur auf dem 13. Platz.

So sahen die 90er aus, der
Musikclip zu Macarena
Im gleichen Jahr fanden sich in den deutschen Single Charts ganz andere Melodien wieder. Damals war die Welt von der Macarena-Welle erfasst. Die beiden älteren Herren von Los del Rio brachten sogar Madeleine Albright vor der UN-Vollversammlung dazu, Macarena zu tanzen und ihrem Amtskollegen aus Botswana den sehr simplen Tanz beizubringen. Der Text hingegen rechtfertigt das Getanze allerdings nicht, eine Frau namens Macarena betrügt ihren Freund Vitorino mit zweien seiner Freunden. Solche Texte haben es bis heute noch nicht auf die Song Contest-Bühne geschafft, wenngleich Freddy Quinn 1956 eine Steilvorlage lieferte.

Die Top 5 beim Eurovision Song Contest 1996:
01. - 162 -  Irland - Eimear Quinn - The voice
02. - 114 -  Norwegen - Elisabeth Andreassen - I evighet
03. - 100 -  Schweden - One More Time - Den vilda
04. - 098 -  Kroatien - Maja Blagdan - Sveta ljubav
05. - 094 -  Estland - Maarja-Liis Ilus & Ivo Linna - Kaelakee hääl

Die Top 5 der deutschen Single Charts 1996:
01. - Faithless - Insomnia
02. - Los del Rio - Macarena
03. - Mr. President - Coco Jamboo
04. - Fool's Garden - Lemon tree
05. - Robert Miles - Children

Katrina Leskanich gewann
1997 für das UK
1997 kam ich dann auch zum Eurovision Song Contest und es sollte der Jahrgang sein, an dem Italien letztmals für mehr als eine Dekade vertreten sein sollte. Das Duo Jalisse kam in Dublin mit "Fiumi di parole" auf den vierten Platz. Anders als noch im Vorjahr halte ich diesen Jahrgang gemessen an der Qualität der Songs für den besten überhaupt. Von Katrina & The Waves, die für das UK mit 227 Punkten haushoch gewinnen konnten bis hin zu "Antes do adeus" von Célia Lawson aus Portugal, die mit ihrem Sonnenbrillen-Backgroundchor keinen einzigen Punkt abstauben konnte, gefallen mir noch heute nahezu alle Beiträge.

Nicht darunter fällt allerdings der deutsche Siegel-Song "Zeit" von Bianca Shomburg, die sich im deutschen Vorentscheid u.a. gegen Leon durchsetzen konnte, der mit "Schein (Meine kleine Taschenlampe)" immerhin noch auf den zweiten Platz kam. Auf dem dritten Rang landete Michelle mit "Im Auge des Orkans", die erst 2001 ihr Ticket für die Eurovision lösen konnte. Auch bei der internationalen Konkurrenz zündete "Zeit" keineswegs und landete punktgleich mit der bosnischen Sängerin Alma Čardžić und ihrem "Goodbye" auf dem 18. Platz. Geschlagen wurde sie u.a. von der Spice Girls-Kopie E.N.I. und "Probudi me", die im feinsten Kroatisch versuchten an den Trend der bauchfreien und neonfarbenen Kostüme anzuknüpfen.

Das Publikum klatschte mit:
Şebnem Paker (1997)
Dazwsichen gab es ein Sammelsurium an tollen Beiträgen, etwa dem türkischen Ethno-Song "Dinle" von Şebnem Paker, der die bis dahin chronisch unterbewertete Türkei auf den dritten Platz brachte oder dem wundervollen Beitrag des Isländers Paul Oscar, der ähnlich wie die russische Sängerin Alla Pugachova über eine alternde Diva sang. "Minn hinsti dans" behandelte den letzten Tanz einer auf dem Sterbebett liegenden Diva, deren Leben an ihr vorbeizieht. "Primadonna" der russischen Sängerin, die bereits zu Sowjetzeiten ein gefeierter Star unter den KPdSU-Obersten war, hätte ihr eigenes Requiem sein können. Die Ex-Frau von Philipp Kirkorow landete am 3. Mai 1997 jedoch nur auf dem 15. Platz.

Musikclip zu "Everybody"
von den Backstreet Boys
1997 tummelten sich auch in den deutschen Charts unzählige Titel, an die ich mich heute noch gut erinnere, vor allem, weil sie jeden Freitag in der Chartshow "Dieter live" auf Hamburg 1 gezeigt wurden. Diese durfte ich immer Freitagnachmittags bei meiner Oma im Wohnzimmer sehen. Das Jahr bot diverse Lieder, die ich noch heute ohne mich zu schämen hören würde, "Maria" von Ricky Martin, "Barbie Girl" von Aqua, "Everybody" von den Backstreet Boys oder "Mmm bop" von den Hansons, die zur damaligen Zeit dauernd das Cover der Bravo zierten.

Die Top 5 beim Eurovision Song Contest 1997:
01. - 227 -  Großbritannien - Katrina & The Waves - Love shine a light
02. - 157 -  Irland - Marc Roberts - Mysterious woman
03. - 121 -  Türkei - Şebnem Paker & Grup Etnik - Dinle
04. - 114 -  Italien - Jalisse - Fiumi di parole
05. - 098 -  Zypern - Hara & Andreas - Mana mou

Die Top 5 der deutschen Single Charts 1997:
01. - Sarah Brightman & Andrea Bocelli - Time to say goodbye
02. - Puff Daddy & Faith Evans feat. 112 - I'll be missing you
03. - Rammstein - Engel
04. - Will Smith - Men in black
05. - No Doubt - Don't speak

Legendärer Balustraden-
Jump: Guildo Horn (1998)
1998 war dann der erste Eurovision Song Contest an den ich mich noch bewusst erinnern kann. Als kleiner dicker Nerd saß ich damals vor dem Fernseher und war weniger auf die Songs fixiert als auf die eingeblendeten Flaggen. Mangels Internet und aufgrund eines veralteten Länderlexikons war der Song Contest die erste Gelegenheit für mich, die estnische Flagge zu sehen. Das Koit Toome damals mit "Mere lapsed" den zwölften Platz belegte, war mir da noch relativ egal. Und es ist Guildo Horn nicht nur zu verdanken, dass der Song Contest in Deutschland aus der Mottenkiste gekramt wurde, sondern auch, dass mich der Wettbewerb als Zuschauer behalten hat.

Terry Wogan und Ulrika
Jonsson moderierten 1998
Guildo kam mit seiner Nussecken-Hymne auf den siebten Platz. Der Wettbewerb verabschiedete sich aber gleichzeitig von einigen alten Traditionen. Es war der letzte Jahrgang in dem die Nationen verpflichtet wurden in ihren Landessprachen zu singen und auch das Orchester hatte seinen finalen Auftritt. Moderiert wurde der Wettbewerb aus der National Indoor Arena in Birmingham von BBC-Legende Terry Wogan und der nicht verlegenen Ulrika Jonsson, die am Ende durch eine Herzschlag-Punktevergabe moderieren durfte. Theoretisch hätten vor der letzten Wertung aus Mazedonien sowohl Imaani aus Großbritannien als auch Chiara aus Malta und Dana aus Israel gewinnen können.

Gautier-Federn für die Sieger-
Reprise: Dana International
Da Mazedonien aber die Höchstwertung an die befreundeten Kroaten und Danijelas Eröffnungsnummer "Neka mi ne svane" ("Möge die Sonne niemals aufgehen") vergab, sicherte sich die transsexuelle Sängerin Dana International mit "Diva" das Krönchen und zog sich für ihre Siegerperformance extra noch einmal um. Dana brachte Israel den dritten und bis heute letzten Sieg ein. Ihr Erfolg in Birmingham ließ die konservativen Stimmen im Land verstummen und setzte ein Zeichen für Toleranz und Offenheit, Maxime für die die Eurovision noch heute steht. Rückblickend lässt sich sagen, dass die Top Five verdient so weit oben stehen.

Fesch im Norweger-Pulli:
Lars A. Fredriksen
Chiara aus Malta, eine proportional gewaltige Erscheinung mit massiver Stimme setzte mit "The one that I love" den Grundstein für ihre beiden weiteren Ausflüge zur Eurovision 2005 und 2009 und auch Edsilia Rombley aus den Niederlanden, die mit "Hemel en aarde" Vierte wurde, kehrte 2007 noch einmal zurück. Danijela Martinović hatte bereits 1995 ihr Eurovisionsdebüt. Sie war an dem Abend übrigens nicht die einzige, die über die Dämmerung sang, auch Mazedoniens Interpret Vlado Janevski sang in "Ne zori, zoro" über den Wunsch, dass die Dämmerung niemals hereinbrechen sollte. Erwähnenswert waren zudem die High Heels der schwedischen Sängerin Jill Johnson, die später ins Country-Millieu einstieg, der Zypriot Michalis Hadiyannis, der mit "Cheria psila" später auch in Deutschland noch einen Sommerhit hatte und die Gute Laune-Nummer von Lars A. Fredriksen aus Norwegen ("Alltid sommer").

Völlig unterbewertet:
Katarína Hasprova (1998)
1998 war zudem das letzte Jahr, in dem die Slowakei mit der großartigen Katarína Hasprová und Ungarn mit Charlie ein Gastspiel gaben. Frau Hasprová erhielt zu Beginn der Punktevergabe vielversprechende acht Punkte aus Kroatien, leider blieben es die einzigen Zähler für die wunderschöne Ballade "Modlitba". Ungarn kehrte 2005 zum Song Contest zurück, die Slowakei erst 2009. Am Ende des Tableus landeten die experimentelle Nummer aus Frankreich, "Où aller" von Marie Line und punktelos der Titel "Lass ihn" von Pechvogel Gunvor, die sowohl im Vorfeld als auch im Nachhinein durch kleine wie große Skandale in den Schweizer Boulevard-Zeitungen auffiel.

Dominiert wurden die Jahrescharts in Deutschland durch den Untergang der Titanic. Der tragische Film mit Kate und Leo lockte nicht nur Millionen von Menschen in die Kinos, sondern sicherte Céline Dion auch einen ganz großen Erfolg. "My heart will go on" verdrängte alle anderen Lieder auf die Plätze, darunter die WM-Single "The cup of life" von Ricky Martin, das Remake "Stand by me" von 4 The Cause, die niederländische Mallorca-Königin Loona mit ihrem Sommerhit "Bailando" oder auch "SupaRichie", das Alter Ego von Matze Knoop, der heute freilich eher durch die Parodien von Franz Beckenbauer auftritt.

Die Top 5 beim Eurovision Song Contest 1998:
01. - 172 -  Israel - Dana International - Diva
02. - 166 -  Großbritannien - Imaani - Where are you?
03. - 165 -  Malta - Chiara - The one that I love
04. - 150 -  Niederlande - Edsilia Rombley - Hemel en aarde
05. - 131 -  Kroatien - Danijela Martinović - Neka mi ne svane

Die Top 5 der deutschen Single Charts 1998:
01. - Céline Dion - My heart will go on
02. - Witt/Heppner - Die Flut
03. - Wes - Alane
04. - Céline Dion - Immortality
05. - Eros Ramazzotti & Tina Turner - Cose della vita (can't stop thinking of you)

Den Jahrgang 1999 hatte ich mir vorsichtshalber auch auf VHS-Kassette aufgenommen, ein Medium, das inzwischen auch vom Aussterben bedroht ist. Noch heute steht die Aufnahme in einer Kodak-Hülle in meinem Regal, die Qualität dürfte inzwischen aber nicht mehr die Beste sein... zu sehen gab es, wie die Moderatoren der Show bekannt gaben, den letzten Wettbewerb des Jahrtausends. Dafna Dekel, Sigal Shahamon und Yigal Ravid meldeten sich aus Jerusalem und schwebten per Hubschrauber ins Intro ein, animierten diverse Tänzer in der Altstadt von Jerusalem zum Mitmarschieren und formten das damalige Logo des Wettbewerbs.

Ebenfalls völlig unterbewer-
tet: Marlain (1999)
Dana International übernahm das Pausenprogramm und intonierte zunächst bei einer jeminitischen Zeremonie den Titel "Dror yikra" und später "Free" von Stevie Wonder. Noch literarischer wurde der Wettbewerb von der litauischen Sängerin Aistė im samogitischen Dialekt eröffnet. Den Titel "Strazdas" ("Amsel") schrieb der Dichter Sigitas Geda. Genützt hat es wenig, am Ende blieb Litauen nur der 20. Platz und eine Zwangspause im kommenden Jahr. Sogar nur Vorletzte wurde die Sängerin Marlain aus Zypern. "Tha'ne erotas" gehörte damals für mich zu den besten Liedern im Wettbewerb, die fuchteligen Handbewegungen, der Glitter im Dekolleté und das Aussetzen Griechenlands halfen Zypern aber nicht.

Für Deutschland ging das Siegel-Projekt Sürpriz an den Start. Nachdem Corinna May disqualifiziert wurde lag es an der deutsch-türkischen Kombo über die Reise nach Jerusalem zu singen. Der Song wurde auf Deutsch, Türkisch, Englisch und die letzte Zeile sogar auf Hebräisch gesungen. Das zog und wurde mit Platz drei belohnt. Darüber landeten lediglich die Skandinavier. Island schickte mit "All out of luck" von Selma einen der modernsten Titel im Jahrgang, der Sieg ging aber an Charlotte Nilsson und "Take me to your heaven" und das beeindruckende pinke Kostüm, das es 2016 sogar in den Recap von "Love love peace peace" schaffte. 

1999 kam der Boyband-Style
auch beim ESC an
Die Israelis konnten sich mit ihrem Geburtstagsständchen "Yom huledet" auf den fünften Platz vorsingen, davor lag noch der dramatische Gesang von Doris Dragović, die jedoch unerlaubterweise aufgezeichnete Stimmen im Halbplayback benutzte. Völlig aus dem Rahmen fiel das bosnische Duo Dino & Béatrice, das bosnischen Rap mit Französisch mischte, der norwegische Chicago Bulls-Fan Stig van Eijk, der mit "Living my life without you" neben Dänemark den typischsten 90er Jahre-Sound im Rennen hatte und die spanische Sängerin Lydia, die mit ihrem Kleid an die Zeiten erinnerte, als es noch kein 24h-Vollprogramm im Fernsehen gab und nachts das Testbild zum Einsatz kam.

Aufgrund der nach 1996 eingeführten Big Four-Regelung hatte Spanien allerdings nichts zu befürchten, da es als einer der größten Geldgeber automatisch für das Finale gesetzt war. Ausgeläutet wurde der Wettbewerb von "Hallelujah", dem israelischen Siegersong von 1979, den alle Interpreten gemeinsam auf der Bühne sangen, um auf die Vertriebenen im Kosovo aufmerksam machten. Die Charts hingegen wurden von anderen Liedern beherrscht, allen voran dem legendären "Mambo No. 5" von One-Hit-Wonder Lou Bega, das mir das erste Mal beim Autoscooter-Fahren beim heimischen Schützenfest auffiel. 

Das Ende der 90er, ihr großer
Anfang: Britney Spears
Es war zudem die Zeit, in der Britney Spears und Christina Aguilera aufkamen und Ricky Martin mit "Livin' la vida loca" den letzten großen Hit in Deutschland hatte. In den Charts fand man neben "Baby one more time" und "Genie in a bottle" auch Emilia mit "Big, big world", die später sowohl in der ProSieben-Comeback Show Chris Norman unterlag und sich dem schwedischen Melodifestivalen stellte, als auch Tarkan mit "Simarik", der seit Jahren von Song Contest-Fans für die Türkei gefordert wird. 

Die Top 5 beim Eurovision Song Contest 1999:
01. - 163 -  Schweden - Charlotte Nilsson - Take me to your heaven
02. - 146 -  Island - Selma - All out of luck
03. - 140 -  Deutschland - Sürpriz - Reise nach Jerusalem - Kudüs'e seyahat
04. - 118 -  Kroatien - Doris Dragović - Marija Magdalena
05. - 093 -  Israel - Eden - Yom huledet (Happy Birthday)

Die Top 5 der deutschen Single Charts 1999:
01. - Lou Bega - Mambo No. 5
02. - Eiffel 65 - Blue (da ba dee)
03. - Whitney Houston - My love is your love
04. - Britney Spears - ...Baby one more time
05. - Blondie - Maria



Poll: Und nach einem Ausflug in meine Kindheit und die frühesten Song Contest-Erinnerungen geht es mit folgenden fünf Cocktail-Themen weiter. Ihr habt für kommenden Samstag die Wahl zwischen "Shakespeare", "Lost & Found", "X-Files", Fiddler on the roof" und "Making a hit". Zur Abstimmung geht es hier, allen Lesern ein schönes Wochenende.