Montag, 31. Juli 2017

EBU: Anpassung des Regelwerks für 2018



Europa - Wie Eurovision.de meldet, gab es während der Pressekonferenz des portugiesischen Fernsehens RTP noch einige Ergänzungen bezüglich des Regelwerks des kommenden Eurovision Song Contests. Demnach wurde der Absatz 1.1.4., die den Wettbewerb als "non-political event" deklariert dahingehend geändert, um ein politisches Hin und Her wie in diesem Jahr zwischen der Ukraine und Russland zu verhindern.

Darin heißt es: "Alle teilnehmenden Rundfunkanstalten einschließlich der ausrichtenden Rundfunkanstalt haben dafür Sorge zu tragen, dass innerhalb ihrer jeweiligen Delegationen und Teams alle erforderlichen Schritte unternommen werden, um sicherzustellen, dass der ESC in keinem Fall politisiert und/oder instrumentalisiert wird." Verstöße könne die EBU fortan mit einer Disqualifikation ahnden. Die teilnehmenden Rundfunkanstalten haben dafür Sorge zu tragen, dass dem Gastgeber kein Anlass gewährt wird, ein Reiseverbot auszusprechen.

Auch auf Verletzung von organisatorischen Deadlines wird im überarbeiteten Regelwerk eingegangen. In einer Anlage heißt es nun: "Die gastgebende Rundfunkanstalt wird die mit der EBU vereinbarten Deadlines für eine ordnungsgemäße, fristgerechte und reibungslose Durchführung des ESC stets einhalten und den Anweisungen der EBU Folge leisten." Andernfalls könne die EBU einen anderen Sender mit der Ausrichtung des Song Contests betrauen, eine solche Demütigung dürfte aber wohl kein Sender riskieren wollen.

Georgien: GPB bestätigt Teilnahme in Lissabon



Georgien - Gänzlich im Sommerloch versinken wir dann doch nicht. Nachdem vergangene Woche die Termine für den Eurovision Song Contest 2018 bekannt gegeben wurden, folgt heute die Teilnahmebestätigung des georgischen Fernsehens GPB am Wettbewerb in Lissabon im kommenden Jahr. Georgien ist damit das erste Kaukasusland, dass seine Teilnahme bestätigt.

Nähere Einzelheiten machte der Sender in Tiflis bislang nicht, ob es auf eine interne Auswahl oder einen nationalen Vorentscheid wie in diesem Jahr hinauslaufen wird, ist noch nicht bekannt. In diesem Jahr wurde Tako Gachechiladse durch einen Vorentscheid mit 25 Kandidaten ausgewählt, schied jedoch mit dem Titel "Keep the faith" im Halbfinale von Kiew aus.

Die georgische Song Contest-Bilanz zeigt seit dem Debüt im Jahr 2007 sieben Finalqualifikationen und drei Beiträge, die es nicht über das Halbfinale hinaus schafften. Die beste Platzierung ist der neunte Platz, den sowohl Sopho Nizharadse 2010 in Oslo als auch die Gruppe Eldrine 2011 in Düsseldorf erreichten. 

Samstag, 29. Juli 2017

Gold Cocktail: Fiddler on the Roof



Europa - Das nächste Regenband zieht über Hamburg, für morgen verspricht die Prognose aber Besserung. Uns soll das nicht aufhalten, über ein weiteres Thema von unserer Cocktailkarte zu sprechen. Mit fast der Hälfte aller Stimmen wurde sich heute für den "Fiddler on the Roof" entschieden. Darin geht es weniger um das Musical "Anatevka", in dem die Handlung sich um ein jüdisches Schtetl im Russischen Kaiserreich mitsamt eines Milchmannes und seiner heiratsfähigen Töchter dreht, sondern um die Violine, die Namensgeber des englischen Originaltitels ist.


Fiddler On The Roof,
das Original von Anatevka
Auch wenn immer wieder behauptet wird, beim Eurovision Song Contest gehe es inzwischen weniger um Musik als um die Show rund um die Performance, so spielten doch auch immer wieder diverse Musikinstrumente eine elementare Rolle beim Auskleiden einer Darbietung auf der Wettbewerbsbühne, angefangen bei der Triangel bis hin zur Karpatenversion des Alphorns wie im Vortrag von Ruslana 2004 in Istanbul. Von der Anfangsstunde bis zum Song Contest 1998 in Birmingham war auch das Orchester vertreten, das die Musik live einspielte und häufiger für Misstöne sorgte. In einem speziellen Fall ruinierte ein verkorkstes Saxophonsolo sogar einen kompletten Song.

Sophia Vossou litt 1991 unter
dem Saxophonisten
Es war 1991, Italien bewies sich als ziemlich mieser Gastgeber und verlegte den Wettbewerb kurzerhand vom eigentlich geplanten San Remo in die Filmstadt Cinecittà von Rom. Die Übertragung fand an einem Ort statt, der sehr an den Requisitenfundus der RAI erinnerte und von zwei der schlechtesten Moderatoren überhaupt moderiert wurde, nämlich den einstigen Song Contest-Siegerin Gigliola Cinquetti und Toto Cutugno. In der Line Up befand sich die griechische Sängerin Sophia Vossou, die 1984 beim Song Festival in Thessaloniki als Siegerin hervorging und später eine erfolgreiche Karriere startete. Sie trug den Titel "I anixi" ("Frühling") vor, dessen Mittelteil von einem Saxophonsolo bestimmt wurde, das komplett out of tune war.

Rekorddirigent beim ESC:
Noel Kelehan
Nachdem im Jahr 1998 der mazedonische Beitrag als letzter über die Bühne ging, entfiel das Orchester ersatzlos. Die Europäische Rundfunkunion verzichtete aus Kostengründen und aufgrund der Tatsache, das viele moderne Töne gar nicht mehr durch ein Live-Orchester erzeugt werden könnten, auf den Orchestergraben, der fünf Dekaden zum Wettbewerb gehörte. Dirigenten, die über Jahre hinweg für die Delegationen tätig waren, wurden ausrangiert. Rekordverdächtig war hierbei der 2012 verstorbene Ire Noel Kelehan, der insgesamt fünf Siegerbeiträge zwischen 1966 und 1998 dirigierte und u.a. auch Edyta Górniaks "To nie ja" anführte.

Schlugen sich die Zähne aus:
Stefan Raab und Anke Engelke
Unter den Dirigenten verbargen sich einige bekannte Namen, darunter auch Rolf Zuckowski, der in Deutschland durch seine Kinderlieder und sein karitatives Engagement besticht. Er hob den Taktstock für Peter, Sue und Marc. Der letzte deutsche Dirigent war Stefan Raab, der unter seinem Produzentenalias Alf Iegel dafür sorgte, dass das Orchester während der Aufführung von "Guildo hat euch lieb" keinen Quatsch macht. Stefan Raab war bei all seinen Song Contest-Auftritten mit einem Instrument zu sehen. 2000 spielte er die Glitzergitarre, 2004 begleitete er Max Mutzke gemeinsam mit den Heavytones und 2011 setzte er sich während des Eröffnungsacts ans Schlagzeug und stimmte mit Anke Engelke auf der Gitarre ein Medley bekannter Song Contest-Beiträge an.

Viele Interpreten beim Eurovision Song Contest begleiteten sich selbst mit ihren Instrumenten auf der Bühne, die heute lediglich noch zur Zierde mitgebracht werden und stummgeschaltet sind, da sämtliche Töne als Halbplayback eingespielt werden. Es bleibt zu hoffen, dass während der Liveübertragung niemals das Band hängenbleibt, wie es einst dem 90er Jahre-Hitwunder Milli Vanilli zum Verhängnis wurde. Thomas Anders hatte beim deutschen Vorentscheid 2006 eben jenes Problem, als er dreimal ansetzen musste um seinen Song "Songs that live forever" singen zu können. Souverän nahm er die Tonpanne mit Humor und entgegnete dem offenbar ratlosen Techniker, dass er notfalls auch a capella singen könne.

Im Halbfinale war Schluss:
Witloof Bay für Belgien
A capella, also Gesang ohne musikalische Unterlegung, hat beim Eurovision Song Contest allerdings einen schweren Stand. Zweimal versuchten sich Vocal Groups mit Liedern, die nur von ihren Stimmen getragen wurden. Die lettische Band Cosmos vergurkte ihren Titel "I hear your heart", indem man einen Roboter zusammenbaute, der am Ende mit dem Sänger Reinis Sējāns den Moonwalk vollzog, 2011 schaffte es die belgische Formation Witloof Bay mit ihrem Beatboxer RoxorLoops nicht ins Finale. Seither gab es keine weiteren A capella-Auftritte beim Song Contest, mit der Gruppe BaSix im dänischen Melodi Grand Prix 2001 jedoch eine gut produzierte Nummer namens "I Australien". Diese wurde aber nur Zweite hinter Rollo & King, die ihr Land im Parken Stadium in Kopenhagen vertreten durften.

Fast vergessen: Lynn Chircop
(Malta 2003)
Wie bereits erwähnt brachten viele Interpreten ihre Instrumente mit auf die Bühne. Besonders beliebt sind hierbei visuelle Unterstreichungen per Klavier und Flügel. 1996 setzte man den blinden Österreicher George Nussbaumer an den Flügel, der im vorarlbergischen Dialekt "Weil’s dr guat got" intonierte und damit auf einen sehr guten zehnten Platz kam. Noch erfolgreicher lief es für den Norweger Jostein Hasselgård, der sich 2003 in Riga zu "I'm not afraid to move on" auf dem Klavier begleitete und Vierter wurde. Im gleichen Jahr saß auch die maltesische Sängerin Lynn Chircop zunächst am Flügel. Das britische Duo Lynsey de Paul & Mike Moran erreichte am Doppelklavier 1977 sogar den zweiten Rang. Als Requisit missbraucht wurde das Klavier allerdings 2006, als Dima Bilan bei seinem ersten Versuch für Russland eine weiß geschminkte Ballerina aus dem Klavier zauberte.

Off Broadway: Andrew Lloyd
Webber und Jade Ewen
In zwei Fällen lenkten prominente Pianisten auch vom eigentlichen Interpreten ab. 2009, als Großbritannien schon einige Niederlagen erlitten hatte und u.a. 2008 mit dem singenden Müllmann Andy Abraham Letzter wurde, engagierte man den erfolgreichen Broadway-Produzenten Andrew Lloyd Webber, der mit "Jesus Christ Superstar", "Evita", "Cats", "Starlight Express", dem "Phantom der Oper" oder "Sunset Boulevard" eine lange Liste an Erfolgsmusicals auf die Bühne gebracht hat. Die BBC verpflichtete Webber einen Song für Moskau zu schreiben und ließ es sich nicht nehmen, seinen Schützling Jade Ewen am Klavier auf der Bühne zu begleiten. Mit Erfolg: Großbritannien landete mit dem wundervollen "My time" auf dem fünften Rang.

1982 - Nicole
Nicht ganz so erfolgreich war der einzige Finalauftritt San Marinos von Valentina Monetta im Jahr 2014. Ralph Siegel setzte ein drittes Mal auf das Talent der Sängerin und setzte sich schon, wie einst bei Nicole in Harrogate zu "Ein bißchen Frieden" ans Klavier, wenngleich er in den TV-Einstellungen kaum selbst zu sehen war. Nicole ist ebenfalls ein gutes Beispiel dafür, dass ein Instrument zum Erfolg werden kann. Mit ihrer Klampfe, die sie heute noch in Rückblenden explizit erwähnt, wird sie 1982 dafür gesorgt haben, dass einige Kinder mehr fortan Gitarrenunterricht erhielten. Neben Gitarre und Klavier gehört die Geige zum Must Have-Instrument beim Eurovision Song Contest.

Sieger nach Punkten: Alexander
Rybak 2009 in Moskau
Als Alexander Rybak 2009 in Moskau erdrutschartig mit "Fairytale" den Song Contest nach Norwegen holte, gab es als Folge viele Auftritte, im Vorentscheid wie auch im Finale der Eurovision, bei dem eine Geige nicht unwesentlich beteiligt war. Das SunStroke Project, hatte einen Teufelsgeiger dabei, ebenso wie den Epic Sax Guy, einer der am meisten gefeierten Eurovisionsteilnehmer in den Online-Medien. Das Saxophon machte ihn so prominent, dass Timur Miroshnichenko in der Werbepause noch einmal auf sein über zehn Millionen Mal geklicktes Dauerloop-Video von seinem Auftritt in Oslo verwies. Fast komplett aus Violinengezupfe bestand 2009 übrigens auch der Titel "Love symphony" aus Slowenien. Quartissimo schieden jedoch im Semifinale aus.

Fiedelte sich zum Sieg,
Fionnuala Sherry
Norwegen gewann auch 1995 in Dublin den Eurovision Song Contest mit einem markanten Violinen-Alleingang. Der Text von "Nocturne" der Gruppe Secret Garden enthielt gerade einmal 25 Worte ("La dagen få sin hvile nå, og natten vil våke for den, nocturne. Selv mørket må en gang forgå, så natten kan føde en dag"). Für den Rest des Beitrags ließ man die Sängerin Gunnhild Tvinnereim im Halbdunkel stehen und konzentrierte sich auf das Solo von Fionnuala Sherry, die zwei von drei Minuten mit ihrer Geige ausfüllte. Da sphärische Klänge damals sehr angesagt waren, wie das irische Harfengezupfe 1996 von Eimear Quinn, konnte Norwegen auch hier mit verhältnismäßig großem Abstand gewinnen.

Antique wurden 2001 in
Kopenhagen Dritte
Immer wieder gab es auch Folklore-Instrumente auf der Song Contest-Bühne, die dem jeweiligen Lied einen landestypischen Touch verliehen. So präsentierte sich Griechenland entgegen dem Common Sense statt mit Stangenpop mit folkloristischem Einschlag. Das Duo Antique stand 2001 auf der Bühne von Kopenhagen. Helena Paparizou schmetterte "Die for you" auf Griechisch und Englisch hin, während ihr Partner Nikos Panagiotidis auf der Bouzouki spielte, DEM Instrument, das man schon bei Nana Mouskouri und Vicky Leandros mit griechischer Musik assoziierte. Die Gruppe Argo, die Jahre später erstmals für Griechenland im Halbfinale rausflog, legte mit der Lyra sogar noch einen drauf.

Kubanischer Jodelpop aus
Österreich: "Y así"
Was für türkische Barden die Saz ist, ist für armenische Musiker die Duduk, eine kleine Flöte aus Aprikosenholz, die man u.a. bei "Apricot stone" von Eva Rivas zu hören bekam. Die Duduk ist das Nationalinstrument Armeniens und gehört inzwischen auch zum immateriellen Welterbe der UNESCO. Für die österreichische Band Global.Kryner oder die slowenische Slavko Avsenik-Gedächtnisband Anzambel Žlindra & Kalamari waren Posaune und Akkordeon Pflicht um die Oberkrainer Folklore zu vermitteln. Sowohl die kubanisch angehauchte Austronummer als auch der schrägte Volksmusikbeitrag aus Slowenien schieden in ihren Jahrgängen jeweils im Semifinale aus.

Top Ten für Ungarn in diesem
Jahr: Joci Pápai und "Origo"
Ebenfalls sehr beliebt sind Trommeln in jeglicher Form und Größe. Joci Pápai hatte etwas zum Draufklopfen dabei, um sein ziganes "Origo" zu untermalen, ebenso wie Konstantinos mit seinem zypriotischen "Ela ela" 2005 oder Belgiens Discoqueen Xandee, die Congas im Hintergrund schlagen ließ. Wesentlich seltener gibt es Flöten zu sehen. Abgesehen von der Duduk gab es auch schon Panflöten (im Intro von Taxi, Rumänien 2000) oder Querflöten (Tinkara, Slowenien 2014) zu sehen. Sehr traditionell war auch der Interval-Act 2012 in Baku, als eine Folkband einen Summstein mitbrachte und auf dem Felsen musizierte. Die spannendsten Musikinstrumente lieferten uns aber definitiv die Schweizer Peter, Sue und Marc, womit sich der Kreis wieder schließt. 1979 in Jerusalem wurde u.a. auf der Mundharmonika, mit Hilfe einer Gartenschere, einer Gießkanne oder einer Auswahl von Töpfen und Pfannen musiziert.

Wenn die Kasse leer ist hilft
nur Schaumstoff
Wenn das Budget allerdings keine brennenden Pianos wie bei Paula Seling & Ovi oder den Makemakes hergibt und auch die fluoreszierenden Turntables, wie bei Deep Zone feat. DJ Balthazar aus Bulgarien, die Kosten sprengen, so gibt es immer noch die Option auf großen Attrappen aus Schaumstoff zu spielen, wie uns die litauische Band InCulto 2010 in Oslo zeigte, als sie im "Easter European Funk" über das Klischeebild der westlichen Gesellschaft über osteuropäische Haushaltskräfte sangen. Was die Eurovision noch braucht wäre ein Luftgitarrist. Die besten ihrer Art tummeln sich alljährlich im finnischen Oulu bei der Luftgitarren-WM. 



Poll: Für die nächste Abstimmung stehen die fünf Themen "Lost and found", "And finally...", "X-Files", "Shakespeare" und "Mi corazon" zur Auswahl. Zum Voting geht es hier.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Russland: Julia Samoylova wartet noch auf Bestätigung



Russland - Es war wohl doch nicht mehr als ein Schnellschuss zu einem Zeitpunkt, als sich der russisch-ukrainische Song Contest-Konflikt gerade auf seinem Höhepunkt befand. Offenbar ist die Verpflichtung von Julia Samoylova für den Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon doch noch nicht so fest zementiert, wie es im April noch den Anschein hatte.

Wie Julia in einem Interview gegenüber life.ru erklärte, habe sie bis heute keine offizielle Bestätigung vom russischen Fernsehen erhalten, das Land beim 63. Eurovision Song Contest zu vertreten. "Julia war noch nie in Portugal, natürlich würde sie dort gerne hinfahren um aufzutreten. Der Eurovision Song Contest ist ihr Lebenstraum.", sagte ein Sprecher gegenüber der Website.

Derzeit widmet sich Julia Samoylova ihrer Karriere und gab an, noch nicht an einem Song für den Eurovision Song Contest 2018 zu arbeiten. Ursprünglich sollte die Sängerin Russland in Kiew mit dem Titel "Flame is burning" vertreten. Nachdem die ukrainischen Behörden sie jedoch aufgrund eines Auftritts auf der annektierten Krim nicht einreisen lassen wollten, zog sich Russland vom Song Contest zurück. Konsequenzen gab es allerdings nur für das ukrainische Fernsehen, Russland blieb straffrei.

Julia Samoylova - Flame is burning

Dienstag, 25. Juli 2017

Portugal: Festival da Canção in Guimarães



Portugal - Und nicht nur die Termine für den Eurovision Song Contest 2018 stehen fest, auch die Pläne des portugiesischen Fernsehen RTP für den nationalen Vorentscheid, das Festival da Canção, nehmen konkrete Züge an. Demnach soll der Vorentscheid am 4. März in der Mehrzweckhalle Multiusos de Guimarães sein Ende finden. 

Guimarães
Wie die lokale Nachrichtenseite Guimarães Digital berichtet, soll der Vorentscheid in mehreren Städten stattfinden, statt 16 Beiträgen wie in diesem Jahr soll das Festival auf 20 Songs ausgestockt werden. Geplant sind zwei Semifinals mit jeweils zehn Liedern und einem ebenso großen Finale, sowohl Jury- als auch Televoting soll zum Einsatz kommen um den Sieger und Vertreter Portugals beim Song Contest im eigenen Land zu finden. 

Erstmals seit 2001 findet das Finale des Festival da Canção somit nicht in der Hauptstadt Lissabon statt. Im gleichen Jahr eröffnete auch die Mehrzweckhalle in Guimarães, die sich vergeblich um die Ausrichtung des Eurovision Song Contests 2018 bewarb. Dieser findet, wie vor gut zwei Stunden bekannt gegeben, am 8., 10. und 12. Mai in der MEO Arena in Lissabon statt.

Breaking News: Song Contest 2018 findet in Lissabon statt!



Portugal - Nun ist es endlich amtlich: Der Eurovision Song Contest 2018 wird am 8., 10. und 12. Mai kommenden Jahres in der MEO Arena in Lissabon stattfinden. Die Europäische Rundfunkunion und der gastgebende Sender RTP erklärten heute die portugiesische Hauptstadt im Rahmen einer speziell angesetzten Pressekonferenz zum Ausrichtungsort des größten Musikwettbewerbs der Welt.

Die MEO Arena in Lissabon mit einer Kapazität von rund 20.000 Zuschauern war bereits im Vorfeld der heißeste Anwärter und auch von der Europäischen Rundfunkunion vorgeschlagen worden. Bei RTP blicke voller Begeisterung in die Zukunft und freue sich den Eurovision Song Contest 2018 ausrichten zu dürfen. Mit dem Stadtrat von Lissabon und Lisbon Tourism habe man bereits finanzkräftige Unterstützer gefunden.

Das veranschlagte Budget für den Wettbewerb soll im Dezember feststehen, so der Senderchef von RTP. Fernando Medina, Präsident des Stadtrates erklärte, dass Portugal eine Verantwortung erworben habe und man sich diese Chance nicht entgehen lassen werde. Ein Teil der Gesamtkosten werden offenbar durch die Citytax abgeführt, die bei Übernachtungen in Hotels und Appartements in der Stadt anfällt. Nähere Einzelheiten werden in Kürze folgen.

Montag, 24. Juli 2017

Eurovision 2018: RTP hält morgen Pressekonferenz ab



Portugal - Morgen Abend gibt es endlich Gewissheit, wann die Eurovisionsfans im kommenden Jahr Urlaub nehmen müssen, um die 14 Tage in der Eurovisionsbubble vor Ort miterleben zu können. Im Rahmen einer Pressekonferenz wird die EBU morgen gemeinsam mit dem ausrichtenden portugiesischen Sender RTP die Gastgeberstadt und die Termine des 63. Eurovision Song Contests bekannt geben.

Dies meldet die lokale Nachrichtenseite ESCPortugal.pt. Die Pressekonferenz ist demnach gegen 18:30 Uhr (MESZ, 17:30 Uhr Ortszeit) angesetzt. Um die Gunst Ausrichter des Wettbewerbs zu werden buhlen neben der MEO Arena in der Hauptstadt Lissabon auch die Stadt Braga mit dem Parque de Exposições, die über beide Ohren verschuldete Stadt Gondomar sowie die Kleinstadt Santa Maria da Feira.

Der aussichtsreichste Bewerber dürfte in diesem Fall Lissabon sein, da die entsprechende Halle mit 20.000 Plätzen von der EBU selbst ins Spiel gebracht wurde und die Stadt die Auflagen bezüglich Hotelkapazitäten und Infrastruktur erfüllt. Wir dürfen also gespannt sein, wann und wo der Eurovision Song Contest im kommenden Jahr stattfinden wird, morgen Abend um diese Zeit sind wir bereits schlauer.

Sonntag, 23. Juli 2017

Lettland: Slowenien gewinnt ersten Choir Of The Year!



Lettland - In Riga ging vor einer guten Stunde die erste Ausgabe von Eurovision - Choir Of The Year zu Ende. In der Show, die von Grammy-Gewinner und Dirigent Eric Whitacre und LTV-Moderatorin Eva Johnasone moderiert wurde, traten neun Chöre mit einer jeweils sechsminütigen Gesangseinlage auf. Als Sieger ging Slowenien aus dem ersten Wettbewerb hervor.

Das Ergebnis der professionellen Jury:
01. -  Slowenien - Carmen Manet
02. -  Wales - Côr Merched Sir Gâr
03. -  Lettland - Spīgo
XX. -  Estland - Estonian TV Girls' Choir
XX. -  Dänemark - Academic Choir of Aarhus
XX. -  Belgien - Les Pastoureaux
XX. -  Deutschland - Jazzchor Freiburg
XX. -  Ungarn - Bela Bartok Male Choir
XX. -  Österreich - Hardchor Linz

Die übrigen Platzierungen wurden nicht im Einzelnen bekannt gegeben. Wie bereits im Vorfeld der Show bekannt gegeben wurde, findet der Wettbewerb im Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Der Wettbewerb 2019 soll im schwedischen Göteborg stattfinden. Wer die Sendung auf arte verpasst hat, kann diese on demand bei der Eurovision sowie in der kommenden Woche im WDR noch einmal ansehen.

Samstag, 22. Juli 2017

Black Cocktail: Making a hit



Europa - Es ist wieder einmal Wochenende und während heute Abend in Riga neun Chöre zusammentreffen um untereinander auszumachen, welcher von ihnen der beste ist, widmen wir uns ebenfalls einem Thema rund um den Eurovision Song Contest, bei dem es um Erfolg geht. In "Making a hit" fragen wir uns, wie Lieder für den Eurovision Song Contest überhaupt entstehen, was es ausmacht, dass sie beim Wettbewerb einen Erfolg verbuchen können und wie groß die Chancen sind, im Nachhinein auch kommerziell erfolgreich zu werden.


Das Leitthema des Cocktails in dieser Woche leitet sich vom norwegischen Beitrag diesen Jahres ab. Jowst alias Joakim With Steen arbeitete als Tontechniker bis er später in ein Osloer Aufnahmestudio wechselte und ihm die Idee kam, via Facebook eine Gruppe zu gründen, in der er seine Familie und Freunde darum bat, Verbesserungsvorschläge für sein Projekt "Making a hit" zu hinterlassen. Gemeinsam wurde über Monate hinweg an einem Lied gefeilt, neu arrangiert, Passagen gestrichen, Beats verändert und am Ende gab es den fertigen Song "Grab the moment".

Jowst u. Aleksander Walmann
Im Nachhinein wurde mit Aleksander Walmann über eine Audition ein passender Sänger für den Song gesucht. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und sendeten ihren Beitrag beim Melodi Grand Prix, dem norwegischen Vorentscheid ein. Der Rest ist bekannt, in Kiew reichte es für einen Top Ten-Platz und das, obwohl der Song aus Norwegen, wenngleich er meine #1 in diesem Jahrgang ist, als Underdog mit relativ niedrigen Chancen gehandelt wurde. Anders als noch vor ein paar Jahren reicht es nicht aus, allein vom Publikum geliebt zu werden, auch die Jury, die laut EBU-Regeln gewissenhaft nach musikalischen Kritikpunkten werten soll, muss überzeugt werden.

Jowst und Aleksander Walmann erreichten 129 Punkte im Juryvoting, bei den Zuschauern nur 29. Das Gegenbeispiel lieferte Rumänien. Der Jodelbeitrag von Ilinca feat. Alex Florea holte nur 58 Punkte bei den Jurys, hingegen 224 Zähler beim Televoting. Allerdings konnte sich der farbenfrohe Comeback-Song Rumäniens sich im Anschluss kommerziell in Europa nicht lange behaupten. Wie man bereits während der Proben in Vorbereitungen auf Kiew feststellte, funktioniert der Song innerhalb der Eurovision-Bubble, nicht jedoch im Radio oder bei öffentlichen Präsentationen außerhalb dieses Rahmen. 

Da mussten die Bühnenhelfer
viel schleppen: Luminita
Viele Nationen entscheiden, häufig intuitiv im nationalen Vorentscheid nicht für ihren eigenen Favoriten, sondern orientieren sich an den Erfolgsrezepten der Vorjahre. In einem Jahr waren Trommeln und Folklore angesagt, etwa 2005 als Helena Paparizou mit Sirtaki und Hosenträger-Geigen den ersten Sieg für Griechenland klar machte oder die Percussion-Band Sistem gemeinsam mit Luminița Anghel Ölfässer und eine Flex als Utensilien verwendete um ihren Song "Let me try" visuell epischer zu machen. Auch Moldawien setzte in diesem Jahr mit einer trommelnden Großmutter auf diese Karte. 

Zur damaligen Zeit gab es jedoch keine Jury, in der Periode zwischen 1998 und 2009 entschieden ausschließlich die Zuschauer über das Wohl der Interpreten. Rechnet man den Nachbarschaftsbonus heraus (2004 waren z.B. alle Balkannationen von Ivan Mikulić für Kroatien bis Anjeza Shahini für Albanien qualifiziert), entstand so ein Stimmungsbild, was in Europa erfolgreich sein könnte. 2006 schafften es Lordi als Eyecatcher, die Dauerpleiten Finnlands zu kompensieren. 2007 wurde die ukrainische Discokugel Verka Serduchka Zweite hinter der eindrucksvollen und landessprachlichen Ballade von Maria Šerifović.

Wäre in der Probe fast am
Kunstschnee erstickt: Loreen
Natürlich versuchen sich Komponisten, die einmal Song Contest-Luft geschnuppert haben, ihrem Stil treu zu bleiben und an alte Erfolge anzuknüpfen. Besonders schwedische Komponisten wie z.B. Thomas G:son sind besessen vom Song Contest-Erfolg, was 2001 mit "Listen to your heartbeat" für die Formation Friends erfolgreich begann und sich mit Carolas "Invincible" in Athen fortführte, wurde 2012 mit dem Sieg von Loreen belohnt. "Euphoria" entwickelte sich als einer der wenigen Songs in den letzten Jahren auch zu einem kommerziellen Erfolg, der sogar heute, fünf Jahre später noch hin und wieder im Radio zu hören ist. Gleiches gilt für Frans und "If I were sorry", das auch heute noch im Radio auftaucht.

Gänsehaut pur: Pastora Soler
singt "Quédate conmigo"
Schwedische Komponisten gelten als Hitproduzenten, sind weltweit gefragt, internationale Künstler holen sich Hilfe aus Skandinavien und fahren damit sehr gut. So kaufen sich auch andere Nationen im skandinavischen Ausland ein. Thomas G:son drückte 2012 nicht nur für Schweden sondern auch für Spanien die Daumen. Er stand gemeinsam mit Tony Sánchez-Ohlsson und Erik Bernholm hinter dem Titel "Quédate conmigo" von Pastora Soler, bis heute meinem absoluten Favoriten beim Eurovision Song Contest. Bereits einige Jahre zuvor fuhr er mit "I love you mi vida" zum Song Contest. Damals wählte das spanische Fernsehen TVE in einem sehr komplizierten Verfahren Song und die Interpreten D'Nash getrennt voneinander.

Dieter Bohlen und die beiden
Mäuschen von Indiggo
Heute arbeitet G:son vorzugsweise für Zypern und Georgien und verbirgt sich hinter den Beiträgen von Nina Sublatti, Nika Kocharov, Minus One oder zuletzt Hovig. Namen großer Komponisten müssen aber nicht zwangsläufig zum Erfolg führen. 2007 komponierte G:son so u.a. den Titel "Lovestruck" für das rumänische Girlie-Duo Indiggo. Der Beitrag wurde jedoch später vom rumänischen Vorentscheid ausgeschlossen, da die beiden Damen es versäumten zur Probe zu erscheinen. Beide waren schon im Vorjahr an der Selectia Nationala beteiligt, damals komponierte Dieter Bohlen den Song "Be my girlfriend", ein Lied im Stil der 90er Jahre, das einem polyphonen Klingelton für das Nokia 3310 ähnelte. 

"We have a dream" - Die Erste
Tony Wegas 1992 für Österreich
Apropos Dieter Bohlen, der Meister des Musik-Recyclings erhielt 1992 vom österreichischen Fernsehen den Auftrag ein Lied für Tony Wegas zu schreiben. So entstand auf Befehl des ORF der Titel "Zusammen geh'n", beim Eurovision Song Contest wurde er Zehnter. Tony Wegas alias Anton Hans Sarközi geriet nach seinem zweiten Engagement des ORF 1993 langsam in Vergessenheit. Später handelte er sich durch Alkohol und Handtaschendiebstahl größere Probleme ein. Diese Karriere war beendet, Bohlen nutzte das Playback von "Zusammen geh'n" allerdings Jahre später als Grundlage für den Nummer Eins-Hit "We have a dream" für die erste Staffel von "Deutschland sucht den Superstar", in der u.a. Alexander Klaws, Juliette Schoppmann, Gracia Baur und Daniel Küblböck für Rekordquoten sorgten.

"Just get out of my life" klang
sehr verdächtig nach Siegel
Heute gibt es dafür den vielbeschworenen Begriff "Plagiat", der mindestens einmal pro laufender Eurovisionssaison irgendwo in Europa auftaucht und am Ende doch wieder relativiert wird. Selbst Levinas "Perfect life" soll zumindest im Intro stark an Sias "Titanium" erinnern. Da Bohlen sich jedoch lediglich selbst kopierte und auf alte Muster aus Modern Talking-Zeiten zurückgreift, kann man in diesem Fall schlecht von einem Plagiat sprechen. Ein Ausschnitt einer früheren Ausgabe von TV total mit Stefan Raab zeigt jedoch beeindruckend, dass sich Komponisten über die Jahre hinweg auf ihrer musikalischen Linie halten. Ralph Siegel ist ein ähnliches Phänomen. Als 2009 der Titel "Just get out of my life" von Andrea Demirović veröffentlicht wurde, war nach den ersten fünf Tönen klar, dass hinter dem Alias Peter Match die graue Eminenz aus München steckt.

Today, tonight, tomorrow - Keine Neuerfindung

Die Muse von Thomas G:son
Lisa del Bo 1996 in Oslo
Die Handschrift von Ralph Siegel ist immer wieder deutlich aus seinen Beiträgen herauszuhören, ob nun in den Songs für Valentina Monetta, der Formation six4one für die Schweiz oder den vielen Vorentscheidungsliedern, etwa "Innocent heart" von Ruth Portelli auf Malta. Das es sich aber nicht lohnt, alte Erfolgsrezepte aufzugreifen, zeigen andere Lieder in der Eurovisionsgeschichte, die stark an bereits dagewesene Performances erinnern. Der fünfte Platz der Friends in Stockholm mit "Listen to your heartbeat" ist dabei eine Ausnahme, erinnerte der Refrain doch stark an den belgischen Song "Liefde is een kaartspel" von Lisa del Bo, die damit 1996 in Oslo baden ging.

"You're a star"-Sieger 2003:
Mickey Harte für Irland
Selbst das (noch) erfolgreichste Song Contest-Land aller Zeiten, Irland, kann sich nicht davon freisprechen. 2003 initiierte der irische Sender RTÉ als Reaktion auf die schlechten Ergebnisse der Vorjahre eine neue Talentshow mit dem Titel "You're a star". In einem offenen Casting wurden neue Talente gescoutet, am Ende standen sich Mickey Harte und Simon Casey im Finale gegenüber. Es gewann der Song "We've got the world" von Mickey Harte, der mit seiner grünen Glitzergitarre nach Riga fahren durfte. Die Komponisten Martin Brannigan und Keith Malloy orientierten sich aber hörbar an "Fly on the wings of love" der Olsen Brothers, die drei Jahre zuvor überraschend für Dänemark siegten. Während diese damals noch einen kommerziellen Erfolg erzielten und u.a. auf Best Of-CDs des Jahres 2000 auftauchten, geriet Mickey Harte schnell in Vergessenheit.

Mickey spielte nach dem Song Contest in der RTÉ Reality-Show "Celebrities go wild" mit und arbeitet weiterhin im Musikgeschäft, vergangenes Jahr eröffnete er die 12. Musikmeile in Bedburg, einer Kleinstadt im Rhein-Erft-Kreis als Support-Act von Milow. Der nationale Vorentscheid, durch den er ausgewählt wurde, sollte auch in den Folgejahren dazu dienen, die irischen Interpreten auszuwählen, Chris Doran wurde in Istanbul allerdings nur 22. von 24 Finalisten, Donna & Joe McCaul schafften es gar nicht erst ins Finale. Danach wurde "You're a star" wieder eingestellt. Auf der Suche nach erfolgreichen Song Contest-Startern initiierten einige Rundfunkanstalten eigene Castingformate.

OT-Finalisten: David Bisbal,
Rosa u. David Bustamante
Mutter aller Castingvorrunden für den Eurovision Song Contest ist das spanische Fernsehen TVE. 2002 schickte Spanien mit Rosa eine Interpretin, die wochenlang durch die Höhen und Tiefen der "Operacíon Triunfo" ging, einer Sendung bei der ganz Spanien am Fernseher klebte, ähnlich wie es zur gleichen Zeit hierzulande bei DSDS der Fall war. Das israelische Fernsehen verzichtet seit einigen Jahren auf seinen traditionellen Kdam um mit Hilfe der Castingshow "Hakochav haba" nach Eurovisionsteilnehmern zu fahnden und dies mit Erfolg. Der "Golden boy" von Nadav Guedj, als auch Hovi Star und Imri Ziv schafften es ins Eurovisionsfinale.

Durfte ihre eigenen Lieder
singen: Sharyhan Osman
Man kann einen Erfolg beim Eurovision Song Contest trotzdem nie gezielt planen. Auch Deutschland hatte 2010 Glück in der Auswahl. Stefan Raab schuf mit "Unser Star für Oslo" einen Vorentscheid, der sich nicht an prominenten Namen in der Line Up orientierte, sondern legte den Fokus auf einen unverbrauchten Charakter, der das Publikum fesselte. Und so schieden nach und nach Nachwuchstalente aus, angefangen von Meri Voskanian, die zuvor bereits bei DSDS und beim armenischen Vorentscheid dabei war und auch Sharyhan Osman, ebenfalls ein DSDS-Gesicht, das jedoch kein Best Of der ausgeleierten RTL-Songs darbieten musste, sondern frei entscheiden durfte, was sie singt. Dabei präsentierte sie u.a. eine eigene Komposition namens "Feel the Nile", in der sie ihre ägyptische Herkunft erörterte.

Sharyhan wurde damals Fünfte und ist heute noch musikalisch aktiv, wenn auch nicht auf der ganz großen Bühne. Auch der Siebte von USFO, Cyril Krueger, der damals mit "Hotel California" überzeugte oder der Drittplatzierte Christian Durstewitz sind heute noch mit ihrer Musik in Deutschland unterwegs. Lena Meyer-Landrut schaffte es, mit ihrer eigenen Art Europa in ihren Bann zu ziehen, "Satellite" war da fast nur noch das Mittel zum Zweck. Lena ist bis heute im Geschäft, in den Anfangsjahren nutzte man für ihre Karriere das Potenzial, das die raab'schen Events, etwa "Schlag den Raab" oder "TV total" mit sich brachten, heute steht sie auf einen Beinen, ist Jurorin bei "The Voice Kids" und tritt regelmäßig im Fernsehen auf, als Werbegesicht oder in Musikshows.

Räumte beim ESC ab:
Selma (Island 1999)
Andere Interpreten, die im Vorfeld als Favoriten galten, schmierten jedoch ab, obwohl ihre Songs dem Zeitgeist entsprachen. "Thane erotas" von Marlain 1999, "1 Life" von Xandee 2004 für Belgien oder auch "Glorious" von Cascada waren modern, catchy und konnten sich trotzdem in der internationalen Konkurrenz nicht behaupten. Stattdessen standen in den jeweiligen Jahrgängen andere moderne Sounds wie "All out of luck" von Selma, "For real" von Athena oder "Kedvesem" von ByeAlex vor ihnen. Wer beim Eurovision Song Contest Erfolg haben möchte, muss sich inzwischen neu erfinden. Bulgarien hat dies in den letzten Jahren geschafft, der portugiesische Sänger Salvador Sobral hob sich ebenfalls von der Masse ab und berührte Jurys wie Zuschauer gleichermaßen.

Unerfolgreiche Retorten-
Band: six4one
Es bringt nicht mehr viel, möglichst viele Nationen in drei Minuten unter einen Hut zu bringen, wie es Ralph Siegel 2006 versuchte, als er für die Schweiz neben der Sängerin Claudia d'Addio auch noch Andreas Lundstedt von Alcazar, Tinka Milinović aus Bosnien, Keith Camilleri aus Malta, Marco Matias aus Deutschland und Liel aus Israel einkaufte, Trickkleider und Pyroeffekte über eine Performance hinwegtrösten zu lassen, auch der Charakter und die Persönlichkeit des Interpreten stehen inzwischen im Fokus. Die Juroren mögen einen kleinen Teil dazu beitragen, dass nicht immer nur Mainstream vorne liegt, inzwischen haben aber auch die Zuschauer genug von Stangenware und wählen Qualität, unabhängig von der Herkunft.

So sind auch die alten Bande im ehemaligen Jugoslawien gefallen, Kaliopi konnte sich vergangenes Jahr mit ihrem "Dona" nicht für das Finale qualifizieren, Kroatien setzte aufgrund der Misserfolge sogar zwei Jahre lang aus und auch Serbien landet mit seinen starken Ladies nicht mehr ganz vorne. Der Eurovision Song Contest ist auf einem guten Weg und man kann davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren noch viele Ohrwürmer für den Wettbewerb produziert werden, ob sie nun im Nachhinein kommerziell erfolgreich sind oder nicht, primär geht es um die drei Minuten auf der Song Contest-Bühne, alles was danach für oder mit dem Interpreten passiert ist Bonus.



Poll: Die Abstimmung geht von vorne los, für den Cocktail in der kommenden Woche stehen heute die Themen "Mi corazon", "Fiddler on the roof", "Mosaik", "Blizzard & Inferno" und "Shakespeare" zur Auswahl. Zur Abstimmung geht es hier.