
Aufgehoben wurde unter anderem die Regel, dass maximal Duette erlaubt waren. Nach der Lockerung der Bestimmungen durften fortan auch Gruppen bis zu sechs Personen auf die Bühne. Bis heute hat sich diese Regel behaupten können. Zudem wurden die Juroren aus ihren Hinterzimmern geholt und Teil der Sendung. Jedes Land entsendete jeweils einen Juroren der Generation U25 und einen Ü25-Juroren, die unmittelbar nach der Darbietung ihre Stimmen abgaben, mindestens einen Punkt, maximal fünf. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es zu jener Zeit keine Nil-Pointer mehr gab.

Eröffnet wurde der Wettbewerb 1971 durch Marianne Mendt aus Österreich, die im feinsten Wienerisch über "Musik" sang. Ihr kurz zuvor veröffentlichtes Lied "Wie a Glock'n" gilt als Startschuss für den Austropop. Der ORF ließ es sich nicht nehmen, die als Marianne Krupicka geborene Sängerin intern zu nominieren. Die Juroren in Dublin konnte sie jedoch nicht überzeugen, sodass für Österreich, einem der härtesten Kritiker am Niveauverfall beim Song Contest, nur der drittletzte Platz übrig blieb.
Mit dem letzten Platz des Abends wurde Malta im Wettbewerb willkommen geheißen. "Marija l-Maltija" war der erste Song in einer semitischen Sprache beim Eurovision Song Contest. Gesungen wurde er von Joe Grech, der seine Karriere als Trompetenspieler beim Zejtun Band Club begann. In seinem derb klingenden Lied sang er darüber, dass er gar nicht auf die Feierabendsirene warten könne, um zu seiner geliebten Maria zurückzukehren, auf Maltesisch heißt das so viel wie "M'hemmx li jdur l-iżveljarin", was vielleicht für die damaligen Juroren viel zu befremdlich klang.

Nachdem die BR Deutschland im Vorjahr erstmals unter die ersten Drei kam, zögerten die Verantwortlichen der ARD nicht lange und bestimmten Katja Ebstein auch 1971 zu ihrer Vertreterin. Der Hessische Rundfunk lud sechs Autoren ein, Lieder für Katja zu schreiben und veranstaltete im Februar "Ein Lied für Dublin". Neben den fünf Unterhaltungschefs der ARD bestimmten fünf Musiklaien, darunter Medizinstudenten und eine Germanistin, den deutschen Beitrag "Diese Welt", den ersten grünen Song im Wettbewerb.
Die Umwelthymne mit düsterer Prognose für die Zukunft "Rauch aus tausend Schloten senkt sich über Stadt und Land, wo noch gestern Kinder warn, bedeckt heut Öl den Strand", avancierte zu einem Erfolg und konnte sich ebenso wie "Wunder gibt es immer wieder" im Vorjahr auf dem dritten Rang platzierten. Der Rückstand auf die zweitplatzierte Sängerin Karina aus Spanien betrug allerdings stattliche 16 Punkte. Die Sängerin von "En un mundo nuevo" ("In einer neuen Welt") wurde bezichtigt, Juroren bestochen zu haben, was ihr jedoch nie belegt werden konnte. Bekannt wurde sie u.a. durch die Veröffentlichung ihrer Version von "Poupée de cire, poupée de son".

Wenig besser schnitt Monique Melsen für Luxemburg ab, die über den Verzehr eines Apfels sang. Monique war eine der wenigen nativen Interpreten, die tatsächlich auch aus Luxemburg stammte. 1951 in Ettelbruck geboren, wurde sie ohne Umschweife vom Sender Télé Luxembourg ausgewählt. Der vor ihr startende Franzose Serge Lama aus Bordeaux konnte mit seinem "Un jardin sur la terre" ("Ein Garten auf der Erde") knapp eine Top Ten-Platzierung für Frankreich klar machen.

Besser lief es für die skandinavischen Nachbarn. Finnland platzierte sich auf dem achten Rang und Schweden mit seiner Family Four auf dem sechsten Rang. Zwei Männer und zwei Frauen von denen eine Agneta hieß, gaben einen Vorgeschmack auf das, was Schweden den Song Contest nachhaltig verändern ließ. Teilen mussten sich die Schweden ihren sechsten Platz mit den Niederländern Saskia & Serge, die zu Beginn ihrer Darbietung mit Tonproblemen zu kämpfen hatten. Einen Platz besser stellte sich Massimo Ranieri für Italien, der zwei Jahre später noch einmal zum Wettbewerb zurückkehren sollte.

Alle genannten Teilnehmer waren jedoch nur Akteure in einem Gesangswettbewerb, der sehr deutlich zu Gunsten von Josiane Grizeau alias Séverine ausfiel. Es war der bis heute einzige Sieg des Fürstentum Monacos beim Eurovision Song Contest. Im Vorfeld wurde Séverine instruiert, mit "Un banc, un arbre, une rue" gerne den zweiten Platz zu belegen, aber auf gar keinen Fall zu gewinnen, da es dem monegassischen Fernsehen nicht nur am nötigen Geld für die Ausrichtung, sondern dem Land an einer passenden Halle mangelte.
Séverine sang souverän mit weit ausgebreiteten Armen über die Bank, den Baum und die Straße und deklassierte ihre Konkurrenz mit 128 Punkten. Später gab die Sängerin, die einen Hit landete, der u.a. als "Mach die Augen zu" auch in Deutschland erschien, mehrmals Gast in der ZDF-Hitparade war und sich 1975 und 1982 auch beim deutschen Vorentscheid bewarb, zu Protokoll, dass sie vor der Nominierung nie in Monaco gewesen sei und auch nach ihrem Sieg nie vom monegassischen Fernsehen dahin eingeladen wurde.
Die Sängerin verdiente sich ihr Geld nach dem sinkenden Interesse an ihrer Person u.a. als Gesangslehrerin und wohnte heute im 18. Pariser Arrondissement am Montmartre. Nach ihrem Sieg musste das monegassische Fernsehen der Europäischen Rundfunkunion erklären, dass eine Austragung im Fürstentum aus Platzgründen nicht realisierbar sei, sodass im Folgejahr wieder einmal die britische BBC einspringen musste.
Die Teilnehmer:
01. - 128 -

02. - 116 -

03. - 100 -

04. - 098 -

05. - 091 -

06. - 085 -

06. - 085 -

08. - 084 -

09. - 083 -

10. - 082 -

11. - 079 -

12. - 078 -

13. - 070 -

14. - 068 -

14. - 068 -

16. - 066 -

17. - 065 -

18. - 052 -
