


Eine Besonderheit bei der Einreise gilt für die aussterbende Generation jener, die vor dem 1. Januar 1928 geboren sind, diese müssen zunächst bei der Botschaft vorstellig werden. Dort wird ihnen nach der sogenannten Entnazifizierung, die dem Reisenden bescheinigt, nicht an den Gräueltaten der Nationalsozialisten beteiligt gewesen zu sein, ein Visum ausgestellt. Wer im Rahmen einer Studienreise nach Israel reist, hat aufgrund der fragilen Sicherheitslage im Regelfall ein grundsätzliches Stornorecht bis vier Wochen vor Abreise.
Wer erst einmal drin ist, sollte sich laut Auswärtigem Amt an einige Regelungen halten. Während sich die Einheimischen, insbesondere der großen Städte Tel Aviv, Jerusalem oder Haifa an ständige Polizeipräsenz, Panzerkolonnen und Sirenenalarm gewöhnt bzw. sich damit arrangiert haben, kann dies für den Touristen teilweise befremdlich wirken. Wie der gesunde Menschenverstand schon weiß: das Auswärtige Amt rät dringend von Reisen in den Gaza-Streifen ab und rät bei Reisen durch das Westjordanland zu erhöhter Vorsicht.
B wie Basics - Israel ist seit seiner Gründung am 14. Mai 1948 eine parlamentarische Republik mit 8,3 Millionen Einwohnern. Das Kernland erstreckt sich auf einer Fläche von 22.380km² und ist uns zeitlich eine Stunde voraus. Wer nach Israel telefonieren möchte, muss die internationale Vorwahl 00 972 wählen. Bezahlt wird in Israel mit dem Schekel (₪), ob der Kurse empfiehlt es sich, am Flughafen Ben Gurion nur kleine Beträge zu wechseln. Ein Euro entspricht etwa 4,2 Schekel. Innerorts gilt wie hierzulande ein Tempolimit von 50km/h, außerhalb geschlossener Ortschaften 80km/h und auf Autobahnen 110km/h. Die Promillegrenze liegt bei 0,1, faktisch gilt also Alkoholverbot am Steuer.
Amtssprache ist neben dem Hebräischen auch Arabisch. Funk und Fernsehen senden in beiden Sprachen. Das Alte Testament deutet den Namen "Israel" als "Gottesstreiter". Landschaftlich lässt sich der schmale Streifen im Nahen Osten in die Mittelmeerküste, die zentrale Hügellandschaft, die Wüste Negev und die Senke des Jordans einteilen. Durch exzessive Aufforstung in den 50er Jahren gibt es in Israel inzwischen Nadelwälder, die vor allem aus Aleppo-Kiefern bestehen.
C wie Chanukkah - Channukah sei stellvertretend für eine ganze Reihe jüdischer Festtage genannt. Es wird in Erinnerung an die Wiedereröffnung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. gefeiert. Der jüdische Kalender beginnt mit dem Neujahrsfest Rosch haShana, bei dem es kulinarischer Brauch ist, Speisen in Honig zu tauchen. Anders ist es beim Pessach-Fest, das in Gedenken an die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei gefeiert wird. Während des dortigen Sedermahls werden bittere Kräuter gereicht und die Speisen in Salzwasser getunkt um an die Tränen zu erinnern, die die Israeliten einst vergaßen.
Jüdische Feiertage beginnen nach Sonnenuntergang und richten sich nicht nach dem bei uns gebräuchlichen gregorianischen Kalender sondern nach einem eigenen mondabhängigen Kalender, der Israel in der Zeitrechnung derzeit ins Jahr 5778 befördert. Neben jüdischen Festen haben sich in Israel mehrere Gedenktage etabliert, darunter der Gedenktag für die gefallenen Soldaten, Jom haZikaron. Diese Feiertage sind hin und wieder der Grund, warum Israel von der EBU bestimmten Semifinals zugeteilt wird.

E wie Elektrizität - Für Eurovisionsfans die ihre Ladegeräte, Laptops und sonstigen Stromabnehmer mitbringen empfiehlt sich unter Umständen eine Reiseadapter. Während der in Deutschland übliche C-Stecker auch in israelische Steckdosen (Typ H) passt, wird es mit F-Steckern Probleme geben. Die Netzspannung unterscheidet sich nicht. Während des Sabbats gilt für Gläubige, dass Elektrizität zwischen Freitag- und Samstagabend nicht in Gang gesetzt werden darf. So ist das Berühren von elektrischen Schaltern untersagt, heutzutage wird dieser Brauch oft dadurch umgangen, indem viele Geräte in israelischen Haushalten entweder schon vor Beginn des Sabbats eingeschaltet werden und weiterlaufen oder mit Zeitschaltuhren versehen werden.

Meeresbewohner die Flossen und Schuppen haben sind ebenfalls koscher, Hummer und Tintenfische hingegen fallen aus der Speisekarte. Produkte wie Milch oder Eier von koscheren Tieren dürfen ebenfalls verwendet werden. Eine Ausnahme bildet hierbei Honig, der genutzt werden darf, obwohl die Biene nicht koscher ist. Milch und Fleisch werden bei der Zubereitung von Speisen strikt getrennt. Bei all den Speisevorschriften verwundert es wohl nicht, dass es in Israel sowohl koschere als auch unkoschere McDonald's-Filialen gibt, letztere haben den Vorteil, dass sie während des Sabbats geöffnet sind. Inzwischen sind landesweit etwa 160 Restaurants mit dem goldenen M etabliert.

G wie Golden Boy - 1973 gab Israel mit der Sängerin Ilanit sein Debüt beim Eurovision Song Contest. Aus Sicherheitsgründen trat sie mit kugelsicherer Weste an und wurde beim Einstand Vierte. Es dauerte nicht lange bis Israel den ersten Sieg einfuhr, Yizhar Cohen räumte 1978 mit "A-ba-ni-bi" ab und brachte den Song Contest 1979 nach Jerusalem, wo es Gali Atari mit dem heute noch bekannten Friedenslied "Hallelujah" erneut an die Spitze schaffte. Aufgrund eines Gedenktages setzte Israel 1980 aus und ist in der Geschichte des Wettbewerbs die einzige Nation, die ihren Titel nicht verteidigen wollte.

2015 entwickelte sich die Castingshow "Hakochav haba" zum Erfolgsgarant beim Song Contest. Nadav Guedj wurde mit "Golden Boy" und Flügelschuhen Neunter, Hovi Star und Nutella-Junkie Imri Ziv erreichten in den Folgejahren zumindest das Finale. 2018 brachte Netta Barzilai in Zeiten der #metoo-Thematik unter Einsatz ihres Loopers eine aktuelle Botschaft auf die Bühne und setzte sich im Song Contest-Finale von Lissabon gegen Eleni Foureira aus Zypern und Jurysieger Cesár Sampson aus Österreich durch. Im Medaillenspiegel steht Israel mit vier Siegen an Position sechs.
H wie Havah Nagilah - Neben Eurovisionsbeiträgen gibt es einige Volkslieder, die es zu Weltruhm gebracht haben. Das bekannteste von ihnen dürfte "Havah nagilah", ein eigentlich wortloser chassidischer Akkord sein, der später von einem jüdischen Musikforscher anlässlich der britischen Besetzung Palästinas seinen Text erhielt. Heute ist "Havah nagilah" nicht nur zeremonieller Bestandteil von jüdischen Hochzeitsfeiern sondern in seiner Tonfolge oft in Popmusik-Titel eingeflossen. "Lasst uns glücklich sein", so die Übersetzung wurde u.a. von der britischen Song Contest-Teilnehmerin Kathy Kirby gesungen.

Überaus dankbar muss die Käseigel-Fraktion den israelischen Farmern Chaim Rabinovich und Nachum Kedar für die Erfindung der Cocktailtomate sein. Einen Tag vor Beginn des Yom-Kippur-Krieges, am 5. Oktober 1973, ernteten sie die gezüchtete Tomate im Kleinstformat. Weniger erfolgreich war Magen David Adom, die Hilfsorganisation im staatlichen Auftrag, die vergeblich versuchte auf internationaler Ebene neben dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond den Roten Davidstern zu etablieren. Als drittes Emblem der Bewegung wurde 2005 immerhin der neutrale Rote Kristall eingeführt.

J wie Jaffa - Seit der Antike existiert die Hafenstadt Jaffa nördlich von Tel Aviv, die sich 1950 mit ihrem einstigen Vorort zu einer Stadt vereinigte. Sie ist Namenspate für die Jaffa-Orange, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Palästina kultiviert wird. Die Erntezeit zieht sich von November bis März, die Exporte der Jaffa-Orange machen Israel zu einem der wichtigsten Anbieter von Zitrusfrüchten in der Europäischen Union. Gleichzeitig ist die Orange neben Schokoladenaroma Grundlage für Sabra, den beliebtesten Likör des Landes. Abgesehen vom Namen verbindet die Stadt Jaffa jedoch nichts mit den Jaffa-Keksen mit Orangenfüllung, diese gehen auf britische Erfinder zurück.

K wie Knesset - Womit wir bei der Politik wären. Schon 1897 begründete Theodor Herzl auf dem ersten Zionistenkongress die Idee, einen jüdischen Nationalstaat in Palästina zu schaffen. Die Flagge von Israel inklusive Davidstern lieferte David Wolffsohn. Es dauerte bis zum 14. Mai 1948, als sich die britischen Truppen aus Palästina zurückzogen und David Ben Gurion mit dem Verlesen der Unabhängigkeitserklärung den Staat Israel ausrief. Gleichzeitig wurde auch das blaue Nationalwappen mit der siebenteiligen Menora eingeführt. Noch in der selben Nacht erklärten Ägypten, der Irak, Jordanien, der Libanon, Saudi-Arabien und Syrien Israel den Krieg. Nach 15 Monaten des Unabhängigkeitskrieges konnte Israel rund 50% seines Staatsgebietes hinzugewinnen.


Am 22. September 1979 fing ein Satellit zwei kurz hintereinander folgende Lichtblitze ein, wie sie bei Kernwaffenexplosionen entstehen. Nachdem der afrikanische Kontinent entkolonialisiert wurde, sah sich das Apartheidsregime in Südafrika mit neuen Nachbarn konfrontiert und reagierte darauf mit einem eigenen Atomprogramm. Ob es sich damals um eine nukleare Explosion handelte und falls ja, inwiefern die israelische Regierung darin verwickelt war ist nicht zweifelsfrei geklärt. Der spätere israelische Präsident Shimon Peres dementierte jedoch, dass man Südafrika Atomwaffen zum Kauf angeboten habe, fest steht hingegen, das Israel und Südafrika zu jener Zeit bei mehreren Rüstungsprogrammen kooperierten.

Gegründet wurde der Carmel Market vor über 100 Jahren und gilt als überregionale Sehenswürdigkeit der weiß getünchten Bauhaus-Metropole, Dieser architektonische Stil gehört seit 2003 zum Weltkulturerbe. Nur zehn Minuten Fußweg vom Carmel Market befindet sich der Rothschild-Boulevard, an dem die Independence Hall liegt. Hier wurde 1948 die Unabhängigkeit Israels ausgerufen. Dazwischen befindet sich die Restaurantmeile der Stadt, deren Köche sich auf dem Markt mit Lebensmitteln eindecken.





Während des Sabbats geht aber auch hier nicht viel, außer in Haifa ruhen landesweit die öffentlichen Verkehrsmittel, wer am Samstag am Flughafen ankommt, kann nur mit einem Taxi in die Stadt kommen. In konservativen Vierteln, darunter große Teile von Jerusalem herrscht dann gähnende Leere, inklusive geschlossener Gastronomie. Die einzigen, die man hören wird sind Krankenwagen und Feuerwehr. Umso voller sind am Freitagabend die Synagogen des Landes.
Q wie Qumran - Die "graue Ruine", was Qumran übersetzt bedeutet, ist eine antike Siedlungsstätte im Westjordanland unweit des Toten Meeres. In elf Felshöhlen in der Nähe wurden in den 40er und 50er Jahren mehrere Schriften des späteren Tanach gefunden. Bei den Fragmenten handelt es sich um die ältesten bekannten Bibelhandschriften der Welt. Die inzwischen freigelegten Ruinen, zu denen u.a. auch Bewässerungsgräben und Katakomben gehören, sind heute einige der beliebtesten Ausflugsziele im Westjordanland. Die meisten Exponate der Ausgrabungen befinden sich heute allerdings im jordanischen Nationalmuseum in Amman.

S wie Salz - Mit 33% Salzgehalt ist das Tote Meer zwar kein Rekordhalter, mit der Lage von bis zu 428m unter dem Meeresspiegel jedoch der tiefste Festlandpunkt. Diese Lage macht es möglich, das man sich trotz fehlender Sonnencreme keinen Sonnenbrand holt, die UV-Strahlung kann nicht bis hier unten durchdringen. Zudem bietet das Wasser aufgrund der hohen Salinität besonderen Auftrieb, Schwimmende gehen nicht unter und können Floating betreiben. Das Wasser ist reich an Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Eisen, dafür arm an Organismen, nur wenige Pflanzen kommen mit dem hohen Salzgehalt klar. Auch dem Schlamm des Sees werden heilende Wirkungen in Fango-Packungen nachgesagt. Hotspots, die sich auf Besucher eingestellt haben sind En Gedi und Ein Bokek.


U wie Umfeld - Im Norden wird Israel durch den Libanon begrenzt, zu dem es seit Jahrzehnten einen schwelenden Konflikt hat. 2006 mündete dies im Libanonkrieg, schon zuvor wurde von libanesischer Seite ein kompletter Boykott inszeniert, der u.a. dazu führte, dass Aline Lahoud 2005 nicht zum Eurovision Song Contest geschickt wurde. Durch die Golanhöhen ist Israel von Syrien getrennt, die Situation dort ist nicht viel besser. Mit den anderen beiden Nachbarstaaten Ägypten und Jordanien hat sich Israel mittlerweile arrangiert, es wurden Friedensverträge geschlossen. Die Einreise über Land ist aus beiden Ländern möglich, die Grenzübergänge nach Jordanien (bei Eilat/Akaba, die Allenby-Brücke und die Scheich-Hussein-Brücke) sind im Regelfall zwischen 8-20 Uhr geöffnet, außerplanmäßige Schließungen sind dennoch jederzeit möglich.
V wie Via Dolorosa - Etwa 100 Menschen werden jedes Jahr vom Jesus-Syndrom heimgesucht. Jerusalem-Reisende leiden hierbei unter einer vorübergehenden psychotischen Störung und identifizieren sich mit biblischen Figuren. Jerusalem bietet dafür reichlich Orte um seinen Wahn auszuleben, etwa auf der Via Dolorosa, einem Pfad der quer durch die Altstadt von Jerusalem führt und dabei Stationen des Leidenswegs von Jesus am Kreuz abklappert. Die Altstadt, die aus einem jüdischen, arabischen, christlichen und armenischen Viertel besteht, wurde 1981 Teil des Weltkulturerbes. Hier verläuft die Grenze zwischen dem israelischen Teil und dem palästinenischen Teil der Stadt. Bekannt sind hier die sieben Stadttore.
Sehenswert ist in Jerusalem die 400m lange Klagemauer, in deren Ritzen Besucher ihre Gebete klemmen. Zweimal im Jahr werden die Zettel von einem Rabbi und seinen Helfern ungelesen herausgeholt und auf dem Ölberg verbuddelt. Dabei schaffen es die Helfer über 100 Einkaufstaschen zu füllen. Hinter der Klagemauer befindet sich der Felsendom mit seiner goldenen Kuppel, der älteste muslimische Sakralbau. Daneben befindet sich die Al-Aksa-Moschee, neben Mekka und Medina eine der heiligsten Stätten im Islam. Auf israelischer Seite befindet sich zudem die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

X wie Satz mit X - Fettnäpfchen lauern in Israel wie überall auf der Welt. So gilt es als wenig schicklich die Ruhe des Sabbats zu stören, am Samstag wird nicht geraucht. Da viele Lokalitäten um die Unwissenheit der Gäste Bescheid wissen, liegen häufig Tischkärtchen aus. Während des Sabbats sollen auch keine Aufzugknöpfe betätigt werden, daher sind viele Fahrstühle so programmiert, dass sie zwischen Freitag- und Samstagabend automatisch in jedem Stock halten. In einigen Fällen empfiehlt sich daher die Treppe. Obacht gilt bei der Begrüßung. Ein Handschlag und ein fröhliches "Shalom" gehen immer, allerdings sollten Frauen bedenken, dass sie orthodoxe Juden nicht berühren dürfen.
Genauso sollte man sich an heiligen Stätten den religiösen Gepflogenheiten fügen und möglichst konservative Kleidung tragen, gerne langärmlig, Männer mit Kippa. Religiöse Themen, den Nahostkonflikt und Diskussionen über den Zweiten Weltkrieg sollten logischerweise vermieden werden. Wer empfindliche Strafen vermeiden will, sollte zudem auf das Fotografieren militärischer Einrichtungen verzichten. Netanjahu und seine Frau Sara sind beim Empfang des japanischen Präsidenten Shinzo Abe selbst ins Fettnäpfchen getreten. Beim Festessen wurde der Nachtisch in Schuhen serviert, "In keiner Kultur stellt man Schuhe auf den Tisch.", hieß es von den Japanern, danach war der Abend irgendwie gelaufen.


Beim Packen sollte man sich trotz des mediterranen Klimas aber bewusst machen, dass es nachts auch in Israel kalt werden kann. Neben der Sonnenbrille ist insbesondere in den Wintermonaten regenfeste Kleidung empfehlenswert. Impfungen sind nicht vorgeschrieben und ohne Visum kann man sich bis zu 90 Tage im Land aufhalten, keine schlechten Voraussetzungen. Geben wir Israel also eine Chance den Eurovision Song Contest auszurichten, wenngleich Tel Aviv für die Fans des Wettbewerbs trotz allem die bessere Alternative zu Jerusalem wäre.