

Die Niederländer schickten die Schauspielerin Marlous Fluitsma als Moderatorin auf die Bühne des Congres Gebouw in Den Haag, zum Einsatz kam auch jeweils ein Sprecher der Delegationen, der die Aufgabe hatte, den eigenen Beitrag anzukündigen. So durfte Caroline Reiber die deutsche Vertreterin Katja Ebstein ankündigen. Katja stellte sich zunächst im März dem TV-Vorentscheid des Bayerischen Rundfunks, an dem zwölf Interpreten teilnahmen. 1.000 Menschen durften repräsentativ für die Bundesrepublik entscheiden, wer nach Den Haag fährt, zur Auswahl waren Größen der Musikszene wie Stefan Waggershausen, Marianne Rosenberg, Roland Kaiser und kuriose Beiträge wie Adam & Eve oder "Montezuma Castle".

Doch nicht nur Deutschland schickte eine Wiederholungstäterin auf die Bühne, auch die Niederlande konnten mit Maggie McNeal ein bekanntes Gesicht anbieten. Schon 1974 war sie Teil des Duos Mouth & McNeal, das sich jedoch schon bald nach dem Eurovisionsauftritt trennte. In Den Haag sang Maggie eine tragende Hymne auf die eigentliche Hauptstadt der Niederlande, nämlich "Amsterdam", das drei von vier Höchstwertungen am Beginn des Votings kassierte, am Ende aber nur auf Platz fünf landete. "De stad waar alles kan" war aber eine willkommene Touristenwerbung für Amsterdam, der Titel hatte mit #33 der niederländischen Charts aber nur mäßigen Erfolg im eigenen Land.
Einen Platz besser platzierte sich die dritte Rückkehrerin, Paola mit "Cinéma" für die Schweiz. Darüber landete das Vereinigte Königreich mit der Gruppe Prima Donna, die sich eigens für die Eurovision gründete und wenig später wieder zerbrach. Teil der Gruppe war Lance Aston, der Bruder von Jay Aston, einem Mitglied von Bucks Fizz, die ihren Triumph allerdings erst ein Jahr später haben sollten. "Love enough for two" belegte zwar den dritten Platz in Den Haag, floppte jedoch in den europaweiten Charts, selbst im UK war die #48 die Peak Position des Liedes.
1980 kam auch erstmals Anna Vissi in den Genuss der Eurovision. Sie hätte eigentlich schon zwei Jahre zuvor für Griechenland singen sollen, da sich der Sender ERT allerdings mit den Komponisten ihres damaligen Titels verkrachte, wurde Tania Tsanaklidou nominiert. Anna und ihre Begleitband The Epikouri sangen "Autostop" ("Trampen"), sagten Athen auf Wiedersehen und nannten im Verlauf des Liedes die Perlen ihres Roadtrips, u.a. Peking, Wladiwostok, Paris, Kairo und Berlin. Aus den allermeisten Ländern gab es nur vereinzelte Punkte dafür, lediglich die Niederlande ließen sich auf acht Zähler ein. Anna Vissi startete fortan eine große Karriere in Griechenland, zwei Jahre später sollte sie ihre Heimatinsel Zypern beim Song Contest vertreten.
Unmittelbar vor den Griechen trat die Türkei auf. Und auf philosophische Art und Weise verarbeitete die Sängerin Ajda Pekkan in "Petr'oil" das Schicksal des letztjährigen Fernbleibens. Es ging um das süße Erdöl, jenen Rohstoff, den die arabischen Länder der Türkei drohten abzudrehen, sollte man am Song Contest in Israel teilnehmen. Diese Liebe beruht laut Text aber nicht auf Gegenseitigkeit, das Öl sei nur auf Dollars und Deutsche Mark aus, am Ende reichte es für das Lied über das schwarze Gold zum 15. Platz. Dabei kassierte die Türkei erstmals zwölf Punkte, nämlich von der marokkanischen Jury.

Mit Folklore konnte auch Norwegen dienen. "Sámiid Ædnan" wurde gesungen von Sverre Kjelsberg, der im Jahr 2016 verstarb. Nach zwei Dritteln des Liedes kam zudem Mattis Hætta in lappländischer Tracht auf die Bühne und begann mit samischem Joik-Gesang. Bei der lustigen Nummer handelte es sich allerdings um einen Protestsong, mit dem die Interpreten auf mehr Selbstbestimmung der Samen pochten. Er nahm auch Bezug auf den Hungerstreik von Samen im Jahr 1979 vor dem norwegischen Parlament. Es dauerte bis 1989 ehe der Sámediggi, das Parlament der Samen erstmals zu einer Sitzung zusammentreten konnte. Für dieses Anliegen hatten die europäischen Juroren leider weniger Verständnis, "Sámiid Ædnan" landete auf Platz 16.
Damit waren sie aber immerhin noch etwas besser als die belgische Gruppe Telex, die sich im Geiste der Zeit nach einem Fernschreibgerät benannte, das heutzutage kein Mensch mehr kennt geschweige denn bedienen kann. Die Gruppe um den bebrillten und vollbärtigen Leadsänger Michel Moers sang in französischer Sprache eine Persiflage auf den Wettbewerb, bei dem sie nunmehr für die Wallonie singen durften. "Euro-Vision" war ein Mischmasch aus Disco- und Elektromusik, Schenkelklopfer-Beats und viel Trash. Die bis 2006 gemeinsam musizierende Gruppe landete auf dem 17. Platz, unterboten von Marokko und Finnland, das mit Vesa-Matti Loiri einen Kabarettisten entsandte, welcher sich auf der Querflöte immerhin sechs Punkte zusammenspielte.

"Papa Pingouin" erlebte im Jahr 2006 einen zweiten Frühling, wurde es doch vom Bubblegum-Projekt Pigloo neu aufgenommen. In Frankreich schaffte es der Titel auf die #1, in Deutschland immerhin auf die #6. Das Schicksal beider Schwestern hätte jedoch nicht trauriger sein können, Magaly infizierte sich mit HIV und verstarb 1996 an den Folgen von AIDS, ihre Schwester Sophie verfielt daraufhin in schwere Depressionen und verstarb im letzten Jahr zurückgezogen in Südfrankreich. Der letzte französischsprachige Titel "Hé, hé M'sieurs dames" der Formation Profil landete unterdessen auf dem elften Platz. Außer dem Pailletten-Regenbogen auf den weißen Kostümen gibt es über diesen Song eigentlich nichts Spannendes zu vermelden.
Einen der kommerziell erfolgreichsten Songs steuerte der Italiener Alan Sorrenti bei. Der Neapolitaner wuchs zunächst in Wales auf und begann in den 70er Jahren mit seiner Musikkarriere. Sein erfolgreichster Hit war der Titel "Tu sei l’unica donna per me" ("Du bist die einzige Frau für mich"), der zu einem Sommerhit avancierte, auch in Deutschland, hier jedoch von Hoffmann & Hoffmann auf Deutsch gecovert. Sein Eurovisionsbeitrag "Non so che darei" schaffte es immerhin auf Platz sechs. Im Folgenden konvertierte Sorrenti zum Buddhismus und nahm 1988 noch einmal am San Remo-Festival teil. Sein Titel "Come per miracolo" belegte allerdings nur den 26. und damit letzten Platz, seither ist es ruhiger um ihn geworden.

Zu den weiteren Akteuren des Jahrgangs gehörte noch die österreichische Gruppe Blue Danube, die mit "Du bist Musik" den Wettbewerb in Den Haag eröffnete und außer der Aneinanderreihung bekannter Komponisten wie Liszt, Chopin, Strauß, Puccini und Tschaikowski eigentlich keinen tiefer gehenden Text darbot. Dennoch reichte es für den achten Rang. Und dann war da noch der Portugiese José Cid, der Gründer der Rockband Quarteto 111, der sich mehrfach vergeblich beim Festival da Canção um die Eurovisionsteilnahme bemühte. 1980 klappte es dann mit dem Schlager "Um grande, grande amor", der die Sprachenregelung umging, indem er diverse Phrasen auf Deutsch, Englisch und Italienisch wiedergab. Es reichte für Platz sieben.
Der Sieg ging allerdings auf die grüne Insel. Der 1954 im australischen Frankston geborene Seán Patrick Michael Sherrard trat als Johnny Logan für Irland an. Schon im Jahr zuvor bewarb er sich mit dem Titel "Angie" beim irischen Vorentscheid, wurde aber nur Dritter. Ein Jahr später stach er mit "What's another year" die übrigen sieben Konkurrenten au. Der von Shay Healy geschriebene Titel legte den Grundstein für eine der erfolgreichsten Eurovisionskarrieren, folgten dem Lied doch noch zwei weitere Eurovisionssiege (einmal als Künstler, einmal als Komponist). "What's another year" wurde ganz gediegen auf einem Barhocker wiedergegeben und landete im Nachgang in vielen europäischen Ländern hoch in den Charts.

Die Teilnehmer:
01. - 143 -

02. - 128 -

03. - 106 -

04. - 104 -

05. - 093 -

06. - 087 -

07. - 071 -

08. - 064 -

09. - 056 -

10. - 047 -

11. - 045 -

12. - 038 -

13. - 030 -

14. - 025 -

15. - 023 -

16. - 015 -

17. - 014 -

18. - 007 -

19. - 006 -
