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Im Mittelpunkt der Diskussion: Julia Samoylova aus Uchta/Komi |
Darauf haben die russischen Verantwortlichen spekuliert, dass die Ukrainer den Schwarzen Peter bekommen. Ich möchte für keine der beiden Seiten Partei ergreifen, weil beide Nationen sich nicht mit Ruhm bekleckert haben, faktisch müssen sich alle Beteiligten aber an die geltenden Regelungen halten und diese waren bereits lange vor der Nominierung von Julia Samoylova bekannt. Nicht umsonst hat es eine über 140 Namen zählende Blacklist von ukrainischen Behörden gegeben, die das russische Fernsehen zunächst akzeptierte.
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Der Russendisko-Song ist fertig: Robbie Williams |
Robbie gab in einer TV-Show, die vom Halbfinal-Moderator von 2009, Andrey Malakhov moderiert wurde, zur Protokoll, er würde gerne für Russland zum Song Contest fahren. Mit "Party like a Russian" hätte er sogar einen Titel parat, der wie Arsch auf Eimer passt. Allerdings kann man nach derzeitigem Stand eher davon ausgehen, dass Russland mit gar keinem Interpreten in Kiew vertreten sein wird. Auch Musiktycoon Phillip Kirkorow sprach sich erneut dafür aus, Russland solle eine unbestimmte Zeit vom Wettbewerb zurückziehen, bis sich alle Beteiligten wieder auf den Kern des Wettbewerbs besonnen hätten.
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Georgien zeigte 2009 Cojones: Stephane & 3G verzichteten |
2017 ist der Contest nach Kiew zurückgekehrt, nachdem Jamala mit einem Lied über die Vertreibung von Krimtataren nach Zentralasien zu Stalin-Zeiten gewinnen konnte. Russland fühlte sich damals schon betrogen, gewann doch ihr Interpret Sergey Lazarev das Televoting. Schon im Mai wurde klar, dass dieses Ergebnis ein Nachspiel haben würde. Bis vor wenigen Tagen hielten sich beide Parteien zurück, bis die EBU-Deadline näherrückte und das russische Fernsehen Julia Samoylova nominierte. Schnell kam heraus, sie würde den Kriterien nicht entsprechen. Insbesondere für russische Verhältnisse kam das Lied auch sehr unspektakulär daher.
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Kurz vor Stockholm ausgeknockt: Ovidiu Anton |
Der diesjährige Eurovision Song Contest in Kiew muss sich an die Gesetze des Landes halten, so wie er sich 1986 an die Bestimmungen in Norwegen oder 2008 in Serbien halten musste. Vom Ding her ist es genau das Gleiche, sodass der Schwarze Peter eigentlich keinem in die Schuhe geschoben werden dürfte. Ein Ukraine-Bashing ist nicht angebracht und das russische Fernsehen sollte sich überlegen, ob es nicht doch über seinen Schatten springt und einfach einen unvorbelasteten Kandidaten schickt, der irgendein Lied singt, das keine Anspielungen enthält. Dies würde eher von Größe zeugen, als dieses Theater, das wir momentan aus Moskau und Kiew geboten bekommen.
Vielleicht ist die Idee mit Robbie Williams doch gar nicht so schlecht, der Song entspricht den EBU-Richtlinien, er war soweit die Spione berichten noch nie auf der Halbinsel Krim und müsste im Falle eines Auftritts garantiert auch nicht damit rechnen, in Kiew ausgebuht zu werden. Auch wenn alles nur ein großer PR-Gag war. Ich nehme allerdings an, dass sich Kiew und Moskau noch zwei, drei Tage den Ball hin- und herwerfen werden und der Wettbewerb dann mit 42 Nationen über die Bühne geht. Trotzdem schade, dass wir bei aller Unterhaltsamkeit des Kleinkrieges auf einen russischen Beitrag werden verzichten müssen...