

Da ist noch ein bisschen Luft nach oben und in der Vergangenheit auch, heißen die Spätzünder wieder Moldawien und Serbien. Beide Länder, die nicht unbedingt die finanziell bestgestellten Rundfunkanstalten des Kontinents beheimaten, dürften früher oder später aber ihre Pläne für die nächste Saison offen legen. Moldawien muss sich nach drei Pleiten im Semifinale aber allmählich auch etwas einfallen lassen, um Europa mal wieder zu beeindrucken.
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Das erotischste Saxophon beim Song Contest: Moldawien 2010 |
Serbien hingegen liefert im Regelfall qualitativ gut ab, Sanja Vučić in Stockholm war zwar kein Top Ten-Beitrag, das Lied hatte aber Hand und Fuß, ebenso der bombastische Auftritt von Bojana Stamenov im Jahr zuvor. Wenn Serbien im Semifinale rausflog, was bisher zweimal passiert ist, dann auch zu Recht. Und dabei muss der Sender RTS nicht nur auf Željko Joksimović zurückgreifen, die Komponistenfülle auf dem Balkan ist gut besetzt und dürfte auch 2017 noch etwas hergeben. Ob San Marino allerdings noch einmal durchstarten wird, bleibt abzuwarten.
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Sang häufiger im ZDF als beim ESC: Serhat (San Marino 2016) |
Es begann mit dem dubiosen "Televoting", dass die EBU dem Land verpasst hat und endete, so die Spione, bei nicht umgesetzten Ideen bei der Präsentation von Serhats Beitrag. Ähnlich wie im Fall Monacos damals schwindet der Zuspruch für die Teilnahme senderintern, es bleibt aber doch noch der Hoffnungsfunken, dass SMRTV an sich glaubt und seine Teilnahme 2017 offen bekanntgibt. Tja und dann wären da noch die Sorgenkinder, über die jedes Jahr viel spekuliert wird...
...die Türkei hat heute ihren Ausnahmezustand verlängert, zeigt sich momentan nicht unbedingt Europa zugewandt und dürfte wohl auch im kommenden Jahr außen vor bleiben. Die Slowakei tendiert ebenfalls eher in Richtung Absage, wenngleich man den Song Contest für eine interessante Möglichkeit hält, sich zu präsentieren und durch die erstmalige tschechische Finalteilnahme durchaus Blut geleckt haben dürfte. Dennoch und das sage ich ohne die rosarote Brille eines Slowakei-Freundes, halte ich eine Rückkehr für unwahrscheinlich.
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So schaut Max Jason Mai im Jahre 2016 aus |
Von daher dürfte es noch einiges an Überzeugungsarbeit erfordern, damit die Slowakei wieder mit im Boot sitzt. Anders dürfte es bei Australien sein. Ob die dauerhafte Teilnahme Australiens nun förderlich ist oder nicht, sei dahingestellt, SBS würde aber liebend gerne wieder mit dabei sein. Noch hat sich die Europäische Rundfunkunion nicht dazu geäußert, wie es mit Australien weitergeht. Es stellt sich die nur Gewissensfrage, ob ein Land, dessen Hauptstadt etwa 13.000km hinter Baku liegt und dessen Rundfunkanstalt nur assoziiertes Mitglied der EBU ist, einen permanenten Teilnahmestatus erhalten sollte.
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Mein Pro-Australien- Argument: Lee Lin Chin |
Fest steht hingegen, dass Bosnien-Herzegowina in Kiew nicht mit dabei sein wird. Europas größte Party ist für den Sender BHRT, der durch staatliches Verschulden kaum mehr Geld zum Atmen hat, ein unbezahlbares Prestigeprojekt. Seit Jahren häufen sich die Schulden an und weder die eine noch die andere Entität Bosniens sieht sich in der Pflicht, den Sender am Leben zu erhalten. Trotzdem, und das ist die Hoffnung vieler Fans, könnte der Eurovision Song Contest 2017 einen neuen Teilnehmerrekord aufstellen. 46 Nationen könnten nach dem aktuellen Regelwerk teilnehmen, wie viele es am Ende tatsächlich sein werden, dass wird die EBU vermutlich zum Jahresende final bekanntgeben.
Und so verquatscht man sich, eigentlich wollte ich darüber schreiben, wie langweilig das finnische Auswahlverfahren und ernüchternd die ausgewählten Beiträge sind, aber das hebe ich mir für einen anderen Kommentar auf. In diesem Sinne, "good night, Europe".