

Teilnahmeberechtigt gewesen wären nach Angaben der Organisation sämtliche Nationen der Arabischen Liga, von Marokko und Mauretanien bis zu den Komoren und der Arabischen Halbinsel. Die Realisierung dieses Wettbewerbs in den nächsten Jahren dürfte zweifelhaft sein, auch wenn einige Rundfunkanstalten der Region damals Interesse anmeldeten. Dies ist lange her, seitdem hat sich viel getan.
Das angesprochene Tunesien, das 1977 bereits auf dem Weg war, als erstes afrikanisches und arabisches Land am Wettbewerb teilzunehmen, verzichtete einst trotz Zulosung der Startnummer vier auf die Teilnahme, da auch Israel gemeldet war und man aus Solidarität zu den arabischen Bruderländern nicht im gleichen Wettbewerb teilnehmen wollte. Konsequenzen hatte die Anmeldung damals nicht, gradlinige Strafen gibt es erst seit den 2000ern für einen Boykott. Inzwischen hat sie die Lage zwischen beiden Ländern entspannt, "Wir sind offen für alle Besucher.", erklärte Tunesiens Tourismusminister Amel Karboul.
Auch auf diplomatischer Ebene haben sich die Verhältnisse Israels zu den Maghreb-Staaten verbessert. Somit dürfte einer Teilnahme Tunesiens an der Eurovision faktisch nichts im Wege stehen, ähnliches gilt für Marokko. Gerüchte um das Comeback Marokkos machen alljährlich die Runde, jedoch wurden diese nie bestätigt, das Staatsfernsehen hat für die Eurovision keinen Platz im Programm, einen anderen EBU-Mitgliedssender gibt es nicht.
Tunesien reagierte bislang auch nie auf die Einladungen der Europäischen Rundfunkunion. Der Sender Établissement de la Radiodiffusion-Télévision Tunisienne (ERTT) besteht aus zwei Hauptsendern und einem separaten Radioprogrammdienst, der in arabischer und französischer Sprache sendet. Er zählt sogar zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Rundfunkunion. 1977 reichte er die Bewerbungsunterlagen ein, seitdem verliefen sich die Spuren Tunesiens im Sand der Sahara...

Die politischen Umbrüche in der arabischen Welt haben nicht nur das Modell der "Arabian Vision" verworfen sondern auch mögliche Versuche eines Debüts beim Song Contest in weite Ferne gerückt. Generell hätten Marokko, Tunesien, Algerien, Ägypten und der Libanon, ja sogar Libyen und Jordanien die Möglichkeit sich anzumelden, da sie über EBU-Mitglieder verfügen.
Das syrische Fernsehen Organisme de la Radio-Télévision Arabe Syrienne (ORTAS) könnte sich ebenfalls auf Vollmitgliedschaft bewerben, ist jedoch bisher nur assoziierter Partner. Die geopolitischen Grenzen der EBU reichen sogar in Teile des Iraks und Saudi-Arabiens. In diesen Ländern gibt es aber derzeit wesentlich andere Dinge in den Griff zu bekommen, als eine Teilnahme am Song Contest.
Nur die Zeit und die politische Entwicklung wird zeigen, ob sich ein arabischsprachiges Land in Zukunft zum Eurovision Song Contest traut. Am wahrscheinlichster Debütant dürfte tatsächlich Tunesien gelten, ein auch bei Deutschen sehr beliebtes Urlaubsland, das von Douz bis Djerba nicht nur schöne Strände und Wüstenoasen bietet, sondern auch eine junge und moderne Musikszene bietet, die natürlich, ähnlich wie z.B. die armenische Musikszene über traditionelle Elemente verfügt und für mitteleuropäische Ohren sehr exotisch klingen mag, aber durchaus eine Bereicherung für die Eurovision wäre, die seit 2008 auf neue Mitglieder wartet, als hinter dem Kaspischen Meer Schluss mit der Expansion war.
