Samstag, 14. März 2020

Kommentar: Corona trifft auf Song Contest



Europa - Ich glaube ich muss niemandem erzählen, was derzeit in der Welt los ist, Züge sind gähnend leer, genauso wie die Toilettenpapier- und Konservenregale in Deutschland. Nach wie vor liest sich der Nachrichtenticker als ob die Apokalypse kurz bevorsteht und doch gehen in Hinsicht auf den Mai 2020 die Planungen für den Eurovision Song Contest in Rotterdam weiter. Gewagt, wie ich finde, verhängen doch immer mehr Länder Ein- und Ausreiseverbote und verbieten Veranstaltungen mit einer bestimmten Personenzahl.

Die Europäische Rundfunkunion hat stets verkündet, es gibt einen Plan B was den Eurovision Song Contest angeht. Sei es 2008, als in Serbien kriegsähnliche Zustände aufgrund der Unabhängigkeitserklärung des Kosovos befürchtet wurden, 2017 als dem ukrainischen Fernsehen der Bankrott drohte oder im letzten Jahr in Israel als es Anschlagsdrohungen gab. In 65 Jahren ist der Song Contest noch nie ausgefallen oder aufgrund einer unklaren Lage vor Ort verlegt worden.

Daher gehen die Vorbereitungen in Rotterdam zumindest bis Anfang April weiter. Der Bürgermeister der Stadt Ahmed Aboutaleb geht davon aus, dass die EBU bis zum 6. April eine finale Entscheidung getroffen haben wird, je nachdem wie sich die Pandemie in Europa weiterentwickelt. Stand der Dinge ist, dass große Veranstaltungen in den Niederlanden zunächst bis Ende März auf Eis liegen, die Maßnahmen zum Eigenschutz können aber logischerweise jederzeit verlängert werden. Und somit gibt es mehrere potentielle Fälle die am 12., 14. und 16. Mai eintreten können.

Die beinhaltet u.a., dass der Eurovision Song Contest zwar in Rotterdam stattfindet, dann jedoch ohne Publikum. Ähnlich war es bereits beim dänischen Vorentscheid oder bei Liveshows, etwa "Let's Dance" auf RTL, wo nur Familien und Freunde der Akteure im Saal waren. Natalijo Gorščak, Direktorin des slowenischen Senders RTVSlo berichtete zudem von der Möglichkeit, die Künstler in ihrem Heimatland in einem TV-Studio auftreten zu lassen und die Auftritte dann zusammenzubasteln. Die Moderation würde weiterhin aus Rotterdam erfolgen.

Derzeit kann niemand absehen, was in den nächsten Wochen passieren und ob und in welcher Form der Eurovision Song Contest 2020 stattfinden oder verschoben wird. Harren wir der Dinge also weiterhin aus, bis neue verlässliche Informationen von Seiten der Europäischen Rundfunkunion vorliegen. Preview-Veranstaltungen wie z.B. "Israel calling" oder das offizielle Preview-Event in Spanien wurden jedoch vorsichtshalber abgesagt, meiner Meinung nach zurecht. 

Im Zug erlebe ich täglich die Sorge unter Kollegen und Fahrgästen, zum Teil ist es gespenstisch leer auf den Bahnhöfen und in den Zügen. Fahrkarten sollen auf Empfehlung bei der Kontrolle nicht mehr angefasst und nur auf Sicht geprüft werden, Desinfektionsmittel ist heiß begehrt und gefühlt wasche ich mir an Bord 20x am Tag die Hände, ebenfalls Maßnahmen zum Selbstschutz. Trotz dieser tristen Aussichten und der aktuellen Lage würde ich sagen, macht euch nicht verrückt, aber benutzt den gesunden Menschenverstand. Ich wünsche allen Lesern zunächst ein schönes Wochenende, bleibt gesund!