Sonntag, 1. Dezember 2019

Eurovision am Sonntag (61)


Europa - Die Zeit manierlicher Festlichkeit rauscht heran. In 3,5 Wochen ist mal wieder Heiligabend und passend zum 1. Dezember zeigt sich Hamburg in dunstverhangenem Grau, so wie Stefan Gwildis es schon 2005 in seinem Bewerbungslied für Kiew gesungen hat. Dabei rücken auch die Einschläge des Eurovision Song Contests 2020 näher, die Fülle der Nachrichten aus ganz Europa nimmt zu, egal ob die schwedischen Kandidaten aufgelistet werden oder Frankreich seinen Vorentscheid abschafft.

Auch die ersten Vertreter für Rotterdam stehen mittlerweile fest. Bulgarien und Zypern haben in dieser Woche ihre Interpreten bekannt gegeben und wenn man jüngsten Gerüchten Glauben schenken darf, soll auch Österreichs Vertreter durchgesickert sein. Die österreichische Nachrichtenseite oe24.at meldete gestern, dass ein gewisser Vincent Bueno die Alpenrepublik in den Niederlanden vertreten wird. Allerdings ist der journalistische Anspruch der Seite, die zur überregionalen Tageszeitung "Österreich" gehört nicht besonders groß und die Meldung kann viel bedeuten, sich vor allem aber auch als Ente erweisen.

Vincent Bueno ist Freunden des österreichischen Vorentscheids allerdings bekannt, nahm er doch 2016 mit dem Titel "All we need is that love" an der Vorauswahl für Stockholm teil. Damals belegte er den sechsten Rang. Der ORF hält sich indes bedeckt, gab aber auch an, dass der Beitrag bereits feststünde. Einen verbindlichen Termin für die Präsentation nannte man jedoch noch nicht. Dafür können wir uns seit vorgestern an den estnischen Vorentscheidungsliedern laben. Und wie bei jedem Eesti Laul ist auch in diesem Jahr wieder viel dabei, was... nun ja, gewöhnungsbedürftig ist. Gab es letztes Mal einen Katzensong, so hat man dieses Jahr einen Titel namens "Kapa Kohi-LA" dabei, der zumindest im Videoclip von einer Auswahl Würstchen gesungen wird.

Kunst liegt bekanntlich im Auge
des Betrachters. Und 2014 hat
schon mal eine Wurst gewonnen
Das vollständige Portfolio des Eesti Laul 2020 kann man sich hier auf der Seite des Senders ERR anhören. Nachdem ich mich einmal durch alle Titel durchgehört habe, muss ich offen zugeben, dass mich aktuell noch nichts davon vom Hocker reißt, am ehesten noch "Majakad" von Synne feat. Välihalf. Aber da ich in den letzten Jahren schon häufiger gemerkt habe, dass ich anfangs alles irgendwie mittelmäßig finde und spätestens zur Preview-Zeit im April das Schönhören funktioniert, halte ich mich in dieser Saison mit meiner subjektiven Kritik zurück. Ich bleibe gespannt, was Europa in diesem Jahr auffährt, mit Ausnahme von vier Interpreten kennen wir ja bisher noch keinen einzigen Titel für Rotterdam.

Dies wird sich spätestens mit dem albanischen Vorentscheid ändern. Das Festivali i Këngës findet in drei Wochen statt, irgendwann in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember kennen wir somit den ersten Beitrag, wenngleich er sehr wahrscheinlich noch einmal auf die eurovisionstypischen drei Minuten gekürzt werden muss und remastert wird. Da ich aufgrund des Arbeitsplans das große Glück habe, ab dem 22. Dezember tolle Weihnachtsferien genießen zu können, werde ich mir den albanischen Vorentscheid natürlich zu Gemüte führen, insbesondere da ich gemerkt habe, dass das Land seit Jahren doch eine Vielzahl von Liedern hat, die mich ansprechen.

Olta Boka ist erwachsen geworden
War Albanien, ein Land, das jüngst von einem schlimmen Erdbeben heimgesucht wurde, in den Anfängen, so zwischen 2004 und 2007 eher ein Land, das zwar teilnahm aber mich nicht getoucht hat, so hat es doch immer wieder grandiose Beiträge ins Rennen geworfen, etwa Olta Boka die heuer zum Festival zurückkehrt oder die faszinierende Arie von Rona Nishliu, auch waren tolle Lieder in der engeren Auswahl, die es leider nicht zum Song Contest geschafft haben, z.B. "Ende ka shpresë", ein bezauberndes Duett von Alban Skenderaj und Miriam Cani. Und spätestens Anfang Januar befindet sich der Vorentscheidsmarathon dann in "full swing", wie es auf Eurovision.tv gerne heißt. Dann nämlich startet in Norwegen der Melodi Grand Prix mit seinen regionalen Vorrunden.

Ich freue mich auf die neue Saison und vor allem kann ich schon jetzt verkünden, dass es 2020 wieder eine bessere Berichterstattung im Vorfeld geben wird als 2019, ich habe in der Probenwoche nämlich Urlaub. Allerdings, und da werde ich bis Mai noch etwas diplomatisches Verhandlungsgeschick beweisen müssen, habe ich in der eigentlichen Eurovisionswoche keinen Urlaub, sodass ich u.U. Gefahr laufe, die Liveshows in Rotterdam nicht sehen zu können, je nachdem wie die Schichten gelegt werden. Aber bis Mai ist es noch lange hin und es kann sich noch viel ergeben, nun wünsche ich aber zunächst einen besinnlichen ersten Adventsabend.