Sonntag, 3. November 2019

Eurovision am Sonntag (60)


Europa - Der Eurovision Song Contest 2020 lässt noch 195 Tage auf sich warten, dann ertönt europaweit wieder die Hymne, die den Puls jeden Eurovisionfans in die Höhe schnellen lässt. In vielen Ländern beginnen bereits die Vorbereitungen für die bevorstehende Saison. Und auch wenn es noch Spätzünder gibt, etwa Moldawien, das traditionsgemäß als eines der letzten Länder seine Teilnahme bestätigt oder das große Fragezeichen über der ungarischen Teilnahme schwebt, so laufen einige Nationen durchaus schon warm. Aus deutscher Sicht ist allerdings weiterhin tiefste Herbstdepression.

Geht 2020 in den Ruhestand:
Mary Roos beim Schlagerboom
Gestern Abend fand in der ARD der Schlagerboom statt. Florian Silbereisen hatte sich einige spannende Acts eingeladen. Natürlich durften Interpreten wie Roland Kaiser, Maite Kelly oder Howard Carpendale nicht fehlen, aber auch Mary Roos war zu Gast in der Westfalenhalle zu Dortmund und sang ihren Eurovisionshit "Aufrecht geh'n", die Straßenlaternen gesäumte Bühne entlanggehend. Sie wird im Januar 2020 ihre Karriere beenden, weil man nach ihrer Aussage aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Sie kann zurückblicken auf eine fantastische Karriere und verdient größte Anerkennung für ihr musikalisches Schaffen.

Ebenfalls waren Überraschungsgäste eingeladen, nicht zuletzt Helene Fischer, die den Moderator zu Tränen rührte, wusste er doch bis zum Schluss tatsächlich nicht, dass seine Exfreundin ihm zum 25. Jubiläum der "Feste"-Shows gratulieren wollte. Es war ein vergnüglicher Abend mit musikalischen Perlen, dennoch tröstet dies nicht darüber hinweg, dass der NDR und seine Kooperationspartner sich in Hinblick auf Rotterdam ähnlich bedeckt halten, wie 2016. Keinerlei Informationen sind bisher bekannt, es bleibt zu hoffen, dass man nicht in ein ähnliches Desaster läuft, wie dereinst mit Xavier Naidoo.

Unerwünscht: B-Ware aus
dem Schweizer Vorentscheid
Für die deutschen Fans ist dieses stillschweigende Verfahren, dass der NDR seit dem Song Contest in Tel Aviv durchführt, schlichtweg eine Frechheit. Das Problem daran ist, dass nicht nur die Erwartungshaltung sinkt, sondern auch, dass man gar schon befürchtet, der NDR hält absichtlich die Füße still, um einem Shitstorm zu entgehen. Auch die zwischenzeitlich aufgetauchte Meldung, man würde einen Concept-Song suchen, wurde mit keiner Silbe kommentiert, die letzte verlässliche Information entstammt dem Katerfrühstück in Tel Aviv, als es von Thomas Schreiber hieß: "Für 2020 werden wir den Weg, auf dem Deutschland sein Lied und seine Künstler sucht, überdenken."

Offenbar dauert dieses Verfahren wesentlich länger, als wir es uns alle hätten träumen lassen. Selbst vor zehn Jahren, als man Stefan Raab nach zähen Diskussionen für das Konzept "Unser Star für Oslo" verpflichten konnte, waren die Castings zu dieser Zeit schon abgeschlossen. Man ist scheinbar vorsichtiger geworden, den Fans große Versprechungen zu machen und einen völlig neuartigen Modus anzukündigen, der sich dann nach spätestens zwei Jahren doch wieder als Fehlinvestition herausstellt. Dafür kann man Eurovision.de aber schon jetzt nachlesen, wann die Songchecks 2020 stattfinden...

Das waren noch Zeiten...
PK zu "Unser Star für Oslo"
Trotz der Verschwiegenheitstaktik bin ich vorsichtig optimistisch, dass wir im nächsten Jahr wieder einen Beitrag haben, für den man sich nicht genieren muss oder dessen Todesurteil schon längst vor dem Eurovisionsfinale besiegelt ist. Apropos.. scheinbar hat nicht einmal Ralph Siegel an den deutschen Vorentscheid gedacht, stürzte er sich doch zuletzt in die Produktion eines Musicals namens "Zeppelin", das demnächst im Festspielhaus in Füssen aufgeführt wird und für das er die Musik schrieb. Weitere Informationen hierüber sollen am Dienstag bei einer Pressekonferenz erläutert werden.

Was können wir nun also erwarten? Einen, wie es auf Neudeutsch heißt "multiple contestant"-Vorentscheid, eine Castingshow, eine interne Auswahl oder etwas völlig anderes? Ob es nun eine Bombe von "nationaler Bedeutung" wird, wie einst 2010 oder eine kleine Randerscheinung in der Fernsehzeitung, ich denke, dass sich die meisten Fans sich generell einfach über Informationen freuen würden, nach fast sechs Monaten des Überdenkens müsste man ja inzwischen zu einer Lösung gekommen sein. Immerhin, noch hat Moldawien seine Teilnahme nicht bestätigt, ganz hinten dran sind wir noch nicht.