Sonntag, 1. September 2019

Eurovision 2020: Goldteppich und sorgfältige Überlegungen



Niederlande - Einige Song Contest-Fans, wie ich bei Facebook schon gelesen habe, feiern heute ein vorgezogenes Neujahr. Schließlich ist nun der 1. September und damit gilt der Grundsatz, jedes ab sofort veröffentlichte Lied könnte potentiell zum Eurovision Song Contest fahren. In den nächsten Tagen und Wochen dürfte die Fülle an Nachrichten dann wieder stark anziehen, was mich nicht unglücklich macht, gehe ich 2020 doch ganz unvoreingenommen an die Sache heran, solange man nicht wieder einen US-amerikanischen Topstar einlädt, ist alles gut.

Unterdessen sind Auzüge aus dem "Bid book" von Rotterdam aufgetaucht, in dem die Stadt um die Gunst der Europäischen Rundfunkunion gebuhlt hat. So heißt es in der Einleitung von Bürgermeister Ahmed Aboutaleb: "Bauern aus Zeeland und dem Brabant, chinesische Hafenarbeiter, Seemänner von den Kapverden, türkische und marokkanische Gastarbeiter, Staatsbürger aus Surinam und von den Antillen, syrische Flüchtlinge, sie alle kamen nach Rotterdam um ein besseres Leben zu finden." Damit liegt der Fokus erneut auf dem Inklusions-Schwerpunkt "Celebrate Diversity".

Geplant ist von der Stadtverwaltung wohl auch, das Schaulaufen der Delegationen bei der Welcome's Reception auf der Erasmusbrücke stattfinden zu lassen, kaum ein Bauwerk steht mehr für die Symbolik des Brückenschlagens in Europa. In den letzten Jahren war der dafür ausgerollte Teppich rot, orange und blau, 2020 wird nicht gegeizt, er soll Gold werden. Damit statt Verschwendung der ökologische Aspekt durchschimmert ist von einem "recycled gold carpet" die Rede. Das Delegationstreffen und die Übergabe der Insignien soll im Rathaus der Stadt veranstaltet werden, einem Gebäude, das den Bombenangriffen der NS-Streitkräfte im Jahr 1940 standhielt.

Aufgrund dieser tragischen historischen Gegebenheit kommt es zu einer Kollision von Terminen. Das zweite Semifinale am 14. Mai findet am gleichen Tag statt, wie die Gedenkveranstaltungen an jenen Bombenangriff am 14. Mai 1940. Wie es im Bid book heißt, erfordert diese Herausforderung "sorgfältige Überlegungen" Pietät, Andacht und Feierlichkeiten zu verbinden, bietet den Stadtvätern aber auch gute Gelegenheiten, den Eurovision Song Contest als Symbol der Freiheit und des Friedens zu präsentieren.