Samstag, 4. August 2018

Türkei: TRT-Generaldirektor erneuert Absagegründe



Türkei - Can Bonomo war 2012 in Baku der letzte Interpret, der für die Türkei beim Eurovision Song Contest auf die Bühne ging und einen respektablen siebten Platz belegte. Seither blieb der türkische Sender TRT dem Wettbewerb fern und schob die verschiedensten Gründe vor, von der Ungerechtigkeit des Wertungsprinzips über die automatische Qualifikation der Big Five bis hin zur Zurschaustellung "abnormer" sexueller Identitäten.

TRT-Generaldirektor
Ibrahim Eren
Bei einem offenen Gespräch an der İbn Haldun Üniversitesi in Istanbul erläuterte und erneuerte TRT-Generaldirektor İbrahim Eren das Fernbleiben seines Senders: "Wir planen derzeit keine Rückkehr zum Wettbewerb. Wir haben Gründe dafür, wie beispielsweise das Wertungssystem. Und als öffentlicher Rundfunk können wir es nicht zulassen, um 21 Uhr, wenn noch Kinder wach sind, Dinge wie einen bärtigen Österreicher zu zeigen, der ein Kleid trägt, nicht an Geschlechter glaubt und sagt, dass er sowohl Mann als auch Frau ist."

Grundsätzlich, und das betonte Eren ebenfalls, sei eine Rückkehr zum Eurovision Song Contest aber nicht ausgeschlossen. "Ich habe der EBU in Bezug auf die Eurovision mitgeteilt, dass sie von ihren Werten abgewichen ist. (...) Aufgrund der Führungskräfte gibt es innerhalb der EBU ein seelisches Durcheinander. Wenn sie dies beheben können, werden wir definitiv wieder bei der Eurovision dabei sein." Die Türkei nahm insgesamt 34 Mal an der Eurovision teil, 2003 reichte es für Sertab Erener zum Sieg. 

Erst Mitte Juni hat sich der türkische Premierpräsident Binali Yıldırım zum Eurovision Song Contest geäußert und ging in einem TV-Interview soweit, zu behaupten, die Europäische Rundfunkunion hätte von vorn herein die Grundlagen für einen israelischen Sieg in Lissabon geschaffen. Man habe alles so hingedreht, damit die Eurovision in Jerusalem stattfindet, sagte Yıldırım. Die Europäische Rundfunkunion selbst hielt sich bei Fragen zur Türkei in den letzten Jahren bedeckt und erklärte, man werde Gesprächsthemen mit nationalen Rundfunkanstalten nicht nach außen tragen.