Dienstag, 1. Mai 2018

Tag 3: Julia auf dem Gipfel ihrer Karriere



Russland - Da hat sich das russische Fernsehen ja was eingehandelt... Julia Samoylova nach Lissabon zu schicken ist, die schlechteste Idee der Russen seit Jahren gewesen. Julia sitzt, wie nach der Veröffentlichung des Videos bereits vermutet, auf der Spitze eines Berges aus grauem Pappmaché. Mit dem Rollstuhl sieht es ein bisschen so aus wie Clara, als sie zu Heidi in die Berge gebracht wurde. Immerhin glitzert der Berg ein bisschen im Scheinwerferlicht.

Die russische Delegation hat den Kameraleuten in der Altice Arena offenbar aufgetragen, über möglichst weite Strecken von Julia abzulenken und sie nicht ins Bild zu bringen. So ist sie den überwiegenden Teil von "I won't break" nur schwach angestrahlt und kaum zu sehen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Tanzpärchen im Vordergrund. Mit Tänzern, ob nun auf einer Trockeneisfläche oder aus einem Klavier kommend hat Russland in der Vergangenheit immer irgendwie Boden gut machen können.

Das wird heuer schwieriger, denn der Gesang von Julia ist einfach nur fürchterlich. Zwar klingt es nicht mehr ganz so sehr nach Katzenklavier wie beim Preview-Konzert in Moskau, schön ist aber anders. Ergänzt bzw. vorwiegend durch das Lied getragen wird sie von ihren drei Backingsängerinnen am anderen Bühnenrand. Es ist wenig erstaunlich, dass die Mikros der Backings lauter eingestellt sind als das von Julia. Nach gut zwei Minuten färbt sich die Bühne rot-gelb, Julia ist auch mal zu sehen. Es bleibt dennoch eine ganz schlimme Nummer.

Und somit komme ich tatsächlich zu der Annahme, dass es für Russland in diesem Jahr schwer wird, ich möchte gar behaupten, dass es dieser Beitrag nicht in das Finale des Eurovision Song Contests schafft. Alle andere wäre vollkommen unverdient. Es gibt verhaltenen Applaus, danach ist Stille. Eine derart lieblose Ausgestaltung auf der Bühne ist man von Russland gar nicht gewöhnt, aber es hätte auch schlimmer kommen können.

Beim anschließenden Meet & Greet wurde Julia per Dolmetscherin selsbt als ihre schärfste Kritikerin bezeichnet. Sie sei mit der Probe zufrieden gewesen, das solle aber nicht heißen, dass es nichts zu verbessern gäbe. Sie selbst schaut den Song Contest seit 2000. Als Alsou mitgemacht habe, wusste sie, dass sie das auch einmal machen möchte. Zudem erklärte sie, dass sie keine längere Vorbereitungszeit als andere Interpreten gehabt hätte, da das Lied auch erst im Februar festgestanden hätte.

Zumindest hat sie was Schönes an und sieht ein bisschen wie Cinderella aus
Das russische Fernsehen schien bemüht, von ihr abzulenken
Dafür wurden zwei Tänzer engagiert und der Chor lauter eingestellt als sie

1. Probe: Julia Samoylova - I won't break