Samstag, 28. April 2018

Road to Lisbon (43/43): Portugal


So schnell kann es gehen, wir sind am Ende der "Road to Lisbon" und haben die portugiesische Hauptstadt erreicht. Die Presse, Fans und die Delegationen werden oder sind schon in Lissabon angekommen, morgen Mittag beginnen die ersten Nationen mit ihren Proben. Wir dürfen uns auf zwei spannende aber auch anstrengende Wochen freuen, an deren Ende eine Nation als Sieger des Eurovision Song Contests hervorgeht. Wir werden natürlich möglichst umfangreich berichten und hoffen, dies zeitnah zu tun. Zunächst aber wollen wir noch den Beitrag der Gastgeber um Cláudia Pascoal durchkauen.

Portugal - Portugal - le Portugal - Portugal
Faktencheck zur Lage der Nation:
Hauptstadt: Lissabon (Luftlinie nach Lissabon: 0km)
Einwohner: 10,3 Mio.
Fläche: 92.212km²
Sprachen: Portugiesisch

Trivia To Go: Portugal ist der größte Produzent von Kork. Schon im 2. Jahrhundert n.Chr. wurde in der Mittelmeerregion und in im Süden der römischen Provinz Lusitania, dem heutigen Portugal, mit Hilfe von Schneideäxten der Stamm der Korkeichen geschält. Platzhirsch ist das Unternehmen Corticeira Amorim, das nach eigenen Angaben rund 64% der Produktionsmasse zu Flaschenkorken verarbeitet, 18% zu Bodenbelägen. Ein Großteil bleibt im eigenen Land und wird für den Verschluss von Portweinflaschen genutzt. Unter Vinho do Porto versteht man einen süßen Rotwein aus der Region Alto Douro im Norden Portugals, der ältesten Weinbauregion der Erde, die sowohl geographisch geschützt ist als auch zum Weltkulturerbe zählt.

Aus 63 Jahren Eurovision Song Contest:
Debüt: 1964 mit António Calvário
Teilnahmen insgesamt: 49 (davon 1x Top Five)
Bestes Ergebnis: 1. Platz (2017 mit Salvador Sobral)
Größer Punktelieferant:  Spanien (249)
Im letzten Jahr: 1. Platz mit Salvador Sobral
Zuständiger Rundfunk: RTP

Die letzten drei Jahre: 
Portugal hatte es ab 2010 nicht leicht beim Eurovision Song Contest, 2013 setzte das Land in Malmö aus Kostengründen aus, 2014 flog Suzy mit dem soften Lambada "Quero ser tua" im Halbfinale als Elfte raus, 2015 erging es Leonor Andrade mit "Há um mar que nos separa" ähnlich, sie wurde 14. im Semifinale von Wien. 2016 setzte Portugal abermals aus, dem Sender RTP gingen die finanziellen Ressourcen aus. Erstarkt und den nationalen Vorentscheid, das Festival da Canção, neu justiert, wurde Salvador Sobral mit der Ballade "Amar pelos dois" ("Liebe für zwei") gewählt, der mit seiner introvertierten Art ganz Europa verzauberte und nicht nur die Juroren überzeugte, sondern auch noch einmal im Publikumsvoting ordentlich abräumte, sodass am Ende die 758 Punkte standen und gleichzeitig der erste Sieg Portugal nach 49 Jahren.

Was uns in Lissabon erwartet:

Interpret: Cláudia Pascoal
Titel: O jardim
Gesungen auf: Portugiesisch
Text & Musik: Isaura Santos
Teilnahme im…: Finale am 12. Mai

Über den Künstler: Cláudia Rafaela Teixeira Pascoal wurde am 12. Oktober 1994 in Gondomar geboren und nahm 2010 an der portugiesischen Castingshow "Ídolos" teil, wo sie allerdings noch unter "Ferner liefen..." auftrat. Sie spielt Gitarre und Ukulele. 2013 bewarb sie sich bei "Factor X", wo ebenfalls kein gescheites Ergebnis sie herauskam. Erst ihr Versuch in der fünften Staffel von "The Voice Portugal" 2017 brachte ihr mehr Aufmerksamkeit, dort belegte sie den sechsten Rang. Ihren Beitrag "O jardim", mit dem sie das Festival da Canção gewinnen konnte, schrieb ihr die 28jährige Isaura Santos, die beim Vorentscheid ebenfalls auf der Bühne dabei war und sich mit dem Rücken zum Publikum gewandt, auf einem Barhocker präsentierte. Sie belegte 2010 bei der "Operação Triunfo", dem portugiesischen Ableger der spanischen Operación Triunfo den achten Platz.

Eurofire’s Kommentar:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

Glücklicherweise ist es kein echter Fado, was Portugal hoch anzurechnen ist. Trotz allem vermittelt "O jardim" eine sehr depressive Stimmung, insbesondere wenn sich Cláudias Begleitsängerin, die dem Publikum den Rücken zugewendet hat, sich umdreht und mitsingt, ehe sie sich wieder abwendet. Deren Kostüm erinnert auch sehr an eine Zwangsjacke und in eine solche komme ich mir beim Anhören des Liedes auch vor. Und obwohl das Lied Melancholie, Schmerz und Verzweiflung in mir auslöst, hat es das besondere Etwas, das mich doch zu sechs Punkten hinreißen lässt. Unterschwellig gefällt es mir doch. Ich nehme trotzdem an, dass Portugal es mit der Nummer nicht ins Finale geschafft hätte, wäre es noch nicht qualifiziert gewesen. Kann bei den Juroren gut ankommen, beim Publikum wohl eher weniger.


Video:

Cláudia Pascoal - O jardim

Ein Wort zu...:
Marokko - Letzte Teilnahme: 1980 mit Samira Bensaïd
Einmal in der Geschichte des Eurovision Song Contests war mit Marokko ein nordafrikanisches Land vertreten. Der staatliche Rundfunk Société Nationale de Radiodiffusion et de Télévision (SNRT) nutzte die Abwesenheit Israels, um sich im Wettbewerb zu präsentieren. Intern wählte man Samira Bensaïd aus, die mit "Bitaqat hob" ("Liebesgrüße") den ersten Beitrag auf Arabisch beim Song Contest sang. Nachdem sie nur den vorletzten Platz mit sieben Punkten aus Italien belegte, ordnete König Hassan II. an, dass sein Land aufgrund dieser Schmach nie wieder am Eurovision Song Contest teilnehmen solle. Bis heute hat sich der Sender SNRT daran gehalten, es besteht keinerlei Interesse, wieder am Song Contest teilzunehmen, wie der Sender mit Sitz in Rabat alle paar Jahre verlauten lässt. Der Privatsender 2M TV hatte sich ursprünglich um die EBU-Mitgliedschaft beworben, doch auch um ihn ist es inzwischen sehr still geworden. Samira zählt hingegen seit Jahren zu den gefragtesten Sängerinnen in der Arabischen Welt.