Freitag, 27. April 2018

Eurovision 2018: EBU schraubt erneut am Juryvoting



Europa - Jetzt wird es richtig kompliziert. Es geht um das Juryvoting beim Eurovision Song Contest, dessen Gewichtsverteilung die Europäische Rundfunkunion erneut anpasst. Weiterhin werden die Juroren unabhängig von den Zuschauern ihre Punkte vergeben. Allerdings wird das Verfahren, bei dem die Punkte zusammenkommen sich latent vom bisherigen Modell unterscheiden. Die EBU beschreibt das Ziel wie folgt: "Das Voting der Gruppe von Juroren steht über der Meinung eines einzelnen Juroren."

In der Theorie sehr vereinfacht, in der Praxis muss man hierfür doch etwas mehr ausholen. Bislang war es so, dass alle fünf Juroren ihre Einzelwertungen abgegeben haben und die teilnehmenden Beiträge bewerteten, sprich eine Reihenfolge von Platz 1 bis 25 aufstellten. Sollte ein Beitrag bei vier Juroren also gut abschneiden, ein Juror den Beitrag aber beispielsweise auf den letzten Platz werten, so ist es rechnerisch möglich, dass dieser überhaupt keine Jurypunkte erhält. In diesem Fall hätte die Entscheidung eines einzelnen Juroren Einfluss auf das gesamte Juryvoting.

Am "Exponential Weight Model"
hätten Mathematiker große Freude
Hier setzt die Europäische Rundfunkunion nun an und ordert sogenannte "Predefined score values" an, also ein anderes Stimmgewicht, das die Top Ten eines Juroren, insbesondere die drei Bestplatzierten stärker gewichtet als die Beiträge, die außerhalb der Punkteränge angeordnet werden. Diesen Verteilungsschlüssel hat die EBU grafisch darstellt, nach unten hin, zum Platz 25 nimmt das Stimmgewicht exponentiell ab. Auf Deutsch: je niedriger ein Juror einen Beitrag in seiner Wertung platziert, umso weniger nimmt die Platzierung Einfluss auf das Gesamtergebnis.

Das Konzept wurde von der Reference Group bereits im Januar abgenommen und wird in Lissabon erstmals Anwendung finden. Am offensichtlichen Juryergebnis wird sich allerdings nichts ändern, nach wie vor vergeben die Juroren unabhängig vom Televoting 12, 10 und 8-1 Punkte. Weiterhin werden die Juroren die zweite Generalprobe einer jeden Show über das Schicksal der Interpreten abstimmen. Seit 2009 wurde das Juryvoting bereits diverse Male feinjustiert, zuletzt stellte sich 2016 die größte Änderung im Wertungsverfahren seit 1975 ein.