Donnerstag, 19. November 2015

Kommentar: Eine Auswahl mit Folgen



Deutschland - Mitten in der Nacht hat der NDR seine Entscheidung bekannt gegeben, wer für Deutschland zum Eurovision Song Contest fährt - nämlich Xavier Naidoo, 44 Jahre aus Mannheim, Musiker, der sich in seinen Songs vor allem mit christlichen Themen wie Nächstenliebe etc. beschäftigt. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe ist wohl vom NDR bewusst gewählt worden, damit die Printmedien heute keine Meldung haben.

Offenbar ist dem NDR auch bewusst gewesen, dass sie nicht einen "Mann mit Mut" nominiert haben, sondern selbst Mut ob der Entscheidung besitzen. Bereits wenige Stunden nach der Bekanntgabe, dass das deutsche Volk kein sonderlich großes Mitspracherecht hat, wie einst bei Oscar Loya oder Lenas zweitem Anlauf, regt sich Protest beim Pöbel in den sozialen Netzwerken und in den Kommentarfunktionen der Nachrichtenseiten. Selbst eine Petition gibt es bereits wieder, die sich gegen ein Engagement von Naidoo in Stockholm ausspricht.


Xavier saß 2010 in der Jury,
die nach Lena suchte
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber hingegen lobt den Sänger: "Wir haben mit Xavier Naidoo einen Sänger mit großer Bühnenpräsenz. Wer ihn im Konzert erlebt, weiß, dass die Sonne aufgeht, wenn Xavier singt. Er ist erfahren, hat den nötigen Hunger, um ganz vorne landen zu wollen, und er stellt sich ohne Angst vor dem Risiko in den Dienst der Sache.", viele andere, meine Wenigkeit eingeschlossen, können mit seiner Musik jedoch nichts anfangen. Mir persönlich sind seine Texte zu melancholisch gar zu sphärisch.

Auch diverse Onlinemedien graben zudem verbale Entgleisungen der Vergangenheit aus, die es schwer machen, in Xavier Naidoo einen offenen und liberalen Vertreter Deutschlands beim Eurovision Song Contest zu sehen. Der Spiegel titelt z.B.: "Für den NDR ist er ein "Mann mit Mut", für andere ein Verschwörungstheoretiker, der durch Demokratiefeindlichkeit, Nationalismus und Homophobie aufgefallen ist." Bei verschiedenen Anlässen erklärte Naidoo, Deutschland sei kein freies sondern ein besetztes Land.

Die Nominierung von Xavier Naidoo bietet Satiremagazinen ein gefundenes Fressen und Eurovisionsfans die Skandale und Diskussionen, die man sich seit Wochen wünscht. Auf den NDR prasselt eine ganze Menge Kritik ein, selbst von Leuten, die gar nicht in der Materie des Eurovision Song Contests stecken. Ein Facebook-User erklärte, unabhängig von den Songs, die zur Debatte stehen werden: "(...) die Nominierung an sich ist zunächst mal eine herbe Enttäuschung, ungeachtet der Qualität des Nominierten."

Die ARD lässt die Kritik an der Persönlichkeit und den Äußerungen von Naidoo auf sich wirken, kommentierte jedoch nur kurz: "Xavier Naidoo ist weder rechtspopulistisch noch homophob oder antisemitisch." und weiter: "Dass Xavier Naidoo polarisiert, wussten wir.", so Schreiber und hält an seinem Schützling, der u.a. gemeinsam mit Delegationsleitung Carola Conze und Brainpool-Chef Jörg Grabosch ermittelt wurde, fest. 

Die ARD wollte einen Künstler, der den Song Contest nicht mehr zur Promotion seiner Karriere nutzen muss, gefunden haben sie so einen, aber auch einen, der das Land spaltet, sowohl durch seine Ansichten als auch durch seine Musik. Hätte es nicht auch ein Clueso getan?