Sonntag, 13. September 2015

Eurovision am Sonntag (19)


Europa - Nun stehen wir wieder am Anfang einer Eurovisionssaison. Seit letzter Woche Dienstag dürfen Interpreten wieder Songs veröffentlichen, die an der Eurovision 2016 in Stockholm zum Vortrag gebracht werden dürfen und ganz langsam kommen die Rundfunkanstalten Europas auch wieder aus ihren Schlupflöchern. Nach einer ersten Anmeldeflut kurz nach dem Wettbewerb in Wien folgt nun die zweite Welle.

Israel wird im nächsten Jahr wieder aus dem Portfolio seiner Erfolgsshow "Hakochav haba" zurückgreifen, Estland und Lettland suchen nach Beiträgen, in Dänemark ist diese Frist bereits abgelaufen, erst heute Abend meldete sich Aserbaidschans Rundfunk ictimaiTV für Schweden 2016 an. Die Eurovision nimmt wieder Fahrt auf und das ist nach tristen Sommermonaten auch gut so. Und wieder wird es in einigen Staaten interessant.

Aus rund zwei Dutzend Nationen gab es bisher noch keine Bestätigung oder Absage. Da haben wir vor allem Staaten aus Südosteuropa. Kroatiens Sender HRT erklärte uns diese Woche, dass man über die Eurovision 2016 noch sprechen werde und bis Ende des Monats noch mit der Entscheidung ringen werde. 2013 in Malmö war Hrvatska das letzte Mal bei der Eurovision vertreten, mit stark traditionellen Klängen der Super Klapa. "Mižerja" entsprach auch dem Motto der letzten Jahr Kroatiens beim Eurovision Song Contest.

Viele wünschen sich eine Rückkehr der Kroaten zum Song Contest, die nun hoffentlich wieder Kraft getankt haben, um im vorderen Feld des Wettbewerbs mitzuwirken. Tolle Melodien und ebenso tolle Vorentscheide hat das Land auf die Beine gestellt, das wünsche ich mir auch für 2016 wieder. Ebenso vom bosnischen Fernsehen, das schon ein Jahr länger aussetzt als die Kollegen in Zagreb. BHRT hat es allerdings noch schwerer, das nötige Kleingeld für den Wettbewerb zusammenzukratzen. 

Auch die anderen ex-jugoslawischen Nationen reagieren bisher verhalten auf die Eurovision. Slowenien würde gern teilnehmen, wenn auch hier das notwendige Geld zusammen kommt, bei Serbien bin ich recht positiv, dass man auch nächstes Jahr wieder mit einem starken Beitrag präsent sein wird, Bojana hat in Wien schließlich Spuren hinterlassen. Bliebe da noch Mazedonien, das bereits offen für sein Skopje Fest wirbt, es allerdings nicht als offiziellen Vorentscheid für die Eurovision bestätigt hat und natürlich zu guter letzt: Montenegro.

Die Verantwortlichen beim Sender RTCG sind nach wie vor angesäuert von der Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion, die Jurywertungen aus Podgorica beim diesjährigen Song Contest zu annullieren. Montenegro hält sich die Option offen, aufgrund dieser Entscheidung, für die es nicht einmal eine stichhaltige Begründung noch eine Entschuldigung aus Genf gab, keinen Interpreten nach Schweden zu schicken. Wie es hieß, sei in der Lokalpresse mehr über diesen Vorfall geschrieben worden als über das gute Ergebnis bei der zweiten Finalteilnahme des Landes mit Knez.

Auch aus Bulgarien gibt es noch keine weiteren Meldungen, dort ist man jedoch auch derzeit sehr mit den Vorbereitungen für die Kids Version der Eurovision beschäftigt, im Spätherbst steigt in Sofia der Junior Eurovision Song Contest, dem Deutschland abermals eine Absage erteilt hat. Bisher sind dort vor allem osteuropäische Staaten gemeldet, sowie erstmals Irland, das durch den gälischsprachigen Sender TG4 vertreten wird und bei dem man davon ausgehen darf, das es einen wirklich "irischen" Beitrag entsendet. Einen solchen gab es zuletzt 1972 auf der Eurovisionsbühne von Sandie Jones, die "Ceol an ghrá" sang.

Mit dem Debüt eines vollkommen neuen Landes im Kreise der Eurovision dürfte auch nicht zu rechnen sein, China darf nicht, die Färöer Inseln auch nicht, andere EBU-Vollmitglieder, etwa aus dem arabischen Raum, haben auch noch keine Nachrichten verbreitet. Weitere Nationen dürften der EBU bis zum Stichtag auch nicht beitreten, Kasachstan und Liechtenstein sind zwar jedes Jahr in der Diskussion, passiert ist seit Gründung unserer Webseite im Jahr 2007 aber noch nicht viel und so wird es wohl auch in Bezug auf die Eurovision 2016 bleiben. 

Dafür liegen die Hoffnungen für das kommende Jahr auf der Türkei und der Ukraine die beide formlos angekündigt haben, im nächsten Mai dabei sein zu wollen. Ob sich auch das slowakische Fernsehen RTVS dazu durchringen kann bleibt abzuwarten. Niemand wünscht sich ein Comeback der Slowaken mehr als ich, die Nominierung von Tomáš Bezdeda wäre dazu das Sahnehäubchen. Hätte ich die liquiden Mittel würde ich sie nach Bratislava überweisen, aber man kann im Leben nicht alles haben und eine spontane Crowdfounding-Kampagne für eine Song Contest-Teilnahme würde mich auch wundern.

Harren wir also weiter aus, was die nächsten Wochen bis zur Deadline der EBU noch bringen. Hoffentlich sind es mehr freudige Nachrichten als Enttäuschungen, das Länder wieder einmal absagen oder gar zurückziehen. Der Kandidat, den ich die Abkehr von der Eurovision zugetraut hätte, nämlich der Tschechischen Republik, hat hingegen längst bestätigt, was mich sehr freut. Zudem wird sich noch zeigen, was die EBU nun mit Australien anstellt. Das Land der Kängurus und des ekelhaften Brotaufstrichs Vegemite hätte nur im Falle eines Sieges 2016 teilnehmen dürfen, Jon Ola Sand grübelte später nach einer Lösung für die Aussie-Klausel.

Derzeit sieht es so aus, als würde es kein "Sydney calling" geben und die Australier nach vertaner Chance mit Guy Sebastian wieder von der Bank zusehen müssen. Aber die EBU ist ja gerne für Überraschungen bekannt, es würde mich auch nicht wundern, wenn die Eurovision bald um 20 Uhr beginnt, wie es vom Sender SVT vorgeschlagen wurde. Dabei sollte man sich aber bitte auch vor Augen halten, dass Schweden nicht der Nabel der Welt ist, auch wenn sie großes Engagement beim Song Contest zeigen, irgendwo ist auch Schluss, Christer Björkman wird mit dieser Forderung wohl bei einigen anderen, darunter der ARD auf Gegenwind stoßen, schließlich wird seit gefühlt 100 Jahren die "Tagesschau" um 20 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Eine Zeitenänderung wäre mit zahlreichen Programmumstellungen in ganz Europa verbunden. Die Briten müssten ihre Lottoziehung verschieben, die Reeperbahn müsste früher abgesperrt werden als üblich und die Georgier, Armenier und Aserbaidschaner kämen tatsächlich eine Stunde früher ins Bett als üblich. Gemäß dem Motto "Was beim Melodifestivalen funktioniert, muss noch lange nicht beim Eurovision Song Contest funktionieren", hoffen wir einmal, dass die EBU sich gegen diesen Vorschlag ausspricht, ansonsten entfernt sich das Wort zum Sonntag immer weiter vom Sonntag...

Die nächsten Wochen versprechen viele interessante Nachrichten und ich freue mich sehr auf die neue Saison, der ersten in unserem neuen Zuhause auf eurofire.me. Inzwischen haben wir über 2.500 Postings vom alten Blog übernommen und werden den Rest bis zum Eröffnungsposting 2007 in den nächsten Monaten im Hintergrund einfügen. Wir hoffen alles bis zur Hauptsaison übertragen zu haben, ein komplettes Backup der Postings schlummert bereits auf meinem Laptop, es muss nur noch editiert und hier wieder eingefügt werden. In diesem Sinne noch einen schönen Sonntagabend und morgen früh einen guten Wochenstart allen Lesern!